Fahrrad:Alltagsverkehrsmittel 

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Die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, hier am Fürstenfeldbrucker Bahnhof, sollen verbessert werden. (Foto: Johannes Simon)

Der Landkreis möchte mehr Autofahrer zum Umstieg bewegen und dazu sein Radwegenetz ertüchtigen. Die Bürger sollen dabei mit ihren Anregungen helfen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Landkreis möchte mehr Autofahrer zum Umsteigen auf das Fahrrad bewegen. Nicht nur für Freizeitausflüge, sondern auch im Alltag. Dafür entwickelt er gerade ein Radwegekonzept, bei dem nun auch die Bürger mitreden können. Vom 5. Februar bis zum 2. März können sie zum Thema Radverkehr im Landkreis Fürstenfeldbruck Probleme und Problemstellen benennen, Anregungen geben und Wünsche äußern.

Seit knapp anderthalb Jahren arbeitet der Landkreis an einem überörtlichen Konzept, das die Verkehrssituation für Radfahrer analysieren und Schwachstellen aufzeigen soll. Und siehe da, "es gibt sehr viel mehr Radwege im Landkreis als gedacht", sagt Landrat Thomas Karmasin (CSU) am Montag einleitend bei einer Pressekonferenz. Von 400 Kilometern ging man aus, mittlerweile wurde das Radwegenetz im ganzen Landkreis auf 700 Kilometer hochgerechnet. Das hat auch damit zu tun, dass es dabei nicht nur um jene offiziellen Radwege geht, die sichtbar ausgewiesen sind. "Ein Radweg ist es dann, wenn eine Familie zwischen acht und 80 Jahren darauf fahren kann", sagt Helmut Hareiner vom Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und konkretisiert: "Wenn nur der Mann darauf fahren kann, weil er ein Mountainbike hat, dann ist es kein Radweg." Das bedeutet, auch kleine, verkehrsarme Straßen oder ein tauglicher kleiner Schotterweg werden ebenso in das Konzept aufgenommen wie der klassische Streifen für Fahrradfahrer entlang der Hauptverkehrsachsen, erläutert Alexander Bertram vom Beratungsbüro Topplan aus Wald im Allgäu, das das Konzept für den Landkreis erstellt. Bei der Befahrung aller dafür geeigneten Strecken im gesamten Landkreis stellte sich heraus, dass die Probleme an vielen Stellen ähnlich sind: Oft ist die Beschilderung lückenhaft oder nicht einheitlich - so finden sich neben den offiziellen weißen Schildern mit grüner Schrift auch noch die alten gelben Schilder des Erholungsflächenvereins -, was freilich weniger den Alltagsradler stört, weil er die Strecke kennt, wohl aber den Freizeitradler, der von auswärts kommt. Oftmals ist auch die Radwegeführung nicht durchgängig oder wird gerade an Problem- oder Engstellen vernachlässigt. "Da wird zu selten an die Radfahrer gedacht", sagt Sebastian Klaß, der Fahrradbeauftragte des Landkreises. Beispiele gibt es zuhauf: Da steht dann ein Pfosten im Weg, der Bordstein ist nicht abgesenkt oder an schnellen Straßen oder unübersichtlichen Kurven fehlt eine Querungsmöglichkeit.

Auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gibt es zu wenige, auch an den Bahnhöfen. Die vorhandenen sind häufig überfüllt, so dass die Räder dann daneben gestellt oder an den Zaun gekettet werden. Für die immer beliebter werdenden E-Bikes gibt es noch gar keine richtigen Stellplätze. Um die Bürger zum Umstieg zu bewegen, sei es aber wichtig, dass das Rad sicher abgestellt oder vielleicht sogar eingeschlossen werden könne, weiß Alexander Bertram. Wichtig sei auch, dass es sich dabei um gut einsehbare und beleuchtete Orte handle. Weil der Radverkehr gerade auf innerörtlichen Strecken wegen der hohen Verkehrsbelastung, aber auch durch parkende Fahrzeuge erschwert wird, schlägt das Büro Topplan vor, ein Entwicklungsnetz aufzubauen, das wie eine Art Radwegering um die Städte und Gemeinden herumführen und mittels Stichstraßen in die Kommunen hineinführen soll.

Sein Radwegenetz versucht der Landkreis auch mit dem Bau neuer Strecken zu ergänzen. Vielfach aber gelingt das nicht, weil es schon beim Grunderwerb Schwierigkeiten gibt. Die Diskussion um die Schaffung von Radschnellwegen für den Pendler der Zukunft, der darauf zur Arbeit radeln soll, hatte die Diskussion um den Zustand der Radwege im Landkreis angefacht. "Aber das Ganze nutzt nichts, wenn die Kommunen nicht vernetzt sind", sagt ADFC-Mann Hareiner. Die Kommunen brachten sich bereits in das Konzept ein und nannten die häufig und weniger häufig benutzten Strecken, nun können sich auch noch die Bürger äußern. Vom kommenden Montag an können sie Fragebögen in den Gemeinden ausfüllen oder sich online auf der Homepage des Landratsamtes unter www.lra-ffb.de registrieren und dort ihre Erfahrungen und Wünsche zum Radfahren im Landkreis weitergeben oder auch Fotos hochladen. All das soll dann in das Konzept einfließen.

© SZ vom 30.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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