Adventskalender für gute Werke:Vom Salzbad bis zum Schlafsofa

Lesezeit: 4 min

Einigen notleidenden Menschen konnte im vergangenen Jahr geholfen werden, ihre schwierigen Lebenssituation zu mildern

Oft sind es gerade die kleinen Dinge, wie einmal einen Ausflug machen, sich ein Haustier anschaffen oder einfach ein neues Sofa kaufen, die sich bedürftige Menschen nicht leisten können, die ihnen aber viel Lebensqualität geben können. Einigen Menschen im Landkreis konnte der SZ-Adventskalender auch im vergangen Jahr wieder bei der Erfüllung solcher Wünsche helfen - ein Rückblick.

Völlig schwerelos

Blöde Sprüche hat die 16-jährige Juliane D. (Name geändert) schon viele gehört. Meistens geht es um ihre Behinderung. Denn durch eine Missbildung im Gehirn ist die linke Körperhälfte der Bruckerin gelähmt. Alltägliche Kleinigkeiten wie das Haustüraufschließen, kann sie nicht alleine bewältigen. Busfahren wird zu Herausforderungen, denn Juliane ist schnell abgelenkt. Zusätzlich plagen sie epileptische Anfälle, und eine chronische Neurodermitis nagt am Selbstbewusstsein des Teenagers.

Nur im Wasser kann Juliane das alles vergessen. Durch die Spenden des SZ-Adventskalenders für gute Werke konnten sie und ihre Mutter in den Herbstferien für drei Tage in ein Kurhotel im Allgäu fahren. Dort konnte Juliane ihre Haut mit Sohle behandeln lassen und schwimmen - stundenlang. Ganz schwerelos habe sie sich dabei gefühlt.

Reise nach Rust

Tina O. arbeitet in der Wäscherei einer Pasinger Behinderten-Werkstatt der Caritas. Ihren sehnlichsten Wunsch hat der Adventskalender der SZ der 26-Jährigen erfüllt: einmal richtig in einem Freizeitpark zu entspannen und damit "runter zu kommen von der Arbeit", wie sie sagt. Er arrangierte mit Unterstützung des Europapark Rusts für die Olchingerin und ihren Freund einen Ausflug mit zwei Übernachtungen zum Freizeitpark.

Das Abenteuer begann für die Allein reisenden schon vor der Abfahrt, galt es doch, die Katze "Micki" unterzubringen. Nach einer aufregenden Zugfahrt mit Problemen wegen der Fahrkarte verpassten die beiden den Shuttlebus zu ihrem Hotel. Tina und ihr Begleiter Daniel, der in einer beschützenden Gärtnerei arbeitet, mussten also selbst organisieren, dass sie der Fahrservice ihres Hotels am Bahnhof abholte. Endlich angekommen im Viersternehotel waren die Ausflügler richtig müde - und so überwältigt von der einer Finca nachempfundenen Anlage mit Palmengarten, einem Pool und ihrem riesigen Badezimmer, dass sie die Erkundung des Parks auf den nächsten Tag verschoben. Beim Anblick der 73 Meter hohen Achterbahn "Silver Star", dessen Wagen mit einem Tempo von bis zu 130 Kilometern in die Tiefe rasen, verließ die Olchingerin der Mut. "Weil man ja nie weiß, was passiert", ersparte Tina sich ein derart gefährliches Vergnügen. Ihren Spaß hatten sie und ihr Freund trotzdem, beispielsweise bei Bootsfahrten oder Spaziergängen über das Gelände. Am besten gefiel Tina die Wassershow mit Akrobaten. Eine große anthrazitfarbene Tasse mit dem Schriftzug "Europa-Park Rust" ist Tinas Mitbringsel von der Reise. So einen Urlaub zu machen, sei nicht einfach, berichtet sie, um zu ergänzen: "Zwei Tage waren zu kurz."

Der nächste Urlaub sollte mindestens eine Woche dauern. Das ist verständlich, schließlich muss Tina zurzeit einige Veränderungen verkraften, die ihr Stress bereiten. Sie hat eine neue Betreuerin bei der Caritas, die sie regelmäßig besucht, zudem geht ihre gesetzliche Betreuerin in den Ruhestand. Auch ihr Freund macht ihr Sorgen, aber das ist ihre Privatangelegenheit. Ein Lichtblick wäre ein Sieg der Fußballmannschaft, in der sie mitspielt.

Beruhigende Wirkung

Hunde beruhigen, fördern Empathiefähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Selbstvertrauen. Kurzum: Die Leben mit Hunden wirkt auf Menschen sehr positiv. Weil Susan Rodriguez diese inzwischen durch Studien belegte Wirkung auf ihre Tochter selbst beobachtet hat, will die alleinerziehende Mutter für ihre Lucie-Ann einen Vierbeiner anschaffen. Die 16-Jährige überwand in ihrer frühen Kindheit zwei Gehirntumore, ist aber bis heute in ihrer Entwicklung verzögert. Der Umgang mit Hunden, hat ihre Mutter beobachtet, macht das Mädchen ruhiger, entspannter; die nächtlichen Anfälle mit Atemaussetzern werden weniger.

Die Anschaffung eines Hundes allerdings will wohl überlegt sein: Welche Rasse ist geeignet? Wo soll das neue Mitglied seinen Platz im eigenen Zuhause bekommen? Wie wird der Hund im Alltag versorgt? Wo und wann kann man mit ihm eine Hundeschule besuchen? Susan Rodiguez hat inzwischen die meisten Fragen geklärt. "Seit Sommer ist die Rasse klar. Ein Kleinpudel soll es sein. Weil wenn die nicht geschoren sind, dann schauen die aus wie ein Teddybär." Außerdem seien die unter kniehohen Tiere "supergute Familienhunde" und dazu auch noch intelligent.

Solche Hunde über einen Züchter zu kaufen, ist nicht billig und deshalb für die Alleinerziehende schwer zu realisieren - auch wenn sie über den Adventskalender der SZ Geld für die Anschaffung eines Hundes bekommen hat. Dieser Tage nun hat Rodriguez beim Tierheim München einen sechs Monate alten Pudelrüden entdeckt. An diesem Samstag wollen sie ihn anschauen. Und wenn der Funke überspringt, würde Lucie-Ann pünktlich zur Weihnachtszeit ein lang ersehnter Wunsch erfüllt.

Umzug

Mit der Unterstützung durch den SZ-Adventskalender konnte sich Victoria Weber nach einem langersehnten Umzug in eine kleinere Wohnung endlich ein richtiges Schlafsofa zulegen. "Es hat mir sehr geholfen", sagt die 70-jährige. Im vergangenen Jahr hatte die Rentnerin bereits die Zusage für eine kleinere Sozialwohnung bekommen. Eine große Erleichterung, denn als ihr Mann nach vielen Jahren schwerer Krankheit verstorben ist, konnte sich die Frau die Miete für ihre gemeinsame Wohnung nicht mehr leisten.

Zwei Jahre lang hatte die Rentnerin nach dem Tod ihres Mannes darauf warten müssen, um in eine der knappen Sozialwohnung im Landkreis ziehen zu können. Obwohl die Zusage kurz vor Weihnachten schließlich eine große Erleichterung war, machte sich die Seniorin damals Sorgen. Einen Umzug, so viel war sicher, würde ihr altes marodes Schlafsofa nicht überstehen. Ein neues konnte sie sich von dem wenigen Geld, das ihr nach Abzug der Fixkosten monatlich blieb, nicht kaufen. Außerdem würde sich auch andere Umzugskosten begleichen müssen.

Mit der Spende des SZ-Adventskalenders wurden diese Kosten für Victoria Weber nicht zur Belastung. Mittlerweile hat sich die Olchingerin in ihrer neuen Wohnung richtig gut eingelebt. Für die Rentnerin steht fest, dass sie heuer etwas von der Hilfe, die ihr im vergangenen Jahr zuteil geworden ist, zurückgeben möchte. Sie will nun für andere Menschen in Notsituationen spenden. "Weihnachten steht vor der Tür", sagt sie. Zwar sei es nicht viel, was sie geben könne. "Aber auch ein kleiner Betrag kann helfen", da ist sie sich sicher.

© SZ vom 25.11.2017 / laha, eis, alin, berj - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: