Führungskrise im Olympiapark:Zerstörtes Vertrauen

Führungskrise im Olympiapark: Der Vertrag von Olympiapark-Chef Ralph Huber läuft noch bis 2017. Doch vielleicht zieht die Stadt angesichts der Führungskrise die Notbremse.

Der Vertrag von Olympiapark-Chef Ralph Huber läuft noch bis 2017. Doch vielleicht zieht die Stadt angesichts der Führungskrise die Notbremse.

(Foto: Stephan Rumpf)

Erst wurde er wegen Untreue verdächtigt, dann legte er Strafzahlungen nicht offen: Inzwischen wurden die Ermittlungen gegen Olympiapark-Chef Ralph Huber eingestellt. Doch das Verhältnis zu seinen Mitarbeitern bleibt angespannt.

Von Katja Riedel

Im Olympiapark feiern sie in diesen Tagen den Sommer, den "Theatron Musiksommer". Doch in der Betreibergesellschaft des Olympiaparks geht es alles andere als sonnig zu, zum feiern ist niemandem zumute. Nicht nur, weil der Olympiapark vor großen Aufgaben steht, neue Strukturen, neue Ziele braucht. Zudem stehen Investitionen von einer guten halben Milliarde Euro an. Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es offenbar an der Spitze eine handfeste Führungskrise.

In der Kritik steht Geschäftsführer Ralph Huber. Im vergangenen April hatte die Landeshauptstadt München Anzeige gegen den Chef der städtischen Gesellschaft erstattet, seine Privat- und Geschäftsräume wurden durchsucht. Ein Insider hatte geplaudert. Was er berichtete, reichte aus Sicht der Staatsanwaltschaft aus, um in fünf konkreten Fällen genauer zu ermitteln. Der Verdacht der Untreue stand im Raum.

In allen fünf Fällen sollte Huber Verträge so abgeschlossen haben, dass sich für den Olympiapark ein Nachteil daraus ergab. Mal ging es um Räumlichkeiten für ein Sportstudio, mal eine Veranstaltung mit dem Stargeiger David Garrett, einen Auftrag für den Münchner Sommernachtstraum 2009, einen Kindergeburtstag im Olympiaparkrestaurant "Coubertin" oder um einen Beratungsvertrag für ein Marketingunternehmen.

Huber musste eine Geldauflage zahlen

Ein gutes Jahr lang hat die Staatsanwaltschaft ermittelt - und im April hat sie die Verfahren eingestellt, bestätigte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch am Montag. Im Fall der Geburtstagsparty für die Kinder zu ungewöhnlich günstigen Mietkonditionen zahlte Huber jedoch eine Geldauflage, wie hoch, wollte die Staatsanwaltschaft nicht sagen. Eine solche Auflage ist üblich, wenn das öffentliche Interesse an einer strafrechtlichen Verfolgung zwar nicht hoch, an den Vorwürfen jedoch durchaus etwas dran ist.

In der Olympiapark GmbH hat dies offenbar dazu geführt, dass das ohnehin schon kriselnde Verhältnis zum Geschäftsführer sich weiter verschlechtert hat. Denn Huber hatte den Mitarbeitern zwar berichtet, dass die Verfahren eingestellt seien. Doch das Detail, dass er in dem Fall, in dem er selbst der Begünstigte war, eine Geldauflage zahlen musste, ließ er weg. Doch dieses Detail und das Schweigen des Chefs dazu machten schnell die Runde. Viele Mitarbeiter haben Huber dies persönlich übel genommen - angesprochen habe man ihn darauf aber nicht, heißt es.

Auch die langwierigen Ermittlungen sollen viel Vertrauen auf beiden Seiten zerstört haben, berichten Insider. Schließlich habe sich auch der Chef fragen müssen, wer ihn angeschwärzt habe. Huber selbst war am Montag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Überhaupt soll er in den vergangenen Monaten nur sehr wenig im Unternehmen präsent gewesen sein. Auch dies dürfte angesichts der anstehenden Aufgaben ein eher schlechtes Zeichen sein.

Distanziert, aber auch überraschend deutlich äußerte sich zuletzt auch Hubers Stellvertreter und Pressesprecher Arno Hartung in der SZ: Es sei zuletzt viel kaputtgegangen, sagte er. Es gebe eine große Distanz zwischen Geschäftsführer und Mitarbeitern, er spricht von einer "ausgesprochen angespannten Situation" - ob dies reparabel sei, werde sich zeigen. Zuversicht klingt anders. Auch das Verhältnis zwischen Hartung, der seine Stelle eigens über seinen 65. Geburtstag hinaus verlängern ließ, und Ralph Huber beschreiben Beobachter als angeschlagen. Persönlich wollte sich Hartung nicht äußern. Er bestätigte lediglich die Einstellung der Verfahren gegen Huber. Er sieht Aufsichtsrat und Stadtpolitik in der Pflicht. An der Aufsichtsratsspitze steht Christine Strobl (SPD), die Dritte Bürgermeisterin. Sie ist allerdings noch mehrere Wochen lang verreist. Ihr Amtskollege, der Zweite Bürgermeister und betreuende Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU), wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorgängen im Olympiapark äußern. Doch es besteht wohl Klärungsbedarf: Hubers Vertrag läuft schließlich noch bis Herbst 2017.

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