Aufkirchen:Stütze des Landwirts

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Hans Müller (Foto: Privat/oh)

Hans Müller hört als Generalsekretär des Bauernverbandes auf

Von Peter Bierl, Aufkirchen

Die Landwirtschaft war Hans Müller in die Wiege gelegt worden. Er führte aber nie einen Hof, sondern wurde Jurist, gleichwohl blieb er dem Bauernstand beruflich verbunden. Müller arbeitete seit 1982 für den Bayerischen Bauernverband (BBV). Erst als Referent für Kommunalpolitik, dann für soziale Fragen und schließlich als Leiter der Rechtsabteilung. Seit 1999 diente er dem Verband als Generalsekretär, die ersten Monate noch als Stellvertreter. Nun verabschiedet sich der 64-Jährige in den Ruhestand. Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) hat ihn für seine Verdienste um die Land- und Forstwirtschaft mit der Staatsmedaille in Gold ausgezeichnet.

In fast zwei Jahrzehnten als Generalsekretär habe Müller den BBV mit vielen Tochterunternehmen und Organisationen zu einem "breiten Dienstleister" für die Landwirtschaft entwickelt, sagte Brunner in seiner Laudatio. Damit soll eine Vielzahl und Vielfalt an bäuerlichen Familienbetrieben erhalten werden.

Müller ist auf dem Hof seiner Eltern in Malching aufgewachsen und hat in dem kleinen Dorf später den Sportverein mit gegründet. Das Gymnasium absolvierte er in Pasing, anschließend studierte er Jura in München. Einer seiner Söhne hat wieder zu Landwirtschaft gefunden, er hat den Hof von Müllers Schwiegervater in Aufkirchen übernommen und betreibt dort Schweinehaltung, berichtete er der SZ. Müller selber lebt schon seit geraumer Zeit in Aufkirchen, das zur Gemeinde Egenhofen gehört. Er amtierte dort als Zweiter Bürgermeister und saß für die CSU im Kreistag. Die Parteizugehörigkeit spiele aber in der Kommunalpolitik keine große Rolle, betont er.

Bei der Ehrung verwies der Minister darauf, dass sich Müller durch die Gründung des Verbandes "Ländliche Dienste in Bayern" sowie die Stiftung "Land und Leben" des BBV besonders verdient gemacht habe. Der Verband entstand als gemeinnützige GmbH, nachdem 1998 der katholische Verband der Dorf- und Betriebshelfer Insolvenz angemeldet hatte. In der neuen Organisation sind nun katholische und evangelische Helfer, Maschinenringe und Molkereihelfer vereint. Die Stiftung hat die Aufgabe, einzelnen Familien in Notlagen zu helfen, es gebe ein Montagstelefon, das anonyme Beratung anbiete, erzählt Müller. Sie soll außerdem wissenschaftliche und kulturelle Tätigkeiten unterstützen.

Solche Einrichtungen sollen dazu beitragen, das langfristige Überleben bäuerlicher Familienbetriebe in Bayern zu sichern. Im Freistaat überwiegen nach wie vor die kleineren und mittleren Höfe. Es gebe etwa 108 000 Betriebe mit mehr als zwei Hektar und etwa 95 000 Betriebe mit mehr als fünf Hektar Land, sagt Müller. Zwei Drittel seien Nebenerwerbs- und nur ein Drittel Vollerwerbslandwirte, wobei der Übergang fließend sei.

Alle diese Höfe stehen nach Ansicht Müllers vor drei Herausforderungen: Die Bauern stehen ökonomisch unter Druck, die Arbeitsbelastung sei hoch, aufgrund bürokratischer Anforderungen, aber auch weil viele zwei bis drei Standbeine haben, um zu überleben. Außerdem haben Landwirte ein schlechtes Image. Wenn es um Umweltschutz oder Tierhaltung geht, stehen sie oft als Buhmänner da. Schließlich beklagte Müller eine politische Unsicherheit. Unklar sei, wie etwa die Auflagen für neue Ställe aussehen werden oder die Düngemittelverordnung umgesetzt wird. Beim Neubau eines Stalles ginge es für einen Betrieb immerhin um eine Investition im sechs bis siebenstelligen Bereich.

Selbstverständlich seien Klima- und Grundwasserschutz wichtig, aber sie müssten mit der Wirtschaftlichkeit vereinbar sein, fordert der BBV-Funktionär. Ein weiteres Problem sieht er im schwindenden Zusammenhalt: Immer weniger Familienangehörige helfen auf einem Hof mit und auch die "bäuerliche Solidarität" sei nicht gerade gewachsen, weil man untereinander in Konkurrenz stehe, sagt Müller. Künftig wird er mehr Zeit haben für sich und seine Hobbys, etwa das Radfahren. Den Bauern aber bleibt er verbunden. So wird Hans Müller weiterhin für den Deutschen Landwirtschaftsverlag tätig sein, dessen Leitung er angehört.

© SZ vom 05.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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