Portal der Stadt:Kritik am Kita-Finder reißt nicht ab

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In München sollen die Eltern einen Betreuungsplatz über ein Webportal finden - doch das ist nicht so einfach. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)
  • Der Kita-Finder steht seit seinem Beginn in der Kritik.
  • Nun hat die Anmeldephase für das Betreuungsjahr 2017/18 begonnen - und wieder verzweifeln Eltern an dem Programm.
  • Das städtische Bildungsreferat hat den Prozess nun genauer ausgewertet und kommt zu einem interessanten Fazit.

Von Melanie Staudinger, München

Die Kritik am Kita-Finder der Stadt reißt nicht ab: Zu unübersichtlich sei das internetbasierte Programm, mit dem Eltern ihre Kinder für Krippen, Kindergärten, Horte und neuerdings auch Mittagsbetreuungen an Grundschulen anmelden können, schimpfen die einen. Andere beklagen, dass ihre Daten niemals in den Tagesstätten angekommen seien, dass zu viel Zeit vergehe, bis sie eine definitive Platzzusage hätten. Und dass sie sich trotzdem noch in allen Kitas vorstellen müssten, weil sie sonst keine Chance auf einen Platz hätten.

Das städtische Bildungsreferat hat den Prozess genauer ausgewertet. Das Fazit: So fehleranfällig wie häufig behauptet, sei das Programm gar nicht, sagt Margit Braun, die im Bildungsreferat für die Online-Anmeldung und die Elternberatungsstelle zuständig ist. Schwierigkeiten resultieren demnach vor allem daraus, dass Familien sich im Kita-Finder verklickten, zu lange brauchten oder etwas anderes falsch machten.

Programm
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Mit dem Programm soll die Anmeldung zur Kinderbetreuung erleichtert werden, die Stadt ist stolz auf ihr modernes Angebot - doch einige Eltern machen schlechte Erfahrungen.

Von Melanie Staudinger

"Die meisten Probleme sind Bedienungsfehler und lassen sich leicht in einem Telefongespräch mit der Elternberatungsstelle beheben", sagt Susanne Herrmann, Leiterin der Abteilung Kita im Bildungsreferat. Tatsächliche Störungen gebe es nur im Einzelfall. So sei es vorgekommen, dass die Daten zeitverzögert übermittelt worden seien. Die Beschwerde hingegen, dass Kinder gar nicht auf einer Warteliste stünden, lasse sich meist mit einem Bedienfehler erklären. Der Vorgang ist erst abgeschlossen, wenn Eltern auf "anmelden" drücken. Wer nur die Taste "gemerkt" betätigt, schickt sein Anliegen nicht ab. Die Anmeldung verbleibt dann in einer Art Warenkorb.

Ein weiteres Problem: Manche Familien beklagen, dass sie mühsam Daten eingepflegt hätten, diese aber plötzlich verschwunden seien. Dies passiert laut Bildungsreferat immer dann, wenn sich zu lange nichts im System tue. Nach 120 Minuten schalte es sich automatisch ab, das soll den Datenschutz sicherstellen. Manchmal kommt es auch schlicht wegen Verständigungsproblemen zu Irritationen, dann nämlich, wenn Kita-Leitungen sich bei der Suche nach einem bestimmten Kind beim Namen vertippten. Real sei das Mädchen oder der Junge zwar angemeldet, jedoch dann nicht auffindbar. Auch dieses Hindernis lasse sich meist schnell beseitigen.

Herrmann kann die Kritik einiger Eltern durchaus nachvollziehen, wie sie sagt. Der Kita-Finder solle deshalb auch stetig weiterentwickelt werden. Sie verweist aber auch auf die Verbesserungen, die schon nachweisbar seien. Von den Eltern sei zum Beispiel der Druck genommen worden, dass sie sich in jeder Einrichtung einzeln vorstellen müssen - und zwar in den vorher festgelegten Sprechstunden, was oftmals zur Folge hatte, dass Eltern frei nehmen mussten. Mittlerweile sind zudem fast 80 Prozent aller Münchner Plätze im Online-System. Ein solches einheitliches System über die Grenzen der jeweiligen Träger hinweg gab es vor dem Kita-Finder in München nicht. Manche Familien erhielten viele Absagen und mussten lange auf einen Nachrückerplatz warten. Andere hingegen hatten mehrere Zusagen und blockierten eigentlich freie Plätze.

Anmeldung für das für das Kita-Jahr 2017/18 haben begonnen

"Der Kita-Finder hat die Anmeldung deutlich vereinfacht", sagt Herrmann. Eltern haben jetzt ein persönliches Konto. Das Programm bietet eine Übersicht über alle 1360 Kindertageseinrichtungen in München, mehr als 920 Kitas erlauben eine Online-Anmeldung. Eltern können die Angebote nach vielen Kriterien sortieren, eine Umkreissuche ist möglich. In den vergangenen Monaten sind 18 000 Plätze über den Kita-Finder vermittelt worden. Väter und Mütter, die die Formulare nicht alleine ausfüllen können, erhalten in den Kitas, bei der Elternberatungsstelle, in der Kontaktstelle für frühe Förderung des Sozialreferats oder in den Bildungslokalen Hilfe. Mitarbeiter der Elternberatungsstelle besuchen außerdem Flüchtlingsunterkünfte.

Wer sich für das Kita-Jahr 2017/18 anmelden will, kann dies von sofort an bis 5. April 2017 tun. Die Einrichtungen beginnen erst einen Tag später mit der Platzvergabe - auf den Zeitpunkt der Anmeldung kommt es also nicht an. 17 Tage lang haben Familien dann Zeit, eine Zusage anzunehmen - diese Frist soll aber verkürzt werden, um den Prozess zu straffen. Lehnen Eltern ab, wird der Platz einer anderen Familie angeboten. Das geht solange, bis jeder versorgt ist. Und das klappt auch, zumindest hat sich bisher niemand über einen fehlenden Kita-Platz beschwert.

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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