Denkmalschützer ohne Einwände:Ein Stück Ortsgeschichte verschwindet

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Ein ehemaliges Klostergebäude muss dem Erweiterungsbau des Sitzes der Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf weichen. Eine Gedenktafel soll an die einstige Filiale der Armen Schulschwestern erinnern

Von Manfred Amann, Mammendorf

Die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Mammendorf braucht mehr Büroräume und lässt daher ihren Sitz, das Mammendorfer Rathaus, mit einem Anbau Richtung Osten erweitern. Um das Zuparken der Straßen durch Angestellte sowie durch Rathausbesucher einzudämmen und um einen zentralen Platz in der Ortsmitte schaffen zu können, wird nebenan eine Tiefgarage errichtet. Dafür müssen der Klosterweg etwas verlegt und das frühere Klostergebäude abgerissen werden. In der jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat als Eigentümer diesen Abbruch genehmigt, so dass die VG die Abbrucharbeiten ausschreiben kann.

Das Wegkreuz, das an die einstige Klosterfiliale der Armen Schulschwestern erinnert, muss versetzt werden. (Foto: Günther Reger)

Auf Vorschlag von Altbürgermeister Hans Thurner wird das am Klosterweg stehende Wegkreuz, das an die einstige Klosterfiliale der Armen Schulschwestern erinnert, nach Gegenüber versetzt, vorzugshalber an die Stelle, an der früher eine Madonnenfigur stand. Laut Thurner wurde die Figur von den Schwestern mitgenommen, als sie nach Auflösung der Mammendorfer Niederlassung nach Adelshofen umzogen. Die Ratsmitglieder schlossen sich auch seiner Forderung an, die Klostergeschichte in Kurzform auf einer Tafel festzuhalten und nach Fertigstellung der Erweiterung an geeigneter Stelle anzubringen. "Ich denke, wir haben dazu eine moralische Verpflichtung", befand der Altbürgermeister. Thomas Holzmüller (FW) indes regte an, auf dem zukünftigen Dorfplatz eine würdige Gedenkstelle festzulegen, was sich auch Bürgermeister Josef Heckl (Bürgergemeinschaft) vorstellen kann. Viele Mammendorfer wüssten gar nicht, dass es in Mammendorf einige Arme Schulschwestern gegeben habe und dies Michael Aumüller zu verdanken sei, erläuterte Thurner.

Erhaltenswerte Bausubstanz hätten selbst die Denkmalschützer nicht gefunden, sagt Mammendorfs Bürgermeister Josef Heckl über das ehemalige Klostergebäude (rechts im Bild. (Foto: Günther Reger)

Der Großgrundbesitzer und Eigentümer der Untermühle hatte sich nach einem schweren Unfall zeitlebens mit verschiedenen Stiftungen darum bemüht, für seine Errettung aus der Todesnot Dank zu sagen. Michael Aumüller ließ eine Lourdes-Grotte errichten und schenkte 1890 dem Orden der Armen Schulschwestern ein Anwesen mit Stadl, Stall Garten und Waldparzelle sowie 24 000 Mark, um eine Klosterschule zu gründen. Aumüllers sehnlichster Wunsch war es, dass alle schulpflichtigen Mädchen Elementarunterricht bekommen. Dafür ließ er das Hauptgebäude zum "Klostergebäude" umbauen. Zur Straße hin waren die Wohnräume für die Schulschwestern untergebracht und es gab zwei Lehrsäle für Volksschulklassen.

Wie aus der Ortschronik hervorgeht, wurde Aumüllers Wunsch "nach vielen überstandenen Widrigkeiten" erst 1894 erfüllt, wenngleich schon 1891 zwei Schwestern nach Mammendorf umgezogen waren. Vor Erteilung der Schullizenz hatten die Schwestern in ihrem Klostergebäude eine Kleinkinderbewahranstalt sowie eine private Arbeitsschule eingerichtet, in der alle nicht schulpflichtigen Kinder unentgeltlich in "weiblicher Hand- und Hausarbeit" unterrichtet wurden. Im Jahre 1990 wurden die Armen Schulschwestern, die fast 100 Jahre in Mammendorf Kinder unterrichteten, abgezogen und die Klosterfiliale Mammendorf aufgegeben. Seither wurden die Räumlichkeiten unterschiedlich genutzt und immer wieder entsprechend umgebaut. Erhaltenswerte Bausubstanz hätten selbst die Denkmalschützer daher nicht gefunden, sagte Heckl, der damit rechnet, dass die Bagger im Frühjahr anrollen können und im April mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Mittlerweile seien alle bislang noch offenen Fragen geklärt und hinsichtlich der Finanzierung des 6,3 Millionen teuren Projektes sei auch alles geregelt. Stefan Bauer (FW) legte Wert darauf, dass vor Beginn des Abbruchs alle derzeitigen Nutzer des ehemaligen Klostergebäudes anderweitig gut untergebracht sind, was Heckl zusicherte.

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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