Adelshofen:Solidarität kontra Floriansprinzip

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In der Diskussion zum Bürgerentscheid gegen ein Flüchtlingsquartier auf der Klosterwiese Adelshofen erinnert der Rathauschef an die Pflicht, Asylbewerber aufzunehmen. Ein Initiator gibt zu, nahe dem Standort ein Haus zu besitzen

Von Manfred Amann, Adelshofen

Die Gemeinde Adelshofen möchte ihrer Solidaritätsverpflichtung gegenüber den übrigen Landkreiskommunen nachkommen und die ersten Flüchtlinge aufnehmen. Mittlerweile hat sich auch ein 30-köpfiger Helferkreis gebildet. Für die Unterbringung soll im ehemaligen Klostergarten an der Ecke Nassenhausener Straße/Niemerweg eine Container-Wohnanlage errichtet werden. Während Gemeindepolitiker und Landratsamt den Standort für alternativlos halten, will die Interessengemeinschaft (IG) "Erhaltung Klostergarten Adelshofen" diesen verhindern. Nun sollen am Sonntag, 24. April, die Bürger darüber abstimmen.

Auf der im Vorfeld zum Bürgerentscheid von der Gemeinde organisierten Informationsveranstaltung in der Sporthalle in Adelshofen prallten die Meinungen noch einmal aufeinander. Auch wenn die rege Diskussion überwiegend sachlich war, musste der Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf, Bernhard Frank, als Moderator manchmal einschreiten, um ein emotionales Abgleiten zu verhindern. Selbstverständlich müsse man Menschen in Not, egal woher sie kommen und welche Hautfarbe sie haben, respektvoll gegenübertreten und ihnen helfen, sagte IG-Sprecher Ronald Vaida. Man fordere aber auch "Respekt vor unseren Werten" und dazu gehöre auch die Bewahrung von Denkmälern. Jahrhunderte habe man das Klostergelände nicht bebaut und es sollte auch weiterhin freigehalten werden, auch um Bodendenkmäler, "die nachweislich vorhanden sind", zu schützen. Ferner warnte Vaida vor einem Ghetto in der Ortsmitte und vor einer Überforderung des Ortes, zumal 54 Plätze geschaffen würden, obwohl nur 41 Asylbewerber unterzubringen seien und der Flüchtlingsstrom sogar rückläufig sei. Mit gutem Willen müsse es möglich sein, in allen drei Ortsteilen kleinere Wohneinheiten zu schaffen, statt alle zentral in einem "hässlichen Blech-Baracken-Monstrum" zusammenzupferchen. Vaida: "So eine Wohnanlage ist wie ein Schwarzes Loch. Es wird eine Unmenge von Energie geschluckt und es kommt nichts dabei raus." Seiner Meinung nach soll für den Ort Adelshofen die Höchstgrenze bei 20 Flüchtlingen liegen.

Dagegen wandte Bürgermeister Michael Raith (CSU/BfANL) ein, dass die Denkmalschützer gegen die vorübergehende Nutzung nichts einzuwenden hätten, statt der üblichen acht Jahre habe man sich auf nur sechs Jahre und neun Monate verständigt und zum Schutz möglicher Bodendenkmäler würden Maßnahmen ergriffen. Überdies sei der Versuch, Flüchtlinge dezentral in Adelshofen, Nassenhausen und Luttenwang unterzubringen, gescheitert. Alle anderen angebotenen Standorte seien vom Landratsamt aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen abgelehnt worden. Die von der IG vorgeschlagene rekultivierte Mülldeponie zum Beispiel sei etwa 500 Meter vom Ort entfernt, was erst recht eine Ghettoisierung bedeuten würde, befand Raith. Außerdem sei es menschenunwürdig, Flüchtlinge auf eine ehemalige Deponie abzuschieben, wo der Boden möglicherweise belastet ist. Zum erwogenen Standort auf dem alten Sportplatz erklärte der Bürgermeister, dass man dort wegen der hohen Bäume etwa dreißig Meter vom Waldrand abrücken müsste, dies aber zu Lasten des Spielfeldes ginge.

Als Vaida, der in Jesenwang lebt, fragte, ob das vergleichsweise kleine Dorf Adelshofen wirklich drei Spielplätze brauche und nicht einer für eine Container-Wohnanlage abgetreten werden könne, protestierten viele der etwa 140 Besucher. Der Rathauschef warf dem IG-Sprecher vor, über Adelshofen nicht Bescheid zu wissen. Der Vorsitzende des Sportvereins, Leonhard Klaß, vermisste die Solidarität und verwies auf Mammendorf, wo in der Ortsmitte 80 Flüchtlinge bestens unterbracht und betreut würden. Eine Besucherin wollte "Klarheit über die Gerüchte", dass die Initiatoren des Bürgerentscheids in der Nähe des geplanten Standortes wohnen. Daraufhin erklärte Vaida, dass er nebenan ein Haus besitze, in dem seine Tochter wohne. Auch Franco Calabrese und Annemarie Schwandtner hätten in diesem Bereich ihre Häuser. "Es scheint mir, als würde die IG nach dem Floriansprinzip agieren", stellte eine Besucherin fest.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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