Bauerntag in Fürstenfeldbruck:Landwirte von Merkel enttäuscht

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Es wäre ein Pflichttermin für die Bundeskanzlerin. Doch wenn beim Deutschen Bauerntag der neue Bauernpräsident gewählt wird, wird ihm Angela Merkel nicht gleich in Fürstenfeldbruck gratulieren.

Erich C. Setzwein

Der Deutsche Bauerntag von Dienstag bis Donnerstag im Veranstaltungsforum Fürstenfeld wird ohne Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Bundespräsident Joachim Gauck stattfinden. Darüber ist der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Johann Drexl aus Mammendorf, sehr enttäuscht, wie er der SZ sagte. Drexl rechnet aber damit, dass EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos kommt, auch wenn der im aktuellen Programm des Bauerntages noch nicht als Redner aufgeführt ist.

Der Bauerntag war bislang ein Pflichttermin für die Bundeskanzlerin, in den vergangenen Jahren war sie auch stets anwesend. Immerhin wird dort nicht nur die Landwirtschaftslobby ihren Kurs für die nächsten Jahre abstecken, sondern auch einen Nachfolger für den langjährigen Bauernpräsidenten Gerd Sonnleitner wählen. Großflächige Plakate in Fürstenfeldbruck, die Drexl mit seinen Kollegen aufgestellt hat, weisen seit Wochen auf das politische Ereignis hin. Gleich nach dem Eintreffen wollen Sonnleitner und Gäste auf dem Brucker Dienstags-Bauernmarkt im Kloster mit Anbietern und Kunden ins Gespräch kommen. Zur Versammlung wurde allerlei Politprominenz eingeladen, unter anderem der neue Umweltminister Peter Altmaier (CDU), Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und ihr bayerischer Kollege Helmut Brunner (beide CSU). Als Gastredner wird der bayerische SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold auftreten. Immerhin eine Dreiviertelstunde sind im Programm für die "Grußansprache" des Oppositionspolitikers vorgesehen. Für die Kundgebung am Donnerstag, 28. Juni, wäre der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel erwartet worden, doch er hat nach Auskunft des Deutschen Bauernverbandes (DBV) in Berlin abgesagt. Weil der DBV befürchtet habe, dass zur Abschlusskundgebung am Donnerstag zu wenig Menschen kommen, sei nicht das Festzelt auf dem Brucker Volksfestplatz angemietet worden, sagt Drexl. Stattdessen findet die Kundgebung in Fürstenfeld statt - für geladene Gäste.

Neben ihrer eigentlichen Tagesordnung mit der Neuwahl des Präsidenten - für den Posten hat sich Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg beworben - und weiteren Sachthemen dürfen sich die knapp 600 Delegierten auch bei zwei Empfängen von ihrer anstrengenden Mitgliederversammlung unter dem Motto "Arbeit mit Leidenschaft" entspannen: Am Dienstagabend lädt sie Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) ein, ehe es zum Orgelkonzert in die Klosterkirche geht. Anschließend heißt es "Bauern treffen Bauern" in der Tenne. Und am Mittwochabend wird der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die Landwirte in der Residenz willkommen heißen. Dann ist auch schon der "Neue" dabei, der am Vormittag gewählt wurde. Damit auch eine andere Seite zu Wort kommt, will die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft am Mittwochabend am Odeonsplatz gegenüber der Residenz eine Gegenveranstaltung abhalten, wie ein Regionalsprecher der Arbeitsgemeinschaft sagte.

Bei der Sacharbeit haben sich die Bauernvertreter mit drei großen Themen zu befassen. Einmal geht es um Vorschläge zur Reform der europäischen Agrarpolitik, also unter anderem um die angekündigten Flächenstilllegungen. DBV-Generalsekretär Helmut Born kündigte in Fürstenfeldbruck eine eindeutige Antwort auf die Forderungen des EU-Landwirtschaftskommissars an: "Wir Bauern stehen für eine umweltverträgliche und produktive Landwirtschaft, die auf grünes Wachstum für Nahrung und Klimaschutz setzt." In einem zweiten Themenbereich soll es um die Energiewende gehen. Born: "Wir sind keineswegs zufrieden damit, wie Netzbetreiber und Bundesregierung uns bisher in ihre Überlegungen mit einbezogen haben." Der DBV ist nach Borns Worten deshalb sehr gespannt auf die Äußerungen von Umweltminister Altmaier, der über seine Vorstellungen zu einer besseren Umsetzung der Energiewende reden will. Drittes Thema ist für die Bauern ein besonders heikles. Laut Verband soll für die Nutztierhaltung ein Kodex aufgestellt werden. Der soll "auch Richtschnur für das eigene Tun sein, von dieser Debatte hängen ebenso die Zukunftsperspektiven der jungen Generation ab" heißt es beim DBV.

© SZ vom 21.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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