Ballungsraumzulage:Lockmittel für Erzieher

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Die Stadt Fürstenfeldbruck braucht dringend Erzieherinnen und Erzieher. Doch das Leben in der Umgebung von München ist teuer, die Entlohung aber gering. Deshalb sollen die Fachkräfte mit 75 Euro mehr im Monat geködert werden.

Gerhard Eisenkolb

Mit einem Gehaltsaufschlag will Fürstenfeldbruck den Fachkräftemangel in Kindergärten und Krippen lindern. Von Januar 2012 an erhalten die bei der Stadt beschäftigten Erzieherinnen und Erzieher eine Ballungsraumzulage von 75 Euro im Monat. Für jedes Kind gibt es nach einem Beschluss des Hauptausschusses weitere 20 Euro. Die Stadtverwaltung erhofft sich von der vorerst auf einen Zeitraum von zwei Jahre befristeten Extrazahlung einen Vorteil im Wettbewerb mit der Landeshauptstadt und den Nachbarkommunen um die gesuchten Fachkräfte. Klaus Wollenberg (FDP) und Franz Neuhierl (FW) bezweifelten in der Sitzung am Montag allerdings, dass 40 Euro netto mehr im Monat ein ausreichender Anreiz sind, um einen Arbeitsplatz in Fürstenfeldbruck anzunehmen. Laut Ilona Gorny, der Leiterin des Sachgebiets Personal, werden 19 von insgesamt 65 Mitarbeitern des Sozial- und Erziehungsdienstes die Ballungsraumzulage nicht erhalten. Der Grund: Sie wohnen entweder in einer kleinen Gemeinde im westlichen Teil des Landkreises, die nicht mehr zum Ballungsraum gehört, oder sie verdienen brutto mehr als 3089,58 Euro im Monat. Um zu vermeiden, dass allen städtischen Bedienstete die Zulage gewährt werden muss, hält sich die Stadt strikt an den Tarifvertrag über eine "ergänzende Leistung", wie sie die Zulage darstellt. Eine Abweichung vom Tarifvertrag, in dem die Grenze des Ballungsraumes genau definiert ist, wäre laut Gorny rechtlich problematisch. Die Ungleichbehandlung der Erzieherinnen mit der restlichen Rathausbelegschaft hält die Personalleiterin für gerechtfertigt, da in diesem Bereich freie Stellen fast nicht mehr zu besetzen seien. Nach ihren Worten ist es nicht nur schwerer geworden, qualifiziertes Personal zu finden. Auf manche Ausschreibung sei nur noch eine einzige Bewerbung eingegangen, sodass keine Auswahlmöglichkeit mehr bestanden habe. Die Stadt sei deshalb bereits zweimal gezwungen gewesen, Mitarbeiter einzustellen, an deren Qualifikation Zweifel bestanden hätten, und diese nach der Probezeit wieder zu entlassen. Diskutiert wurde auch darüber, ob es nicht besser wäre, andere Anreize zu bieten und beispielsweise günstigen Wohnraum zu schaffen. Diesen Weg beschreitet beispielsweise die Gemeinde Gröbenzell, um dem Fachkräftemangel im Erziehungsbereich zu begegnen. Gorny verwies darauf, dass bei jeder Einstellung in Fürstenfeldbruck abgefragt werde, ob eine freie städtische Wohnung zur Verfügung stehe. Die Personalleiterin sagte aber auch, dass jeder zusätzliche Euro wichtig wäre. Anders als von der Stadtverwaltung dargestellt, übernimmt die Kreisstadt bei der Gewährung der Ballungsraumzulage für Erzieher und Sozialpädagogen im Landkreis nicht die Vorreiterrolle. So wird laut Rathausverwaltung in Puchheim die Zulage nicht nur allen berechtigten Mitarbeitern der Stadtverwaltung, sondern über einen Defizitausgleich auch den Erziehern gewährt, die bei einem freien Träger angestellt sind. Trotzdem ist es in Puchheim fast nicht mehr möglich, freie Stellen zu besetzen. Angesprochen wurde auch, dass freie Träger von Krippen und Kindergärten Gehälter zahlen, die weit über denen der öffentlichen Hand liegen. Der Personalmangel, dem der Brucker OB Sepp Kellerer mit dem Tarifrecht gegensteuern will, betrifft nicht nur den Sozialbereich. Auch in der Bauverwaltung ist eine freie Stelle nicht zu besetzen, was dazu führt, dass bestimmte Baumaßnahmen nicht oder nur verspätet umgesetzt werden können. (Kommentar)

© SZ vom 30.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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