Bildung:Das Wichtigste ist der Lehrer

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Junge Forscher: Schüler des Max-Born-Gymnasiums zeigen an Computern, wie sie sich im Wahlunterricht naturwissenschaftliche Ergebnisse erarbeiten. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Schulentwicklungsmesse in Germering ist gut besucht, auch weil der Erziehungswissenschaftler Klaus Zierer einen Einblick in seine Erkenntnisse gibt

Von Andreas Ostermeier, Germering

Gute Ideen vom Nachbarn übernehmen, das tun nicht nur Schüler gern. Auch Lehrer machen das, ja, sie sollen das tun. Ernst Fischer, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Oberbayern-West, forderte die Real- und Gymnasiallehrer ausdrücklich dazu auf, als er die Schulentwicklungsmesse in der Realschule Unterpfaffenhofen eröffnete. Sich darüber auszutauschen, wie der Unterricht besser werden könne, sei das Ziel, sagte Fischer. Dabei geht es seinen Worten nach nicht um die beste Idee, sondern um eine umsetzbare Lösung, die bei einer nahe gelegenen Schule funktioniere.

An 37 Ständen in der Turnhalle konnten sich Lehrkräfte Anregungen und Ideen holen sowie mit Kollegen unterhalten. Die Realschule Unterpfaffenhofen stellte ihr Konzept für die Projektpräsentation der neunten Klasse vor. Diese Anforderung steht im Lehrplan, sie muss von den Schülern in englischer Sprache bewältigt werden. Die Vorbereitung beginnt bereits in der achten Klasse mit einem mehrstündigen Präsentationskurs. In der neunten Klasse arbeiten die Schüler in Teams an den Projekten, die aus Fächern wie Erdkunde, Geschichte oder Musik stammen können. Der Englischlehrer unterstützt die Teams.

Die auf der Messe vorgestellten Projekte bezogen sich aber nicht nur auf den Unterricht. Die Schülermitverantwortung (SMV) vom Max-Born-Gymnasium in Germering präsentierte ihr Organisationsmodell. Dieses sieht persönliche Verantwortungen für die Bereiche Kommunikation, Veranstaltungen und Verwaltung vor. Jeweils ein Schülersprecher ist für einen Bereich zuständig, ein Team unterstützt ihn. Auf diese Weise werde wirklich gearbeitet, sagten Sina Dufner und Jakob Brunner von der SMV, und versicherten, dass ihr Modell bereits von anderen Schulen übernommen worden sei.

Nicht mehr für den Unterricht, sondern fürs Lernen zu Hause taugt das Projekt, das Mathematiklehrer Rainer Ammel umgesetzt hat. Er dreht Lernvideos fürs Internet. Mithilfe der Videos können Real- und Gymnasialschüler den Stoff wiederholen, Aufgabentypen üben oder sich auf Prüfungen vorbereiten. Ein Vorteil der Lernplattform ist laut Ammel, dass Schüler Zeit und Schwierigkeitsgrad fürs Lernen selbst bestimmen können. Diverse Schulen besäßen bereits Lizenzen, die Videos von "Mathegym" nutzen zu dürfen, sagt der Lehrer vom Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering.

Vor dem Blick auf die Praxisbeispiele hatte Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik in Augsburg, über die Faktoren gesprochen, durch die Unterricht stark verbessert werden kann. Den größten Einfluss auf Verbesserungen habe die Person des Lehrenden, sagte Zierer und berief sich auf den neuseeländischen Pädagogen John Hattie. "Lehren ist ethisches Handeln", die Haltung eines Lehrers deshalb ganz wichtig. Auf alle Fälle wichtiger als Lernmittel oder Lehrmethoden.

Dazu präsentierte Zierer Zahlen von Hattie. Der hat auf der Basis riesengroßer Datensätze Aussagen getroffen, die die vielen Lehrer, die nach Unterpfaffenhofen gekommen waren, zu Diskussionen anregten. Demnach ist die Zahl der Schüler in einer Klasse für den Lernerfolg ziemlich unerheblich. Ebenso unerheblich ist es, ob Schüler gruppenorientiert arbeiten oder der Lehrer Frontalunterricht bevorzugt. Dagegen hat die Glaubwürdigkeit eines Lehrers einen enormen Einfluss auf den Lernerfolg, ebenso das Feedback, das er den Schülern und diese ihm geben. Unterricht wird dann besser, wenn ihn Lehrer und Schüler gemeinsam verbessern.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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