Eichenau:Noch nicht dramatisch

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Eichenau diskutiert Personalplanung in Kitas

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Nicht erst seit den neuerlichen Streiks von Beschäftigten in Kindertagesstätten ist Kommunen wie Eichenau die Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt für Erzieherinnen bewusst geworden. Sind schon kommunale, kirchliche und soziale Träger untereinander Wettbewerber, so kann sich die Situation durch nur einen private Kindergartenfirma verändern. Dieser Meinung ist man zumindest in der CSU-Fraktion des Eichenauer Gemeinderats. Fraktionssprecher und CSU-Bürgermeisterkandidat Dirk Flechsig hält es für "gefährlich, wenn ein Träger einen außergewöhnlich hohen Zuschuss bezahlt". Dass die Gemeinde dadurch ins Hintertreffen gelangt und es für sie immer schwieriger wird, qualifiziertes Personal zu bekommen, das möchten auch die anderen Fraktionen nicht. Die Vorschläge, wie man Erzieherinnen für die gemeindlichen Kindertagesstätten gewinnen könnte, reichten in der Debatte während der jüngsten Gemeinderatssitzung von einer Ballungsraumzulage bis hin zu Bernd Heilmeiers Vorschlag, die Mitarbeiterinnen wie in der Wirtschaft mit Kleinwagen zu ködern.

Dabei ist die Personalsituation, so wie es die Verwaltung in ihrer umfangreichen Vorlage auf Antrag der Grünen-Fraktion ausführt, zwar angespannt, aber noch nicht dramatisch. Bei all der vielen Arbeit, die Erzieher haben, ist das Betriebsklima in den gemeindlichen Kindergärten recht gut. 33 Pädagoginnen und Pädagogen beschäftigt die Gemeinde, drei von ihnen befinden sich in Elternzeit. 20 Angestellte haben einen Vollzeitjob. Weil die von der Verwaltung vorgelegte Übersicht bei den Grünen den Eindruck erweckte, die Fluktuation sei so groß, "dass sich das gesamte Personal in fünf Jahren ausgetauscht hat", wie Rike Schiele anmerkte, versuchte Bürgermeister Hubert Jung (CSU) zu relativieren. Das seien "statistische Überlegungen", sagte Jung, es gebe "natürliche Gründe für die Fluktuation", zum Beispiel Schwangerschaften.

Und genau damit haben wohl alle Träger ein Problem, wie Jung sagte. Nicht weil die Mitarbeiterinnen schwanger würden, sondern mit dem Effekt, dass Erzieherinnen am ersten Tag nach Bekanntwerden ihrer Schwangerschaft nicht mehr mit den Kindern arbeiten könnten. "Es liegt an der fehlenden Immunisierung", erklärte Dirk Flechsig, der als Vorsitzender der Nachbarschaftshilfe Eichenau für die Kinderbetreuungseinrichtungen seines Sozialdienstes zuständig ist. Anscheinend seien viele Frauen in Kindheit und Jugend nicht geimpft worden, es fehle also der Schutz vor ansteckenden Krankheiten.

"Da geht das Kindswohl vor", sagte Flechsig, und die Schwangere könne zu ihrem Schutz höchstens noch mit Verwaltungsaufgaben betraut werden. Flechsig erläuterte aber auch die Konsequenzen. Wenn plötzlich Mitarbeiterinnen fehlten, sei Ersatz nicht sofort zu bekommen. Wegen der besonderen Personalsituation in der Region München könne es mitunter fünf Wochen oder länger dauern, bis eine neue Fachkraft gefunden sei.

Und obwohl die Gemeinde Eichenau Erziehern eine Ballungsraumzulage zahlt, gibt es auch finanzielle Probleme: Wie einen Mitarbeiter am Ort halten, wenn es zu wenige bezahlbare Wohnungen gibt und die Lebenshaltungskosten hoch sind.

Ein Ansatzpunkt scheint nun gefunden worden zu sein. Rike Schiele schlug vor, Wohnungen zur Verfügung zu stellen und "einen Start ins Berufsleben zur ermöglichen". Laut Flechsig wäre eine Möglichkeit, im Umfeld des Gewerbegebiets Süd, wo jetzt noch das Aldi-Logistikzentrum steht, mittelfristig Betriebswohnungen zu schaffen. Dazu seien aber zunächst Gespräche mit dem Eigentümer nötig.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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