Exkursion nach Germering:Der Kleingarten als Exportschlager

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In Südkorea wurde die Arbeitswoche zuletzt von sechs auf fünf Tage verkürzt. Nun haben die Menschen mehr Zeit zum Garteln - Grund genug, für eine Delegation, eine bayerische Vorzeigeanlage zu besuchen.

Anna Müller

So manches spannende Detail über das vielleicht liebste Hobby der Deutschen haben 23 Südkoreaner am Montagnachmittag vor heimelig-bayerischer Kulisse erfahren:

Jeong-Eun Kim findet auf der Anlage und im Vereinsheim Inspirationen für Kleingärten in ihrem Heimatland. (Foto: Johannes Simon)

Eine Delegation des südkoreanischen Landwirtschaftsministeriums war beim Kleingartenverein Unterpfaffenhofen-Germering in der Kerschensteinerstraße zu Gast, um sich in die Kniffe der Gartenplanung einweisen zu lassen.

Konkreter Anlass für den Besuch war, so der etwas überfordert wirkende Dolmetscher, das "Benchmarking". In der Betriebswirtschaft ist damit der Vergleich ähnlicher Methoden zur Optimierung der eigenen gemeint.

Ein mitgereister Professor wird konkreter: In Südkorea sei die Arbeitswoche unlängst von sechs auf fünf Tage reduziert worden. Nun hätten die Koreaner samstags und sonntags mehr Freizeit und könnten diese ins Garteln stecken.

Diese zwei Mitglieder des südkoreanischen Landwirtschaftsministeriums interessieren sich nicht nur für die Entstehungsgeschichte des Germeringer Kleingartenvereins. Sie genießen auch die bayerische Gemütlichkeit im Grünen. (Foto: Johannes Simon)

In großen Städten, wie im elf Millionen Einwohner zählenden Seoul, gebe es bereits Kleingartenanlagen - die Koreaner verwenden übrigens dasselbe Wort. Kleine Städte mit "nur etwa drei Millionen" Einwohnern, so der Dolmetscher weiter, hätten hingegen noch keine.

Wie ein anderer Besucher ergänzt, besitzt der koreanische Staat - anders als Deutschland - keine eigenen Grundstücke. Alles sei in privater Hand.

Da aber nur 30 Prozent des Landes nutzbar sind, komme es zu horrenden Quadratmeterpreisen. Das Ministerium wolle nun Grundbesitzer davon überzeugen, Kleingärten anzulegen, meint der Gast.

Im Vereinsheim beantwortet Vorsitzender Josef Hernicht routiniert alle Fragen zu Entstehung und Hintergründen des Vereins, welche die Asiaten über ihren Dolmetscher stellen lassen.

Mit ihrem Film- und Foto-Equipment halten sie jedes Detail fest. Auch beim anschließenden Gang durch die Gartenanlage dokumentieren sie alles - vom Geräteschuppen über die Pflanzen bis hin zum weiß-blauen Gartenschmuck.

Für Hernicht ist es nicht der erste Besuch aus dem Ausland: "Das läuft über den Landesverband. Wir hatten auch schon vier oder fünf japanische Gruppen da", erzählt er.

Die Delegationen würden von einer Frankfurter Reiseagentur vermittelt. Interessant sei die Germeringer Anlage vor allem deshalb, weil sie als eine von wenigen öffentlich zugänglich ist. Zudem wurde sie nicht auf dem Reißbrett geplant, sondern wie ein Park gestaltet - ohne Hecken, ohne Zäune.

© SZ vom 18.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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