Eichenau:Kein Verständnis für Edeka-Kritiker

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Eichenauer Kommunalpolitiker warnen vor schlechter Versorgung

Von Ariane Lindenbach, Eichenau

Das angestrebte Bürgerbegehren gegen den geplanten Edeka-Markt am Eichenauer Ortsrand stößt bei vielen Kommunalpolitikern auf Unverständnis. Sie prophezeien dem im Zentrum bestehenden Tengelmann das baldige Ende, ganz unabhängig davon, ob mit dem Edeka ein weiterer Vollsortimenter in den Ort kommt oder nicht. Ohne den Edeka gäbe es dann keinen Supermarkt, sprich Vollsortimenter mehr am Ort, sondern nur noch zwei Discounter. Auch der Alternativvorschlag der Initiative, die seit dieser Woche mit Unterstützung der Grünen Unterschriften sammelt, um dort billigen Wohnraum zu schaffen, findet keine Befürworter. Die meisten finden das von zwei Straßen umgebene Grundstück, auf dem jahrzehntelang eine Tankstelle stand, ungeeignet. Zudem, so Bürgermeister Hubert Jung, "steht das überhaupt nicht zur Debatte". Der Grund sei verkauft, der Investor mehr als interessiert und der Gemeinderat habe lediglich der Planung zugestimmt.

"Ich halte es gewissermaßen für dreist, die Frage nach einem Vollsortimenter mit günstigem Wohnraum, was ja jeder will, zu verknüpfen." Wie Jung unterstreicht, hatte die Gemeinde keinerlei Einfluss darauf, an wen das Grundstück verkauft wurde. Der Gemeinderat billigte nur die Planung für den Edeka auf dem dreieckigen Grundstück. "Ich halte das für eine Chance für Eichenau." Nach seiner Einschätzung wird der Tengelmann-Markt im Zentrum nicht mehr lange bleiben: "Die Geschäftsräume sind für heutige Verhältnisse zu klein." Dazu passt die Beobachtung von Anwohnern, derzufolge zwar viele Leute in dem zentralen Supermarkt einkaufen, aber nur Dinge des täglichen Bedarfs. Den Großeinkauf tätigen die Eichenauer in den Einkaufscentern der Nachbarkommunen, etwa im Ikarus-Center Puchheim.

Überlebenschancen für den Tengelmann-Markt sehen auch Sebastian Niedermeier (FW) und Peter Münster (FDP) so gut wie keine. Die geringe Verkaufsfläche ist für sie nur ein Faktor. Der andere, den beide erwähnen, ist die geschäftliche Lage der Tengelmann-Gruppe. Bereits im Vorjahr sollte das Unternehmen mangels Profit an die Edeka-Gruppe verkauft werden. Derzeit prüft das Bundeskartellamt noch, ob die Übernahme rechtens ist. Wenn ja, ginge es in Eichenau etwas vereinfacht um die Frage, ob ein Unternehmen einen zweiten Vollsortimenter ansiedeln darf. Exakt zu dieser Frage hat die Gemeinde ihr Einzelhandelsgutachten noch einmal auf den neuesten Stand bringen lassen, als die Bauanfrage von Edeka auf dem Tisch war. Wie die Zweite Bürgermeisterin Gabriele Riehl (SPD) berichtet, war das Ergebnis eindeutig: "Wir vertragen nicht nur diesen Edeka, wir könnten sogar noch einen weiteren vertragen", so dass es dann mit dem vorhandenen Tengelmann drei Supermärkte in Eichenau gäbe. Allein für den Edeka-Markt ermittelten die Gutachter einen jährlichen Umsatz von bis zu sechs Millionen Euro. Für Riehl ist der Protest der Anwohner verständlich, der von den Grünen nicht. Es sei "äußerst ärgerlich, dass sich die Grünen an die Spitze der Bewegung setzen", schließlich hätten sie im Gemeinderat miterlebt, wie sich die breite Mehrheit dafür ausgesprochen habe.

© SZ vom 27.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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