Feuerwehr gegen Bürgermeister:Feuer unterm Dach

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Die Gemeinde Egenhofen streitet sich mit einem Lieferanten um den Preis für die Ausstattung eines neuen Einsatzfahrzeuges. Das Löschauto sitzt deshalb in Österreich fest und fehlt der Egenhofener Wehr.

Stefan Salger

Retten, bergen, löschen? Damit tut sich die Feuerwehr in Egenhofen momentan schwer. Denn zurzeit verfügt sie lediglich über einen VW-Bus. "Und mit dem könnten wir bei einer Alarmierung nur zum Einsatzort fahren und zuschauen, wie es brennt", schimpft Feuerwehrkommandant Stefan Lederer-Brunn. In Egenhofen ist buchstäblich Feuer unterm Dach: Die Feuerwehrmänner sind sauer auf die Gemeinde, weil die wegen eines vergleichsweise geringen Betrags die Auslieferung des neuen Löschfahrzeugs blockiere. Vor allem aber deshalb, weil Bürgermeister Josef Nefele immer nur auf drängende Nachfragen über den Sachstand informiere - "frustrierend und demotivierend" sei das, sagt Lederer-Brunn.

Die Gemeinde Egenhofen wiederum ist sauer auf einen Fahrzeugausrüster, von dem sie sich über den Tisch gezogen fühlt. Und deshalb steht das alte Tanklöschfahrzeug der Egenhofener Feuerwehr, das 40 Jahre auf dem Buckel hat und jüngst ausgemustert worden ist, in Leonding nahe Linz auf dem Hof der Firma Rosenbauer, eines großen österreichischen Ausrüsters von Feuerwehrfahrzeugen. Nebendran steht ein moderner, allradgetriebener Zwölftonner. In das neuwertige Vorführfahrzeug ist ein Teil der noch funktionstüchtigen Gerätschaften des alten MAN-Haubenwagens aus Egenhofen eingebaut worden. Vom Hof darf es aber nicht fahren, weil die Gemeinde nicht die 7300 Euro zahlen will, die ein Zulieferer in Rechnung stellt.

243 000 Euro kostet das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, das unter Fachleuten nur HLF-10 genannt wird. Bereits 2007 befürwortete die Gemeinde die Anschaffung, 2012 wurde der Betrag im Haushalt bereitgestellt. Am 18. Juni wurde der alte MAN nach Österreich gebracht - sozusagen zum Ausschlachten. Am 16. Juli, drei Tage vor dem geplanten Abholtermin, erfuhr die Feuerwehr laut dem stellvertretenden Kommandanten Andreas Kaltenegger von den Problemen - und das erst "auf Nachfrage" bei der Gemeinde.

Grund sind Meinungsverschiedenheiten mit einem Zulieferer, der die noch fehlende Ausrüstung aufs Niveau der "Normbeladung" gebracht hat. Dass dafür über den Fahrzeugkaufpreis hinaus rund 7300 Euro anfallen würden, darauf sei auf der Seite zwei des Angebots, das Rosenbauer auf die europaweite Ausschreibung hin abgegeben hatte, ausdrücklich hingewiesen worden, sagt Lederer-Brunn. Nefele sieht das anders: Es habe klare Vereinbarungen mit dem Lieferanten gegeben. Wenn plötzlich über den Kaufpreis hinaus zusätzlich Geld verlangt werde, dann sei das "unredlich".

"Wir wollen das Fahrzeug, aber wir wollen es zu den ausgehandelten Bedingungen." Schließlich müsse die Gemeinde sparsam wirtschaften. Weil die Abholung des Feuerwehrautos als Zeichen gewertet werden könnte, dass die Gemeinde zahlt, soll es einstweilen dort stehen bleiben. Ein Sicherheitsrisiko verneint der Bürgermeister: "Bei 3300 Einwohnern haben wir fünf Feuerwehren mit 180 aktiven Feuerwehrleuten" - eine Versorgung, von der andere Gemeinden nur träumen könnten.

Die Feuerwehrmänner machen jedoch eine andere Rechnung auf: Muss bei einem Brand in Egenhofen eine andere Feuerwehr anrücken, dann kann das Lederer-Brunn zufolge "15 bis 20 Minuten" kosten. Bis dahin könne es zu spät sein. Kaltenegger verweist auf den Einsatz vor einigen Jahren: Damals konnte die Egenhofener Wehr in Brand geratene Fahrzeuge und einen Carport rechtzeitig löschen und damit den Übergriff der Flammen auf das benachbarte Wohnhaus verhindern. Mit Blick auf das Awo-Altenheim, den Kindergarten, die Furthmühle und Schloss Weyhern sei es ratsam, auf Nummer sicher zu gehen, statt sich auf das rechtzeitige Eintreffen der Feuerwehren aus Wenigmünchen, Aufkirchen, Unterschweinbach und Oberweikertshofen oder von den Nachbarn Pfaffenhofen und Odelzhausen zu verlassen.

Was der Spitze der Feuerwehr mit 35 aktiven Mitgliedern aber besonders stinkt: Sie fühlt sich übergangen - Engagement und Eigenleistungen würden nicht gewürdigt. In einem offenen Brief heißt es: "Die nicht vorhandene Informationspolitik gegenüber den Verantwortlichen der Feuerwehr lässt für uns nur den Schluss zu, dass der Erste Bürgermeister, Herr Josef Nefele, keinerlei Interesse an der ehrenamtlichen Tätigkeit der Feuerwehr Egenhofen zeigt. Seiner Aussage nach erzeugen die Feuerwehren in der Gesamtgemeinde durch ihre circa 180 aktiven Mitglieder nur Kosten."

Nefele fühlt sich zu Unrecht angegriffen. Er will den Konflikt nicht weiter befeuern. Aus dem Umfeld der Verwaltung aber dringt durch, dass die Feuerwehr schon ein sehr ausgeprägtes Anspruchsdenken an den Tag lege. Nefele glaubt ohnehin, dass sich die Differenz mit dem Ausrüster bald ausräumen lässt und die Feuerwehr ihr neues Fahrzeug dann abholen kann.

© SZ vom 26.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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