Bei Vormittagstemperaturen von 28 Grad am Sonntag mussten die 65 teilnehmenden Hunde für ihr Rennen fit gemacht werden. Maly, der Golden-Retriever-Hündin, reichte der Schatten zu Füßen von Herrchen Frank Wünnenberg aus Mittelstetten. Dort hatte sie lethargisch wirkend Platz genommen. Neben Maly lag ein grauer Stoffhase, mit dem wollte Tochter Sophia die Hündin später zu einer Rekordzeit auf der 50-Meter-Bahn locken. Andere Hunde wurden mit Wasser gekühlt oder verspeisten vor dem Start ein getrocknetes Stück Rinderpansen, Hühnerfüße oder Kaninchenohren - quasi als Doping. Rosi, die Border-Collie-Schäferhund-Mischung lag, mit einem nassen Handtuch umwickelt und gekühlt, auf dem Boden und wartete auf den Start.
Die exakt vermessene 50-Meter-Strecke war vom Polizei- und Schutzhundesportverein Fürstenfeldbruck auf dem Gelände in Lindach bestens präpariert worden. Ein Meter breit war der Rasen auf der Bahn kurz geschnitten und die elektronische Zeitmessanlage war aufgebaut worden, damit rekordverdächtige Zeiten erzielt werden konnten. Der Verein hat viel Erfahrung mit Hunderennen, denn er richtete am Tag des Hundes bereits das zehnte Rennen aus. Doch so viel stand schon nach dem ersten Durchgang fest: Der Stadionrekord konnte nicht überboten werden. "Der steht seit dem Jahr 2006 bei 4,39 Sekunden", erzählte Immo Looschen, der Vereinsvorsitzende und launige Stadionsprecher. Die 4,39 Sekunden lief damals ein "Italiener", sagte Looschen, "ein schlanker Labrador."
Agatha war zum ersten Mal dabei, wirkte aber völlig abgeklärt und ruhig. Viel aufgeregter war dagegen ihre Besitzerin Mona Oswald aus München bei ihrer Rennpremiere, obwohl sie als Schauspielerin das Lampenfieber gut kennt. Die Hündin, ein Mischling und Straßenhund aus Spanien, hatte als Doping eine Rinderlefze verspeist. Agatha wurde vor der Startlinie festgehalten und Oswald lief leichtfüßig 35 Meter voraus, als die Hündin losgelassen wurde und ihre Besitzerin fast vor der Ziellinie noch einholte. Mit der gestoppten Zeit von 5,34 Sekunden gehörte Agatha zu den Top Ten in der Klasse der mittelgroßen Hunde. Die Hündin kann pfeilschnell laufen, ist aber auch mit ihrer Besitzerin Mitglied beim Verein Streichelbande. "Morgen hat sie ihren ersten Einsatz im Altenheim", erzählte Oswald stolz, als Agatha als Belohnung eine zweite Rinderlefze verspeisen durfte.
Kleine Hunde, junge Hunde, große Hunde, Welpen und Seniorenhunde aller Rassen schossen zum Vergnügen der Zuschauer über die 50-Meter-Bahn. Familie Hüttig war extra aus Landshut mit ihrem Golden Retriever angereist. Die kleine fünfjährige Tochter Fabiana hatte die Aufgabe, Tinka über den Kurs zu locken. Das machte sie mit Bravour. Ältere Frauen und Männer hatten dagegen Mühe, die 50 Meter einigermaßen zu überstehen. "Sonderpunkte gibt es für den Laufstil", kommentierte Ansager Looschen humorvoll, "aber nur für den Hund", als ein Hundebesitzer nur mit Mühe über den Kurs kam. Als dann ein Herrchen nur humpelnd die 50 Meter absolvierte, meinte Looschen: "Der Hund ist auf jeden Fall schnell."
Einige Hunde wichen auch schon mal vom geraden Kurs ab. Einer lief am Ziel vorbei und machte kurz vor dem Gebüsch sein Geschäft. Andere stoppten oder grüßten ins Publikum. So auch Maly, der Golden Retriever, als Sophia mit dem Stoffhasen winkte. Mit 6,91 Sekunden waren die Wünnenbergs diesmal jedoch zufrieden. Auf keinen Fall wollten sie wieder Letzte werden. Das gelang.
Schnellster war am Sonntagmittag Senior Balou gewesen. Der Border-Collie-Mix und altdeutsche Gelbbacke von Nicole Wünschirs raste die 50-Meter-Strecke in 4,70 Sekunden hinunter. Die Hundebesitzerin aus Maisach führt ein Geschäft mit Tierbedarf und kennt sich offensichtlich damit aus, wie man auch Seniorenhunde fit macht.