Acht Jahre Direktor:Zu neuen Ufern

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Großes Aufgebot: Hermann Baumgartner (rechts) wird von Weggefährten aus Schule und Politik gewürdigt. Am 20. Februar geht er in den Ruhestand. (Foto: Günther Reger)

Hermann Baumgartner wird mit einer großen Feier von der Schulfamilie des Gymnasiums Gröbenzell als Direktor verabschiedet. Im Ruhestand kann sich der passionierte Segler mehr seinem Hobby widmen

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Es begann gleich sehr rührend für Hermann Baumgartner. Der Juniorchor des Gröbenzeller Gymnasiums sang zur Verabschiedung des Schulleiters in der vollbesetzten Aula "Vergiss mein nicht" von Simon Becker. Baumgartner stand auf und verneigte sich tief vor der großen jungen Sängergruppe aus den fünften bis siebten Klassen. Er bekam von zwei Mädchen einen Blumentopf mit gebastelten Vergissmeinnicht überreicht und seine Augen wurden erstmals feucht. Landrat Thomas Karmasin bezog sich dann auch auf den Gesang: "Eigentlich ist alles gesagt, besser gesungen." Als Geschenk überreichte er ein Büchlein und eine Espressotasse. Karmasin schmunzelnd: "Die haben wir als Geschenk jetzt anstelle eines Bierkruges."

Das zweistündige Verabschiedungsprogramm geriet kurzweilig. Bürgermeister Martin Schäfer schenkte dem Segler Baumgartner einen großen grünen Fußabstreifer aus Tauen. Notker Lampart und Claudia Ankerne, die beiden Elternbeiräte, trugen ihr Grußwort im gegenseitigen Dialog vor. "Sein Schiff hat er jedes Jahr wieder in den sicheren Hafen gelenkt", stellten sie fest und resümierten in Anspielung auf sein Hobby als Segler: "Es ist ein verdammt guter Lotse und Steuermann."

Die drei Schülersprecher Lena Kurt, Karim Khalifa und Niklas Habik überreichten ihrem "Baumi" ein gerahmtes Foto mit allen Klassensprechern, die das Logo der Schule, das doppelte G, vor der Schule darstellten. Peter Kleinknecht, der Personalratsvorsitzende, verabschiedete "Baumi", wie auch er sagte, mit einigen launigen Bemerkungen aus der Geschichte der gemeinsamen Wegstrecke am Gymnasium. Kleinknecht kann das; Baumgartner war mittlerweile sein dritter Chef, den er verabschiedete.

Stephan Zahlhaas, Ministerialbeauftragter Oberbayern-West, mutmaßte, dass Baumgartner keine Mühe habe, einen neuerlichen Sinn im Leben zu finden. Zahlhaas hatte die Personalakte des scheidenden Schulleiters vorliegen. Er zitierte genüsslich aus den regelmäßigen Beurteilungen, die über Baumgartner in 34 Jahren Lehrer und Schulleiterdasein verfasst worden waren. Daraus war nur Lob zu vernehmen. Es ist die Rede von einer "Gesamttätigkeit", die "als großer Gewinn" bezeichnet wird. "Er war kein Autokrat, der einsame Entscheidungen in seinem Amtszimmer traf", lobte Zahlhaas die Kollegialität Baumgartners. "An leitender Stelle Vorreiter und Motivator für Zweifler", zitierte er weiter nur Gutes aus der Personalakte, die ihm auch eine "natürliche Autorität" und eine "unbegrenzte körperliche Leistungsfähigkeit" bescheinigte. "Sollten sie zum Erröten neigen, wäre das jetzt die geeignete Stelle", scherzte Zahlhaas nach diesen Sätzen, ehe er Baumgartner die unvermeidliche Ruhestandsurkunde überreichte.

"Du hast dich immer für eine mitmenschliche Schule eingesetzt", begann Boris Hackl, der stellvertretende Schulleiter, seine Verabschiedungsrede. "Jeder sollte die Schule gerne betreten", zitierte Hackl das Credo Baumgartners. Schule sei für ihn immer eine kooperative Leistung aller gewesen. "Vergiss uns nicht und schau ab und zu vorbei", schloss Hackl. Worte, die Baumgartner bei der Verabschiedung von Kollegen selbst gerne benutzte. Baumgartner dankte in seiner Abschiedsrede allen Weggefährten, auch seiner Ehefrau Gisela, "als persönlicher Coach und langjährige Ehefrau", die ihn Anfang der Achtzigerjahre noch zum Lehrerwerden überredete. Er dankte auch den Schülern und betonte ihren Stellenwert: "Ihr seid das Kernstück einer Schule." Applaus und aus.

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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