Ehrenamtliche Hilfe:Mit anderen lernen

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Mit dem Projekt und dem Engagement wolle man zeigen, dass die Bewohner die Stadtgemeinschaft zusammen prägen, sagt Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl in seiner Begrüßungsansprache. (Foto: Johannes Simon)

In Puchheim weisen der Kinderschutzbund und weitere Beteiligte auf den hohen Bedarf an Bildungspaten hin

Von Viktoria Lack, Puchheim

Bildungspaten unterstützen Menschen mit Lernproblemen dabei, dem Unterrichtsstoff zu folgen, Hausaufgaben zu erledigen oder auch einfach nur die gesprochene Sprache zu lernen. Diese Arbeit zu würdigen, war ein Ziel eines Fests am diesjährigen Weltkindertag in Puchheim. Das andere war, auf den hohen Bedarf an Patenschaften hinzuweisen.

Beim Fest in Puchheim wurden vier unterschiedliche Modelle vorgestellt. Der deutsche Kinderschutzbund ist auf der Suche nach Klassenpaten, die sich gemeinsam mit den Kindern in den Unterricht setzen und helfen, falls schon beim Lernen Fragen oder Probleme mit dem Stoff auftreten.

Beim Fest war jede der beteiligten Einrichtungen mit einem eigenen Stand präsent, außerdem waren viele Stationen zum Spielen für die jüngeren Besucher geboten. Bei einer leckeren Waffel oder nach dem Kinderschminken konnten sich die Gäste an den Ständen über die jeweiligen Einrichtungen sowie die unterschiedlichen Modelle der Bildungspatenschaft informieren.

Das Zentrum aller Puchheimer (Zap) und der Asylhelferkreis suchen Paten für die Hausaufgabenbetreuung, die nach der Schule gemeinsam mit den Kindern die Schularbeiten erledigen und den Stoff durchgehen. Das Stadtteilzentrum Planie sucht außerdem Bildungspaten für die Betreuung zu Hause, also Paten, die Kinder und Erwachsene besuchen und gemeinsam mit ihnen lernen. "Bildungspate kann jeder werden, der interessiert, engagiert und weltoffen ist", erklärt Reinhild Friederichs vom deutschen Kinderschutzbund. Dabei ist man als Pate außerdem sehr flexibel: Bei einem Vorgespräch mit den Koordinierungsstellen der verschiedenen Einrichtungen wird abgesprochen, wie sich der potenzielle Pate seinen Einsatz vorstellt. Egal, ob man lieber nur mit Kindern oder eher mit Erwachsenen lernen möchte, vormittags oder nachmittags, Mathe oder lieber Deutsch: Es gibt für jedes Modell den passenden Einsatzort. Beim deutschen Kinderschutzbund arbeiten aktuell zwölf Paten, doch es gebe keine Grenze nach oben - Bedarf sei immer da, so Friederichs.

Auch Claudia Hermer, die sich ehrenamtlich beim Zap engagiert, erklärt: "Je mehr Paten wir haben, desto mehr Kinder können wir aufnehmen." Aktuell helfen zehn Paten bei der Hausaufgabenbetreuung, doch man könne so nicht das leisten, was man gerne leisten würde, erklärt Hermer. Beim Zap werden neben der Hausaufgabenbetreuung außerdem noch Ausflüge und Feste für die Kinder angeboten. Die Gruppen bestehen meistens ausschließlich aus Kindern mit Migrationshintergrund, die wegen der Sprachbarriere Schwierigkeiten haben, dem Unterricht zu folgen. "Die meisten Kinder sind nicht schlecht in der Schule, aber verlieren den Anschluss, weil sie Probleme mit der Sprache haben", weiß Friederichs vom Kinderschutzbund. Deshalb sind Klassenpaten so wichtig, die direkt im Unterricht schon neben dem Kind sitzen und weiterhelfen oder übersetzen, wenn Fragen aufkommen. Auf den Bedarf nach einem Paten macht dabei die Lehrkraft aufmerksam, und dann wird der Kinderschutzbund aktiv. Ist ein passender Pate gefunden, begleitet dieser das Kind ungefähr zweimal pro Woche im Unterricht oder auch in Einzelstunden - je nachdem, wie es zeitlich und lerntechnisch zusammenpasst.

Wer sich mit engagieren möchte, kann sich per E-Mail oder Telefonanruf bei den genannten Organisationen melden und als Bildungspate bewerben. Für die Bewerbung ist nur ein Vorgespräch sowie ein polizeiliches Führungszeugnis nötig. Beim Gespräch wird dann der zeitliche und persönliche Umfang der Patenschaft festgelegt, bevor für jeden das passende Modell entsteht.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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