Eichenau:Goldene Zeiten

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Stilecht: Die Lesebühne "Stützen der Gesellschaft" bietet eine wilde Mischung aus Kabarett, Poetry-Slam und Stand-up-Comedy. (Foto: Jeannette Kummer)

Lesebühne bringt Kleinkunst im Stil der Zwanzigerjahre nach Eichenau

Von Julia Kiemer, Eichenau

Poetry-Slam trifft Kabarett und Stand-up-Comedy. Das alles gepaart mit dem Tonfall und Stil der Zwanzigerjahre, so könne man das Treiben der Lesebühne einigermaßen beschreiben, erzählt Felicia Brembeck. Sie ist eine der vier Ausführenden der Lesebühne "Stützen der Gesellschaft" aus dem Fraunhofer-Theater, die am Dienstag, 29. September, zu einem Gastspiel nach Eichenau kommt.

"Bei dem Programm der Lesebühne ist im Gegensatz zum Poetry-Slam, dem Wettbewerb, der Experimentierfreudigkeit mit den einzelnen Darstellungsformen keine Grenze gesetzt", erzählt die 21-Jährige.

Obwohl die vier mehrfach ausgezeichneten Künstler, sie selbst, Alex Burkhart, Sven Kemmler und Frank Klötgen, allesamt auch einzeln sehr erfolgreich seien, würden sich ihre Texte perfekt ergänzen und so ein sehr abwechslungsreiches Programm ergeben, so Brembeck. "Man kann sich in einer gewissen Weise immer darauf verlassen, was die anderen für Texte schreiben." Manchmal würden die Zuhörer annehmen, man hätte sich vorher abgesprochen. "Aber das machen wir nie, es passt einfach immer." Sven Kemmler, der unter anderem schon in der Münchner Lach- und Schießgesellschaft aufgetreten ist, schreibt meist humoristische Texte mit kabarettistischem Einfluss. Frank Klötgen hingegen verfasst meist vor Neologismen triefende Lyrik. Brembeck selbst schreibt eher ernste Lyrik, wie sie sagt, versucht sich auf der Lesebühne aber auch in Stand-up-Comedy. "Die Lesebühne ist super zum Ausprobieren und lebt von Experimenten", sagt sie. "Da merkt man dann auch, welche Sachen beim Publikum und dann im Endeffekt bei Wettbewerben gut ankommen", erzählt die 21-Jährige, die derzeit amtierende U20 Poetry-Slam-Meisterin ist.

Das Gastspiel in Eichenau ist Teil des Plans, mit der Lesebühne auf Tour zu gehen. "Wir stecken so viel Mühe in das Konzept hinein, da dachten wir uns, dass man das auch an anderen Orten aufführen könnte", sagt Brembeck. Die 21-jährige ist gebürtige Eichenauerin, da lag ein Gastspiel im Heimatort nah. Ihr Vater organisiert zudem die kulturellen Veranstaltungen in der Gemeinde, das erleichterte die Realisierung.

Dass die vier Künstler ihre Show im Stil der Zwanzigerjahre gestalten, hat unter anderem mit dem Standort des Fraunhofer-Theaters im Münchner Glockenbachviertel zu tun. Das Viertel und die Stadt München seien in den Zwanzigerjahren eine kulturelle Hochburg gewesen. "Wir wollen eben an diese Zeit anknüpfen und vor allem die Tradition des Viertels, welches damals sehr bekannt für das kulturelles Angebot war, wahren", so die Eichenauerin.

Die Inspiration finde jeder woanders, sie selbst versuche, aufmerksam durch die Welt zu gehen, erzählt Brembeck, die erst seit 2012 Slam-Poetry macht. "Ich versuche einen Sinn dafür zu bekommen, wozu vielleicht noch nicht genügend gesagt wurde, um das dann in meinen Texten aufzugreifen." In ihren Texten kann mitunter auch gesellschaftliche Kritik stecken. "Ich will etwas auslösen in meinen Zuhörern", sagt sie. Die Auftritte seien für jeden von ihnen nicht nur Eigentherapie, bei der man seine Gefühle verbalisiere, sondern auch die Hoffnung, in der Gesellschaft etwas zu bewegen.

Brembeck liegt der Auftritt in der Heimat sehr am Herzen, sie hofft, dass sie damit auch die jüngere Generation anlocken kann, für die kulturell bisweilen nur wenig geboten ist. "Der Gastauftritt von uns ist da schon ein guter Ansatz", so die 21- Jährige.

Die Lesebühne "Die Stütze der Gesellschaft" tritt am Dienstag, 29. September, um 20 Uhr im Kardinal-Döpfner-Saal des Katholischen Pfarrzentrums Eichenau auf. Der Eintrittspreis beträgt 10 Euro.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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