Fachkräfte aus Almunecar:Unterkunft in der Kaserne

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Sie kommen aus Fürstenfeldbrucks Partnerstadt Almuñécar, um im Landkreis zu arbeiten. Ihre erste Wohnung könnten sie im Fliegerhorst bekommen.

Von Stefan Salger

Die Luftwaffe stellt auf dem Fliegerhorstgelände zehn Unterkünfte bereit für spanische Fachkräfte, die hier eine Arbeit, aber noch keine Wohnung gefunden haben. Das hat Brigadegeneral Bernhardt Schlaak beim Neujahrsempfang am Dienstag bekannt gegeben. Er wertet dies, ebenso wie OB Sepp Kellerer und Landrat Thomas Karmasin, als Beleg für die enge Verbundenheit der Bundeswehr mit Stadt und Landkreis.

Der große Festsaal der Offiziergesellschaft bildet am späten Vormittag den feierlichen Rahmen für den traditionellen Empfang. Die Sektgläser auf den weißen Decken der Bistrotische werden ins helle Sonnenlicht getaucht, unter den drei riesigen Messing-Kronleuchtern und dem Ölgemälde von Manfred von Richthofen, dem Jagdflieger aus dem Ersten Weltkrieg, hat sich beinahe alles versammelt, was Rang und Namen hat: Unter die zahlreichen Offiziere in dunkelblauer Ausgehuniform haben sich die Vertreter von großen Unternehmen, der Kirche, Polizei, Behörden und Bildungsexperten ebenso gemischt wie hochrangige Juristen, Polizisten, Bürgermeister sowie Kreisräte. Und natürlich Stadträte - aus "unserer Garnisonsstadt", wie Schlaak, der Standortälteste und Kommandeur der Offizierschule, die Kreisstadt nennt. Das Blechbläserquintett des Luftwaffenmusikkorps 1 aus Neubiberg spielt Dixieland und Brass Boogie und versucht damit, eine heitere Atmosphäre zu schaffen. Auch alle Redner versuchen, mit Blick auf den bis 2019 geplanten Abzug der Luftwaffe aus Bruck, trübselige Gedanken gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Bevor sich die Gäste bei einer Gulaschsuppe zu kleinen, informellen Gesprächsrunden zusammenfinden, streichen Karmasin und Kellerer ausdrücklich die enge und intakte Verbindung von Stadt und Landkreis zur Luftwaffe heraus. "Wir erneuern unser Bekenntnis zu Ihnen", sagt der Landrat, "wir lassen Sie nicht im Stich." Und Kellerer erinnert daran, dass die Stadt die Pflege des Luftwaffenehrenmals übernimmt. Beide Politiker setzen große Hoffnungen in die neue Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Ihr trauen sie zu, in der arg von Reformen gebeutelten Truppe wieder Zuversicht zu verbreiten.

Wohlwollend nimmt Bernhardt Schlaak alle Freundschaftsbekundungen entgegen. "Das macht uns Mut", sagt er. Und weiter: "Wir sind gerne hier." Der 54-Jährige hat zuvor das Bild einer hoch spezialisierten und hoch mobilen Truppe gezeichnet: 90 Soldaten und zivile Mitarbeiter sind 2013 von Bruck aus auf internationale Einsätze entsendet worden. Gleichwohl befindet sich der Standort im Zustand einer fortwährenden Abwicklung: Das Kommando der Ersten Luftwaffendivision wurde fast komplett abgezogen, das Flugmedizinische Institut vor seiner für 2018 geplanten Verlegung nach Köln umstrukturiert. Der IT-Sektor, der im vergangenen Jahr mit einem mobilen Gefechtsstand an der türkische Grenze vertreten war, wird nach Ostfriesland verlegt. Und das Stammpersonal der Offizierschule, die bis 2018 nach Roth umziehen soll, wurde nach einer Neuausrichtung des Unterrichts bereits von 500 auf 300 Mitarbeiter reduziert.

Mit Blick auf die Überführung des Fliegerhorsts in eine zivile Nutzung erklärte Schlaak die Bereitschaft "auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen" und nennt als Beispiel gleich die Bereitstellung von zehn Unterkünften für spanische Arbeitskräfte. Der neue Kasernenkommandant, Oberstleutnant Oliver Kemmerzell, wird bereits in den nächsten Tagen die Voraussetzungen für eine Aufnahme von bis zu zehn Personen schaffen. Die Apartments - Küche und Bad liegen auf dem Gang - entsprechen denen von Lehrgangsteilnehmern der Offizierschule. Sie sind nicht besonders komfortabel, aber angesichts der Aussichtslosigkeit, kurzfristig eine bezahlbare Wohnung auf dem freien markt zu finden, für die spanischen Fachkräfte oder Auszubildende eine wertvolle Hilfestellung auf dem Weg, hier Fuß zu fassen. Zugeschnitten sei diese Übergangslösung "vor allem auf die Bedürfnisse von allein anreisenden Menschen", so Kemmerzell. Zwar befinden sich die Sternbauten innerhalb des umzäunten Bereichs, für den hohe militärische Sicherheitsvorschriften gelten. Kemmerzell kündigte aber an, den künftigen Bewohnern würden Zugangskarten ausgehändigt, so dass sie ihre Unterkünfte ohne weitere Kontrollen erreichen könnten. Bei Bedarf könne die Stadt nun jederzeit um eine kurzfristige Unterbringung von Arbeitskräften ersuchen.

© SZ vom 29.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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