Fröttmaninger Heide:Üble Verschwendung

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Der breit angelegte Bürgerdialog über die Ausweisung eine Naturschutzgebiets hat ein abruptes Ende gefunden. Denn die Regierung leitete kurzerhand das entsprechende Verfahren ein. Die mühselige Abstimmung vieler Interessen war somit für die Katz

Von Thomas Kronewiter

Auf den ersten Blick sieht das Verfahren ganz normal aus: Erst befassen sich die direkt Betroffenen mit einem Problem, dann berät ein Gremium wie der Bezirksausschuss, am Ende wird im Rathaus am Marienplatz alles genau abgewogen und eine Entscheidung gefällt. So auch im Falle der Fröttmaninger Heide? Mitnichten. Und das nicht nur, weil die Heide im Eigentum des Heideflächenvereins ist und nicht etwa der Stadt München oder einer einzelnen Landkreis-Kommune.

Denn das einzige bayerische Naturschutzgebiet mit einem U-Bahn-Anschluss, wie es der frühere Umweltminister Marcel Huber (CSU) beim großen Auftakttermin des einzigartigen und erstmals erprobten Bürgerdialogs selbst nannte, sollte einen Durchbruch bringen: Eigentlich wollte die Regierung von Oberbayern ausprobieren, ob nicht das frühzeitige Einbinden aller Meinungen, aller Betroffenheiten, aller Wünsche und Anforderungen das gesetzlich eigentlich vorgeschriebene Verfahren zur Ausweisung eines Naturschutzgebiets beschleunigen, deeskalieren, von allen Bürokratismen entschlacken könnte.

Wer sich die Zeit nahm, an einem der Infotermine in der Ludwig-Maximilians-Universität teilzunehmen, im Dach des Kulturzentrums Mohr-Villa an den Themen-Terminen um Lösungen zu ringen oder aber zumindest die Debatte auf www.unsereheide.de mitzuverfolgen, konnte frühzeitig die entscheidenden Konfliktfelder ausmachen, konnte sich frühzeitig mit Vorschlägen einbringen.

Das war kein einfacher Prozess, sondern ein mühseliger, von ungezählten Fachleuten begleiteter Kraftakt. An dessen Ende, nach zweieinhalb Jahren, mit einem Federstrich zentrale Elemente wie das Zonenkonzept torpedieren zu wollen und damit das formelle Verfahren mit einem Paukenschlag zu eröffnen, ist nicht nur schädlich für das ganze Projekt. Es ist üble Ressourcenverschwendung. Denn nicht nur Meggy Rabbithead und Ingrid Kirchleitner, Kai Elmauer, die Hundehalter und Hundegegner aus Freimann haben sich unzählige Stunden ins Thema eingearbeitet, auch die Manpower zahlreicher Behörden und ihrer Fachleute wurde abgerufen zum Wohle von Pflanzen, Tieren und Menschen. Nun von einer Optimierung des Prozesses zu sprechen, spricht all diesem Engagement Hohn.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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