Fürstenfeldbruck:Alles aus Plastik

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Beliebter Stoff für Verpackungen: Julia Traxel (links) und Brucker Schüler befassen sich mit der Verwendung von Plastik. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Julia Traxel von der Agenda 21 zeigt Schulkindern, wie viele Dinge aus Kunststoff sind und wie man auf sie verzichten kann

Von Johanna Kiermaier, Fürstenfeldbruck

"Unsere Erdölvorkommen sind etwa in der Zeit von den Dinosauriern bis heute entstanden. Das sind 250 Millionen Jahre", sagt die Biologin Julia Traxel. Ein aufgeregtes Raunen geht durch den Raum im Bürgerpavillon. Es sei ziemlich wahrscheinlich, dass die Schüler, die Traxel zuhören, noch das Versiegen der Erdölquellen erleben werden, erklärt die Biologin, die eine Mitarbeiterin des Agenda-21-Büros ist. Nicht nur die Knappheit der Ressource, sondern vor allem die Umweltbelastung durch Produkte wie Plastik ist brisant. Gerade deswegen ist es wichtig, dass die jüngere Generation ein Bewusstsein für das Thema entwickelt.

Beim Zähneputzen, Anziehen, Essen, in der Schule und in vielen anderen Situationen sind wir von Plastik umgeben. Das stellen die etwa 40 Schülerinnen und Schüler fest, die aus verschiedenen Grund- und Mittelschulen zur Hausaufgabenbetreuungen zusammenkommen. "Plastik wird aus Erdöl gemacht, das unter der Erde ist", sagt einer der Schüler. Mit einem anschaulichen Modell zeigt Traxel, wie Erdöl entsteht. Es wird klar, warum die Ressource endlich ist. Die Herstellung von Plastik wird durch einen kurzen Filmbeitrag veranschaulicht und problematisiert. Es zeigt sich: Fünf Milliarden Plastiktüten werden in Deutschland jährlich gebraucht. Pro Kopf sind das um die 65 Tüten. Die Gruppe ist beeindruckt von diesen Zahlen.

Der Nachmittag ist interaktiv aufgebaut. "Auf diese Weise erreiche ich die Kinder am besten und sie können das Erlernte gleich anwenden", so die Biologin. Bewundernswert ist, wie interessiert die Kinder und Jugendlichen sind. Wenn Essen und Trinken in Plastik verpackt ist, könne das auf Dauer sogar krank machen, erklärt Traxel. Die gesundheitsschädigende Wirkung bleibt allerdings eher ein Nebenaspekt an diesem Nachmittag. Der Schwerpunkt liegt darauf, mit den Kindern und Jugendlichen über einen nachhaltigeren Umgang mit dem Material und alternative Produkte nachzudenken. "Zuhause trennen wir Müll. Bio, Restmüll und Plastik. Dann kann das Plastik wiederverwertet werden", sagt eine Schülerin in der Diskussion. "Recycling ist eine gute Möglichkeit, um mit vorhandenem Plastik umzugehen, löst aber das Problem langfristig noch nicht", sagt Traxel. Die bessere Strategie ist, Plastik zu vermeiden. Sie vermittelt den Kindern, wie einfach man im Alltag auf andere Produkte ausweichen kann. Im Memoryspiel vertiefen die Kinder ihr neues Wissen. Und auch über die plastikfreie Zahnbürste, die alle mit nach Hause nehmen können, freuen sich die Kinder.

"Es war wirklich ein sehr gelungener und informativer Nachmittag", sagt Katharina Weyer vom Bürgerpavillon. Der Impuls, etwas über Plastik zu lernen, kommt von den Kindern der Hausaufgabenbetreuung selbst. "Die Herangehensweise von Julia Traxel hat die doch bunt zusammengewürfelte Gruppe gefesselt", so Weyer. Seit etwa einem Jahr bietet Traxel ihr Projekt "Plastikgeheimnis" an. Abhängig vom Alter der Kinder passt sie das Programm an. Das Angebot werde von Kindergärten und Schulen zahlreich wahrgenommen, so Michaela Bock, die Beauftragte des Landkreises für Agenda 21. Den Kindern wird klar, dass jeder einzelne mit einem bewussten und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen etwas bewirken kann. Oft würde das Thema die Kinder so bewegen, dass sie ihr Pausenbrot nicht mehr in Plastikboxen mitnehmen wollen und sich mit ihren Eltern über das Thema auseinandersetzen, sagt Traxler mit einem Schmunzeln. Das Ziel, die jüngere Generation für das Thema zu sensibilisieren, kann sie mit ihrem Projekt wohl erreichen.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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