Bürgerversammlung in Puchheim:Spät erwachte Debattierlust

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Ganz ohne Fragenzettel steht Bürgermeister Norbert Seidl nach seinem Vortrag da. Während die "Ortler" sonst eifrig beim Rathauschef nachhaken, bleibt es in diesem Jahr erst einmal ruhig. (Foto: Günther Reger)

Lange geht es unerwartet ruhig zu. Erst zum Ende der Veranstaltung melden sich die Fragesteller - es geht um Verkehrsthemen

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Die sonst so diskussionsfreudigen "Ortler" gaben sich bei der Bürgerversammlung im Pfarrheim in Puchheim-Ort zunächst seltsam kleinlaut. "Ich habe keine Zettel bekommen", klagte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) vorne am Pult und schaute nochmals erwartungsvoll in die Runde. Die Zettelwirtschaft wird traditionsgemäß bei Puchheimer Bürgerversammlungen betrieben. Darauf werden die Frage geschrieben, die der Bürgermeister beantworten soll. Seidl hatte zuvor in einem gut einstündigen Jahresbericht die 80 Besucher umfassend über alles informiert, was sich in Puchheim ereignet hat.

Dann kam doch noch ein Zettel von Gerald Kummerle, der für die Saiblingstraße und den Emil-Sollinger-Weg ein zu langsames Internet beklagte. Seidl hatte zuvor ausgeführt, dass die Deutsche Telekom das vorhandene Kupferkabel aufrüsten will. Dabei kommt die sogenannte Vectoring-Technik zum Einsatz, mit der die Internet-Übertragungsrate angeblich erheblich gesteigert werden kann. Experten im Publikum, wie Kummerle, waren eher skeptisch, ob das mit Vectoring gelingen könnte und bestanden darauf, nach weiteren Möglichkeiten zu suchen und die staatlichen Fördermittel abzuklopfen. "Vectoring kostet die Stadt nichts", gab Seidl zu bedenken, zeigte sich aber offen "das Beste für Puchheim herauszuholen". Der Bürgermeister schränkte aber auch ein: "Wir können nicht in ganz Puchheim Glasfaserkabel verlegen lassen."

Erwartet wurden eigentlich Nachfragen von Bewohnern in der Neufeldstraße, die wiederholt von Überschwemmungen bei Starkregen gepeinigt worden sind. Doch hier blieben Fragen und Stellungnahmen aus. Rathauschef Seidl ("Ich versuche das so neutral wie möglich darzustellen") hatte zuvor erklärt: "Wir haben aktuell keine Lösung für dieses Problem." Er wiederholte seine bisherige Einschätzung, dass die Überschwemmungen am Fuße des Parsbergs nichts mit dem Neubau der B 2 zu tun haben. "Die Überschwemmungen gibt es deshalb, weil es viel mehr regnet", so Seidl überzeugt. Die Böden seien lehmig, so dass das Wasser vom Parsberg hinunterlaufe und sich schließlich am tiefsten Punkt in Puchheim-Ort sammle. Der Bürgermeister führte noch eine Verordnung an, die besagt, dass jeder auf seinem Grundstück die Versickerung des Wassers, zum Beispiel mit Rigolen, selber organisieren muss. Weder das Staatliche Straßenbauamt Freising bei der B 2 noch die Stadt sei da zuständig. Seidl stellte aber in Aussicht, dass er mit den Betroffenen zusammen eine Gutachterstudie anstoßen will.

Als Seidl die Besucher schließlich nach Hause schicken wollte, erwachte dann doch die Debattierlust einiger Ortler. Dabei ging es um zwei immer wiederkehrende Verkehrsthemen. "Warum kein Tempo 40 auf der Augsburger Straße?", fragte die Anwohnerin Petra Röder. "Weil das Recht auf Tempo 50 besteht", antwortete Seidl lapidar. Es sei keine Anliegerstraße, Messungen hätten auch ergeben, dass die Verstoßquote nicht alarmierend sei. "Bei einer Ortsverbindungsstraße sind 50 Stundenkilometer vorgeschrieben", ergänzte Polizeihauptkommissar Karlheinz Pangerl. Der Klage eines anderen Besuchers, dass besonders die benachbarten Germeringer durch Puchheim-Ort fahren und nicht die B 2-Umgehung nutzen, widersprach Seidl nicht. "Wir können nur an die Autofahrer appellieren, die B2 zu nutzen", betonte der Bürgermeister. Wegen der Ampel an der Ecke Fischersiedlung/Augsburger Straße, die den Verkehr von Germering kommend abbremsen soll, waren sich alle Beteiligten schnell einig, dass die kurzen Rotphasen kaum Wirkung zeigen.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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