Einwegverpackungen:Rabatt statt Pfand

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Eichenau möchte der Müllflut entgegenwirken und die Anbieter von Coffee-to-go zu einer einheitlichen Lösung bewegen: Wer den eigenen Becher mitbringt, soll einen Preisnachlass für sein Heißgetränk bekommen

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

In den Eichenauer Bäckereien und Cafés wird es keinen eigenen Becher für den Mitnahmekaffee geben. Dem ursprünglich von der SPD-Fraktion im vergangenen Jahr gestellten Antrag auf einen Pfandbecher hat nun der Gemeinderat letztlich eine Absage erteilt. Ein Grund dafür war das Ergebnis einer Umfrage unter Konsumenten, die von den Eichenauer Grünen und dem örtlichen Gewerbeverband ausgegangen ist. Damit ist auch die Idee vom Tisch, dass von Eichenau aus ein landkreisweit geltendes Pfandbecher-System eingeführt werden könnte.

Ob das Umfrageergebnis bei 76 Teilnehmern repräsentativ für das Konsumverhalten der Eichenauer Bevölkerung ist, war für die Entscheidungsfindung unerheblich. Für den Gemeinderat gab dieses Meinungsbild zusammen mit Befragungen in den vier Bäckereien den Ausschlag, von einem Pfandbecher-Projekt abzurücken. Abgefragt wurde, ob die Menschen lieber ihren Kaffee im Pfandbecher hätten, wie er etwas in Fürstenfeldbruck im vergangenen Jahr eingeführt worden war, oder einen Becher in den Geschäften erwerben und beim Befüllen jeweils einen Rabatt bekommen. Zudem konnten die Befragten sich dazu äußern, ob beide Möglichkeiten kombiniert angeboten oder die To-Go-Becher überhaupt abgeschafft werden sollten.

Das Ergebnis: 58 Befragte entschieden sich für die Möglichkeit, einen Becher kaufen zu können und für jede Füllung einen Preisnachlass zu bekommen. Nur eine Stimme war für die Abschaffung des Einwegsystems. Während diese Zahlen eindeutig waren, gab es bei der Anzahl der täglich benötigten Pappbecher erhebliche Unterschiede. Während Bürgermeister Peter Münster (FDP) von 650 ausging, wie er erfahren hatte, sprach SPD-Fraktionssprecherin Getrud Merkert von 240 täglich. Diese Zahl hatte ihre Nachfrage in den Bäckereien ergeben. Sie rechnete hoch, dass jährlich also mindestens 70 000 Becher anfielen. Eine Zahl, die das Gremium sichtlich beeindruckte und zu einer angeregten Diskussion führte über das Konsumverhalten, die Abfallpolitik und die Möglichkeiten der Gemeinde, gegenzusteuern.

Claus Guttenthaler (Freie Wähler Eichenau) sah die Verantwortung "beim Gesetzgeber" und nannte die möglichen Aktionen der Gemeinde "alles nur Appelle". Sein Fraktionskollege Bernd Heilmeier jedoch kam zusammen mit Vertretern anderer Fraktionen und dem Bürgermeister zu dem Schluss, dass die Gemeinde Werbung für die Aktion der Bäckereien machen sollte. Einstimmig wurde Münster beauftragt, mit den Anbietern von Coffee-to-go zu verhandeln, damit sie Kunden, die mit ihrem eigenen Becher kommen, einen Preisnachlass von zehn bis 15 Prozent gewähren. Sollten die Bäckereien positiv darauf reagieren, möchte die Gemeinde die Aktion auch öffentlichkeitswirksam bewerben. Die Ideen dazu, waren vielfältig, konkret aber könnte es werden, wenn der Tagesbedarf an Einwegbechern dargestellt wird.

Die Grünen, die schon bei der ersten Beratung des SPD-Antrags für die Einführung eines Pfandsystems im November vergangenen Jahres mit der Nachricht überrascht hatten, dass der Gewerbeverband parallel zu den Beratungen im Gemeinderat eigene Überlegungen angestellt habe, wussten in der Sitzung am Dienstag auch schon wieder mehr als die anderen. So sagte Christine Ganzhorn, dass der Gewerbeverband "stark in Erwägung zieht, eigene Becher als Werbegeschenke zu besorgen". Und auch die Nachricht, dass in der Filiale eines Fürstenfeldbrucker Bäckers der in Bruck übliche Pfandbecher verwendet werde, löste im Gremium durchaus Erstaunen aus.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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