Aus Schutz für den Zugverkehr:Kahlschlag an den Gütergleisen

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Innerhalb von sechs Metern neben den Gleisen fällt die Deutsche Bahn, wie hier in Gröbenzell, aus Sicherheitsgründen die Bäume. (Foto: Bund Naturschutz)

Gröbenzeller Naturschützer werfen der Deutschen Bahn nach Rodungsarbeiten Wortbruch und Ignoranz vor

Von Julia Bergmann, Gröbenzell

Der plötzliche Kahlschlag entlang der Güterbahnstrecke nördlich von Gröbenzell entsetzt Ariane Zuber. Die Vorsitzende der Gröbenzeller Ortsgruppe des Bundes Naturschutz ist sich nicht nur sicher, dass die Deutsche Bahn (DB) zu viele Bäume entlang der Strecke abgeholzt hat, sie ist auch verärgert darüber, dass ihr die Fällarbeiten nicht zuvor angekündigt wurden. Dabei hatte man genau das vor gut einem Jahr bei einem gemeinsamen Ortstermin vereinbart.

Ende Februar 2017 trafen sich Vertreter der Bahn, des Bundes Naturschutz, und der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts zu einem Ortstermin. Damals war Zuber in der Hoffnung aus dem Gespräch gegangen, einige der 40 Bäume, die die Bahn aus Sicherheitsgründen fällen wollte, retten zu können. Sogar ein zweites Gutachten hatten die Naturschützer bei einer Baumpflegerin in Auftrag gegeben. "Leider hat die Bahn weder darauf reagiert, noch sich bei den nun vorgenommenen Fällungen an die Empfehlungen gehalten", sagt sie. Das Gutachten habe man im Herbst 2017 an den Konzern übermittelt.

Zu den Versprechen, die vor einem Jahr gemacht wurden, und dem zweiten Gutachten, das die Naturschützer in Auftrag gegeben haben, kann der Sprecher der Bahn aus dem Stegreif keine Antworten geben, verspricht aber, diese nachzuliefern. Die Arbeiten in Gröbenzell seien grundsätzliche aber Teil des erweiterten Vegetationsmanagements der DB, mit dem das Reisen mit der Bahn sicherer werden soll. Immer wieder sorgen schwere Stürme und umgefallene Bäume auf den Gleisen für Schäden an den Strecken, Verspätungen und ausgefallene Züge. Deshalb wird die Vegetation entlang der Strecken von der DB mittlerweile mindestens sechs Meter links und rechts der Schienen zurückgeschnitten. Zusätzlich setzt die Bahn Förster ein, die weitere Bäume identifizieren sollen, die aufgrund ihres Zustands und ihrer Form auch außerhalb dieser Sechs-Meter-Zone zur Gefahr werden könnten. "Das wird schon mit sehr, sehr viel Fachverstand von uns betrieben", sagt der Bahnsprecher. Ob und welche Bäume gefällt werden, werde grundsätzlich von Experten, also ausgebildeten Förstern und Baumpflegern bewertet. Auch in Gröbenzell. "Wir stimmen solche Maßnahmen auch mit der Unteren Naturschutzbehörde ab", versichert der Sprecher.

Zudem gebe es mittlerweile auch Naturschützer, die den Vegetationsschnitt entlang der Bahnstrecken ausdrücklich begrüßen würden. Laut Sprecher helfe der Schnitt dabei, dass wieder Licht an bodennahe Kleingehölze gelange. So entstünden neue Lebensräume etwa für Vögel und Insekten. Während die abgeholzten Flächen im Winter noch recht nackt und grau aussehen, verspricht der Sprecher für das Frühjahr zahlreiche neu ausgetriebene Pflanzen. Auch Holz werden von den Mitarbeitern nach der Fällung gezielt zurückgelassen, so dass sich Käfer und andere Insekten dort einnisten können, erklärt der Sprecher. Insgesamt will die Bahn für ihren "Aktionsplans Vegetation" 125 Millionen Euro ausgeben.

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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