Ausstellung:Schillernde Zukunftsvisionen

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Die Malschule Germering feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Bei der Jubiläumsvernissage blicken die 80 Kunstschüler nicht zurück, sondern werfen einen Blick auf das, was kommt

Von Julia Bergmann

Malschullehrerin Margherita Moroder steht mitten in der Zukunft. Dutzende Exponate zeigen, wie sich die Schüler der Germeringer Malschule die Welt in hunderten von Jahren vorstellen. Stolze Eltern und Großeltern treffen auf silberglänzende Roboter aus Verpackungsmaterial, auf bunte Zeitkapseln, auf aluschillernde Fantasieszenarien.

Während Moroder, die sämtliche Kurse der Schule leitet, von ihren Anfängen vor sechs Jahren erzählt, kommt ein kleines rotwangiges Mädchen angelaufen, stupst sie aufgeregt und fragt: "Du-huu, wo ist denn meine Pommesmaschine?" Moroder zeigt auf einen der Tische, die im Forum der Germeringer Stadthalle für die Jubiläumsausstellung aufgebaut sind. Seit 50 Jahren gibt es die Malschule, sie ist die älteste in Bayern. Das wird mit der Vernissage zur Ausstellung "In der Zukunftswerkstatt" gefeiert.

Aus Dosen und Holz kann man die tollsten Roboter und andere Maschinen bauen. Die Kinder sind fasziniert von den Ausstellungsstücken. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Während das aufgeregte Mädchen am Tisch der Zukunftsgeräte ihr eigenes sucht, präsentiert Franziska Rieger ihre Handarbeitsmaschine. "Sie kann basteln", sagt das Mädchen und zeigt auf ein Holzkonstrukt, versehen mit Flaschen und Dosen, mit Papprohren und Plastikkappen. "Ich hab' sie mir selbst ausgedacht", fügt sie mit einem Lächeln hinzu, halb stolz, halb verlegen. Nicht weit entfernt hängen die Arbeiten der älteren Kinder. Marlene Eck ist eines von ihnen.

Mary Poppins fliegt einfach mit dem Regenschirm. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Mädchen besucht die Germeringer Malschule seit sechs Jahren. Für die Zukunftswerkstatt hat sie die Silhouette einer fliegenden Mary Poppins in Acryl gebannt. "Ich liebe Mary Poppins", sagt sie und erklärt: "Man sieht, wie sie über eine moderne Stadt fliegt." Über ihre Bilder haben Moroders Schüler ausgemusterte, metallisch glänzende Deckenlampenverkleidungen in Gitteroptik gelegt. So zeigt sich das ursprüngliche Motiv der Gemälde ausschließlich dann, wenn der Betrachter frontal auf das Objekt blickt. Verschiebt sich die Perspektive, verschwindet das Motiv teilweise, es bricht und spiegelt sich in der reflektierenden silbernen Oberfläche der Gitter. An den Stellwänden, Moroder wird später erklären, dass die verfügbaren Elemente für die Anzahl der Exponate gerade so gereicht haben, sieht man die unterschiedlichsten Motive - häufig versehen mit den krakeligen Erklärungen junger Schreibanfänger. "Die Weld in 100000 Jahren" steht auf einem Bild aus Filzstift und Alufolie. Über dem Gemälde einer mächtigen Kapsel, die unter dem Meeresspiegel ihre Runden dreht, steht "U-Bod".

Bienen reisen in der Zeitkapsel in die Zukunft. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Während der Vernissage, die ihren Blick Jahrhunderte nach vorne wirft, erinnert Oberbürgermeister Andreas Haas an die Historie der Malschule. "Angefangen hat sie 1968 in zwei Kellerräumen", sagt er. 1977 wurden die Gruppen zusammengelegt und zogen in das Dachgeschoss der Kirchenschule ein. Seit 2003 liegen die Ateliers der Malschule in der Planegger Straße.

Insgesamt 80 Kinder besuchen mittlerweile die acht Gruppen, die Nachfrage steigt stetig. Das dürfte nicht zuletzt an der künstlerischen Leiterin liegen, die sowohl bei den Eltern als auch bei den Kindern sehr beliebt ist.

Auch Blechmänner sitzen offenbar gerne am Computer. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Moroder ist freischaffende Künstlerin und war der Stadt Germering, Träger der Malschule, seit Längerem aus der Germeringer "Ateliergruppe 27" bekannt. "Sie war unsere Wunschkandidatin", sagt Kulturamtsleiterin Medea Schmitt. "Mit ihr ist uns ein großer Wurf gelungen.". Denn Moroder habe unglaublich tolle Ideen, die sie mit den Kindern auf kreative Weise umsetzt. Ein Beispiel dafür sind die Zeitkapseln, die auf einem Tisch in der Mitte des Raums stehen.

Dafür haben die Kinder alte Filmdosen verwendet. "Die habe ich in ganz hinten in einer alten Rumpelkammer gefunden und wollte schon seit Jahren etwas damit machen", sagt Moroder. Ins Innere jeder Dose haben die Kinder Szenarien gebastelt oder Gegenstände gelegt, die der Nachwelt Aufschluss über das Leben im Jahr 2018 geben sollen. In einer der runden Boxen ist etwa eine Großstadt mit Hochhäusern zu sehen, über der sich ein Haufen dunkelgraue Watte zu einer bedrohlichen Smogwolke türmt. In einer anderen befindet sich ein detailreicher Miniaturgarten mit Bienenkasten, die schwarz-gelben Insekten dargestellt durch lackierte Rigatoni.

Zu feiern gab es für die Malschule am Donnerstag aber nicht nur das 50-jährige Bestehen, sondern auch die Aufnahme in den Landesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen Bayern (LJKE). Dessen Vorsitzender Reinhard Kapfhammer verwies in seiner Rede auf die Kultusministerkonferenz. "Sie sieht kulturelle Bildung als unverzichtbaren Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen an". Eine Aussage, die an diesem Tag auch viele der anwesenden Eltern bestätigen.

Ausstellung "In der Zukunftswerkstatt", Stadthalle Germering. Zu besichtigen täglich bis Mittwoch, 20. Juni, von 15 bis 18 Uhr.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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