Friedhof:Gestörte Grabesruh'

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Die Grünen-Fraktion im Eichenauer Gemeinderat beklagt einen Sanierungsstau. Mit ihrer Kritik und ihrer Forderung nach neuen Bestattungsformen stoßen sie bei ihren Kollegen im Gremium auf Unverständnis

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Wenn es um das Sterben und den Tod geht, dann reagieren viele Menschen sehr empfindlich. Noch empfindlicher werden zum Beispiel die Eichenauer, wenn es um ihren Friedhof geht. Fast gleichzeitig haben sich die CSU vor Allerheiligen und die Grünen nach Allerseelen mit den kleineren und größeren Problemen sowie Anregungen und Beschwerden von Friedhofsbesuchern befasst und der Verwaltung jeweils Mängellisten übergeben. In der letzten Sitzung im alten Jahr hat sich der Gemeinderat damit beschäftigt. Nach Meinung von Zweiter Bürgermeisterin Gabi Riehl (SPD) völlig unnötig, denn "jede Kleinigkeit wird zum Antrag aufgeblasen". Ohne sich an CSU oder Grüne direkt zu wenden, machte Riehl ihrem Ärger weiter Luft: "Es wird der Eindruck erweckt, wir hätten einen verrotteten und vergammelten Friedhof."

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(Foto: Günther Reger)

Bis auf die eher einfach gestalteten Brunnen ist der Eichenauer Friedhof vielfältig angelegt.

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(Foto: Günther Reger)

Die Urnenwand soll demnächst an den Seiten erweitert werden,...

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(Foto: Günther Reger)

...Urnengräber mit einer Stele sollen auch hinzukommen, weil die Nachfrage steigt.

Dabei ist das, was die Eichenauer auf ihrem Friedhof vorfinden, ein Abbild der vielen Moden in der Friedhofskultur. Zuletzt, und darauf wies die Verwaltung die Gemeinderäte in ihrem ausführlichen Vortrag hin, sei 2015 sogar ein Friedwald angelegt worden. Urnengemeinschaftsanlagen, ein Grabfeld für Baumbestattungen stünden zur Verfügung, wie Geschäftsleiter Alexander Messner erläuterte. Es sei das Ziel der Gemeinde, "ein angemessenes Angedenken" zu ermöglichen. "Wir haben alle modernen Formen der Bestattung im Angebot", so Messner. Allerdings nicht alle, wie die Grünen bemängeln, die in ihrem Antrag unter der Rubrik "Charakter des Friedhofes optimieren" fordern, mittelfristig die gemeinsame Bestattung mit Haustieren zu ermöglichen. Dafür ist ein eigener Bereich nötig und solange diese "Doppelbestattungen" dort stattfänden, "dürfte eine traditionelle Friedhofsordnung nicht gestört sein".

Wegen des Verkehrs möchte die Grünen eine Schallschutzwand statt der Friedhofsmauer. (Foto: Günther Reger)

Dem musste Messner aber widersprechen, weil Haustierbestattungen unzulässig sein. Messner klärte überdies darüber auf, dass das Bestattungsrecht Ländersache ist und in Bayern die Bestattung "nur in Behältnissen" stattfinden darf. Damit sind Särge und Urnen gemeint. Die Asche allein in den Boden streuen, ist also nicht erlaubt, ebenso die Beerdigung nur in einem Tuch oder einer Decke. "Den Wünschen der Trauernden wird weitgehend entgegengekommen", sagte der Hauptamtsleiter.

Derweil wird die Aussegnungshalle mit großem Aufwand renoviert. (Foto: Günther Reger)

Christine Ganzhorn (Grüne) war das aber offenbar zu wenig. Sie sagte zur Verärgerung anderer Gemeinderäte, dass der Friedhof in den vergangenen Jahren "stiefmütterliche behandelt" worden sei, in ihrem Antrag spricht sie von einem "Sanierungsstau". In der Liste der angeblichen Mängel und möglichen Verbesserungen, die die Grünen zusammengestellt haben, ist auch eine "Schallschutzlösung" aufgeführt, die bei der Erneuerung der Friedhofsmauer entlang der viel befahrenen Hauptstraße bevorzugt werden sollte. Zum einheitlichen Erscheinungsbild solle auch gehören, dass die Wasserzapfanlagen erneuert werden. Wie im nahen Puchheimer Friedhof Schopflache können sich die Grünen Brunnen als "Betonklötze mit Ablaufrinne und Bronzerohr" vorstellen. Die Verwaltung steht solchen Wünschen nicht ablehnend gegenüber, sondern hat selbst schon Überlegungen dazu angestellt. Bislang fehlt es an den nötigen Mitteln, die der Gemeinderat dafür in den Haushalt einstellen müsste.

Während der Grünen-Antrag weniger gut im Gremium ankam, hatte die Vielzahl an Verbesserungsmöglichkeiten, die die CSU zusammengestellt hatte, bessere Chancen. Viele Ideen, wie etwa Vergrößerung oder Erweiterung von Urnenanlagen, die Reinigung der Urnensäulen oder neuer Kies auf den Wegen seien schon in der Planung, hieß es. Inge Hoffmann (CSU) bemängelte, dass Gras auf den Wegen wachse und der Eingangsbereich "nicht besonders gut" aussehe. Hoffmann: "Wir wollen eine kostengünstige und schnelle Lösung."

Der Gemeinderat beschloss einen 15-Punkte-Katalog mit Forderungen und Ergebnissen zur Friedhofsgestaltung und den angesprochenen Mängeln, wollte die von den Grünen geforderten neuen Brunnenanlagen sowie die einheitliche Einfassung aller Wege nicht. Inge Hoffmann, die schon die Seniorenreferentin des Gemeinderates ist, soll sich als Ombudsfrau der Friedhofsthemen annehmen.

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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