Für Grafrath:Ein Tunnel oder eine Umgehung

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Gemeinderat, Rathauschef und Bürger entwickeln zusammen mit dem Planungsverband Leitlinien für die Ortsentwicklung in den nächsten 15 Jahren

Von Manfred Amann, Grafrath

Die Gemeinde Grafrath soll weiter nur moderat wachsen, wobei vorrangig Möglichkeiten der Nachverdichtung zu nutzen sind. Oberstes Ziel ist es, das typische Ortsbild einer kleinteiligen Struktur mit offener Einzelhausbebauung und breiten grünen Vorgärten zu bewahren. Ferner sollen die Identität stiftenden Merkmale, zu denen neben der Baustruktur und den besonderen topografischen Gegebenheiten vor allem die historisch bedeutsamen Bereiche sowie die Denkmäler und Ensembles gehören, erhalten werden. So steht es im Ortsentwicklungsplan (OEP), den der Gemeinderat kürzlich einstimmig verabschiedet hat. Ein vierspurigen Ausbaus der B 471 soll weiter verhindert werden. Außerdem soll darauf gedrängt werden, die zerschneidende Wirkung der Bundesstraße durch eine Tunnellösung oder eine Ortsumfahrung zu reduzieren.

Etwa eineinhalb Jahre hatte ein "Runder Tisch", der sich aus Gemeinderäten, Bürgermeister Markus Kennerknecht und Bürgern zusammensetzte, unter Anleitung von Mitarbeitern des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München Leitbilder für die Bereiche Siedlungsentwicklung und Ortsbild, Wohnen, zentrale Ortsbereiche, Gewerbe und Verkehr erarbeitet, und damit für etwa die nächsten 15 Jahre die Richtung vorgegeben. Grundlage dafür waren die Ergebnisse von Umfragen und zwei Veranstaltungen, die von vielen Bürgern genutzt worden waren, um ihre Vorstellungen über die Zukunft einzubringen.

Dass die Ortsentwicklung viele Grafrather berührt, war schon im jahrelangen Streit um die Bebauung des Klosterwirtgeländes erkennbar geworden. Auch zur Präsentation des OEP in der jüngsten Ratssitzung kamen etwa 60 Bürger. Vorrangig sollen Baulücken geschlossen und Bauflächen an den Ortsrändern im Bereich Märchenwald, Amperterrassen, südlich des Klosterwirts, westlich und südwestlich von Mauern und an der Kirchstraße in Unteralting ausgewiesen werden. Einige Bereiche wie der Höfener Hang und die Ortseinfahrt am Kloster sollen jedoch frei gehalten werden.

Möglichkeiten der Innenentwicklung sehen die Verfasser des OEP auch östlich und südöstlich des forstwirtschaftlichen Versuchsgartens, am Birkenweg, in den Bereichen Jahrholzweg-Neubruch, östlich Lindenhof zwischen Bahnhofsweg und Bahnlinie sowie zwischen Edeka und Bahnhofsgelände. Das Bahnhofsgebäude samt dem Umgriff soll die Gemeinde erwerben. Für die Bereiche sollen Konzepte zur Mehrung des Baurechts für Geschosswohnungsbau geprüft werden. Da Grafrath kein gewachsenes Ortszentrum hat, soll dem Bereich "rings um das Rathaus eine besondere Funktion mit Identität stiftender Wirkung " zukommen. Ferner soll zwischen dem historisch bedeutsamen Klosterbereich und dem Rathausplatz eine Verbindung geschaffen werden.

Die kleineren Subzentren Amperbrücke Wildenroth, Bahnhof, Ortsmitte von Unteralting und Mauern sollen aufgewertet werden, um deren Attraktivität zu steigern. Bei der Schaffung von Wohnraum soll vorrangig darauf geachtet werden, dass er bezahlbar ist und der Bedarf an alternativen Wohnformen für junge Grafrather, Senioren und Flüchtlinge berücksichtigt wird.

Hinsichtlich der Ansiedlung von Gewerbe wollen die Grafrather nur kleine Betriebe mit wenig Verkehr zulassen und vorrangig bestehenden Unternehmen Entwicklungschancen einräumen. Für Gewerbeflächen hat der Runde Tisch den Bahnhofbereich im Blick. Mittelfristig soll auch versucht werden, Grafrath an einem interkommunalen Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Brucker Flugplatzgelände zu beteiligen.

Ein wichtiges Thema ist der Verkehr. Gute Fuß-und Radwegverbindungen sind ebenso wichtig wie die Reduzierung und die Erhöhung der Verkehrssicherheit in den Durchgangsstraßen. Überdies soll ein zweiter Ampersteg die Verbindung der Ortsteile verbessern.

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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