Althegnenberg:Vier Gemeinderäte ohne Stimmrecht

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Die Hauptstraße in Hörbach soll ausgebaut werden. Dass die Lokalpolitiker aus dem Althegnenberger Ortsteil dabei nicht mitreden dürfen, ruft Unmut hervor

Von Manfred Amann, Althegnenberg

Die Gemeinde Althegnenberg wächst und entwickelt sich. Die Einwohnerzahl ist seit Oktober 2015 um 90 auf 2109 gestiegen, der neue Netto-Markt wird gut angenommen, an der Bergkapelle wurden 18 Stellplätze geschaffen, auf dem Friedhof ist ein Urnengräberfeld angelegt worden und die Schuldenlast kann voraussichtlich bis 2020 abgestreift werden. Mit der notwendigen Sanierung der Wasserleitung und des Kanalnetzes, die sich voraussichtlich vier Jahre hinziehen wird, sowie mit dem geplanten Anbau an das Kinderhaus (1,8 Millionen) stehen aber auch gewaltige Herausforderungen ins Haus. Außerdem soll die Hauptstraße im Ortsteil Hörbach ausgebaut werden.

In der jüngsten Bürgerversammlung wurde deutlich, dass dies wohl die diffizilste Aufgabe für die Ortspolitiker sein dürfte. Im Gemeinderat sitzen nämlich vier Hörbacher und allesamt sind Anlieger und damit Betroffene. Daher dürfen sie nicht über Art und Umfang des Ausbaus der Straße mitentscheiden. Obwohl Bürgermeister Paul Dosch (WG Bürgerinitiative) versicherte, dass die Anlieger von Anfang in die Ausbauplanung eingebunden werden, wurden in der Aussprache Befürchtungen laut, die Althegnenberger könnten über die Köpfe ihrer Ratskollegen aus Hörbach hinweg einen "Premium-Ausbau" mit einem Gehweg aus teurem Pflaster beschließen. Kritisiert wurde auch, dass die Anlieger nun möglicherweise 50 Prozent der Kosten tragen sollen und nicht nur 30 Prozent, wie ursprünglich angenommen. "Die Stimmung ist nicht gut in Hörbach", befand eine Frau und forderte eine "Einbindung der Anlieger von Anfang an".

"Dass die Hörbacher nicht mitstimmen dürften, das entspreche der Rechtslage und sei von der Kommunalaufsicht geprüft worden, erklärte Dosch. "Ich kann mich doch darüber nicht hinwegsetzen." Kreisheimatpfleger Toni Drexler appellierte an die Kommunalpolitiker, nach Möglichkeiten zu suchen, dass die Wünsche der Hörbacher ausreichend berücksichtigt werden können. Auf keinen Fall dürfe der Straßenausbau einen Keil zwischen die Ortsteile treiben, mahnte der Hörbacher.

Ex-Gemeinderat Jakob Drexler regte an, zu versuchen, dass Althegnenberg bei dem von der Gemeinde Merching im Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg geplanten Windpark mitmachen kann. Eines der Windräder sei unweit der Landkreisgrenze geplant, wenn man es einige hundert Meter weiter nach Osten schieben könnte, würde es auf Althegnenberger Grund stehen und "wir könnten so einen Beitrag zu Energiewende leisten", sagte Drexler. Er stehe in ständigem Kontakt mit dem Merchinger Bürgermeister, erwiderte Dosch, momentan sei die Windpark-Planung auf Eis gelegt. Es gebe zum Beispiel in der Nachbargemeinde Steinach heftigen Widerstand aus der Bevölkerung und ein Bürger aus Hofhegnenberg habe sogar Klage eingereicht.

Jakob Drexler wollte auch wissen, ob die Gemeinde wie Mammendorf im Flächennutzungsplan eine Trasse für eine Ortsumfahrung der Bundesstraße 2 festlegen wolle. Die Überlegungen dazu seien 1999 zu den Akten gelegt worden, sagte Dosch. Die Angelegenheit nannte er ein "heißes Eisen": "Ich weiß nicht, ob wir uns das noch einmal antun sollten."

Interesse zeigten Bürger auch daran, wie es mit der Bebauung im Bereich des Jung-Anwesens in der Ortsmitte weitergeht, nachdem das einstige Wirtsgebäude abgerissen wurde, das über Jahrzehnte das Ortsbild geprägt hatte. Laut Bürgermeister haben drei Investoren mittlerweile Vorschläge erarbeitet, die in Kürze im Gemeinderat vorgestellt werden. Leicht werde es sicher nicht, da fünf Grundeigentümer unter einen Hut gebracht werden müssten, befand Dosch. Außerdem sei noch nicht endgültig geklärt, wie weit sich die Chromverseuchung im Untergrund ausgebreitet habe und ob das Grundwasser belastet sei. Die Chrombelastung geht von einem Anfang der Siebzigerjahre geschlossenen Galvanikbetrieb aus, in dem offensichtlich unsachgemäß gearbeitet worden war. "Es gibt in Deutschland nur noch einen ähnlichen Fall, und die Fachleute sind sich auch nicht einig, wie man damit umgehen soll", bedauerte Dosch.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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