Auf Standortsuche:Maisach setzt weiter auf Windenergie

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Bei Mammendorf steht eines von bislang zwei großen Windrädern im Landkreis (hier von Hattenhofen aus gesehen). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Als erste Kommune will die Gemeinde trotz der 10-H-Regelung eine weitere Anlage bauen. Ermöglichen soll das die Beteiligung der Bürger. Die Betroffenen sollen zudem von dem neuen Rotor finanziell profitieren

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Die Maisacher Gemeinderäte wollen sich von der 10-H-Regelung nicht entmutigen lassen und denken an den Bau eines weiteren Windrads. Den Mitgliedern des Gremiums ist klar, dass das nur mit Zustimmung der Bevölkerung funktionieren kann. Dazu wollen sie die betroffenen Anwohner von der Notwendigkeit überzeugen, regenerative Energiequellen zu nutzen. Dazu kommt noch ein finanzieller Anreiz. Den Betroffenen wird exklusiv die Möglichkeit eingeräumt, sich an dem Windrad-Projekt finanziell zu beteiligen. Im ersten Schritt soll nun untersucht werden, in welchen Bereichen der Flächengemeinde es noch mögliche Standorte gibt.

Seit Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die 10-H-Regelung Ende 2014 in Bayern eingeführt hatte, ist die Aufbruchstimmung in Sachen Windenergie verpufft. Denn mit der neuen Vorschrift, die einen Mindestabstand vom Zehnfachen der Höhe eines Windrades zu den nächsten Wohnhäusern mit Bebauungsplan vorgibt, ist die Zahl möglicher Standorte stark geschrumpft. Praktisch bedeutet das: Die Anlagen müssen zwei Kilometer Abstand zu Wohnhäusern einhalten, davor war es nicht einmal ein Kilometer. Die Einführung von 10 H bedeutete für die Pläne im Landkreis das Aus. Die Kommunen hatten sich damals auf ein gemeinsames Konzept geeinigt. Dieses sah eine Handvoll weiterer Standorte für Windräder vor. Nun wollen die Maisacher dennoch versuchen, eine weitere Windkraftanlage auf ihrem Gemeindegebiet zu errichten. Das ist auch mit 10-H-Regelung möglich, nur ist das schwieriger geworden. Galten früher Windräder als privilegierte Bauvorhaben, muss jetzt der Flächennutzungsplan geändert und ein qualifizierter Bebauungsplan aufgestellt werden. Was bedeutet, dass die Bürger und alle anderen Betroffenen ihre Widersprüche und Einwendungen vorbringen und auch gegen das Vorhaben klagen können. So weit freilich soll es nicht kommen. Maisach setzt auf den Konsens.

Zunächst einmal wird das Landschaftsbüro Brugger aus Aichach untersuchen, ob es im Gemeindegebiet noch Standorte gibt, die zwischen 800 und 900 Meter entfernt sind von den nächsten Wohnhäusern. Der Gemeinderat erteilte den Prüfungsauftrag für Varianten mit 800, 850 und 900 Meter Abstand. Es solle, so Seidl in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates, "der am weitesten weg liegende Abstand zur Wohnbebauung" gesucht werden. Und er betonte, dass die Planungen nicht ohne Zustimmung der Mehrheit der betroffenen Bürger erfolgen werden. "Die Bürger draußen entscheiden dann, ob man sich damit auseinandersetzt.

Auf Nachfrage erläuterte Seidl, dass es voraussichtlich eine Informationsveranstaltung für die Betroffenen geben wird, sobald Prüfungsergebnisse vorliegen. Er rechnet damit, dass - wenn überhaupt - ohnehin nur ein oder zwei Standorte übrig bleiben. Die Betroffenen im näheren Umkreis sollen dann informiert und möglichst überzeugt werden. "Windkraft ist ein hochsensibles Thema", betont er. Deshalb will Seidl die Spekulationen im Vorfeld möglichst gering halten. Ansonsten, fürchtet er, könnten die Diskussionen bereits im Vorfeld so hochkochen, dass der Plan nicht mehr umgesetzt werden kann.

Denn gegen den Willen der Mehrheit der Betroffenen will man die Windradplanung nicht fortsetzen. Auch das war in der Gemeinderatssitzung zu erkennen. Seidl hat allerdings ein Zuckerl, das seine Überzeugungskraft deutlich stärken dürfte: Dem Kreis der Betroffenen soll die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung eingeräumt werden - ein Angebot, das in Zeiten von Niedrigzinsen verlocken mag.

Das belegt auch die Jahresbilanz der beiden Windkraftanlagen in Mammendorf und Malching. Sie haben die Prognosen übertroffen und im vergangenen Jahr mehr Strom erzeugt als 2015. Die Ergebnisse zeigten: "Windenergieerzeugung ist im Landkreis möglich", bekräftigt der Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeldbruck. Den Maisacher Beschluss kommentiert Enno Steffens so: "Ich finde es einen Superschritt, dass erstmals eine Gemeinde das jetzt trotz 10-H-Regelung untersuchen lässt." Entlang der Bahnlinie gibt es Steffens zufolge womöglich noch auf Mammendorfer Flur Standorte für ein Windrad. Dort hat man entsprechende Pläne laut Zweiten Bürgermeister Peter Muck "noch nicht ganz aufgegeben". Die Gemeinde steht in Kontakt zum Landschaftsbüro Brugger. "Die Bürgerbeteiligung steht noch aus." Im Gemeinderat werde man entscheiden, ob weitere Schritte getan werden sollen in Richtung eines zweiten Windrads in Mammendorf.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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