Wildwuchs :Abgeschottet

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Eching erwägt, Trend zur Mauer per Satzung einzuschränken

Steinerne Gabionenwände in Wohngebieten, Betonmauern entlang der Verkehrsadern - der Wunsch, sich von immer mehr äußeren Einflüssen immer massiver abzuschotten, führt zu einem Boom bei Sicht- und Lärmschutzwänden. In Eching wird das allmählich zum Thema. Angesichts des ungezügelten Wildwuchses bei Grundstückseinfriedungen beschlichen Bürgermeister Sebastian Thaler schon Visionen: "Dass ich mich hier bald nicht mehr wie in einem netten Vorort von München fühle, sondern wie in einer grauen Suburb . . . " Eine Einfriedungssatzung soll dem Rathaus nun ein Steuerungsinstrument an die Hand geben.

Anlass für Thalers Initiative war eine neue Grundstücksmauer an der Daitenhausener Straße, die zwar gesetzeskonform ist, ihn aber irritiert. "Wenn ich mir vorstelle, dass die ganze Straße mit solchen Mauern bestückt wäre", sagte er, "das wäre ein verheerendes Ortsbild." Bis zu zwei Meter hohe Mauern sind nach der bayerischen Bauordnung genehmigungsfrei, sofern dies nicht durch örtliches Recht anders geregelt wird. Dies macht Eching nur in einigen Bebauungsplänen, wovon eine Mehrheit im Gemeinderat immer wieder abweicht. So wurde unmittelbar vor der Beratung über die neue Satzung eine Mauer an der Bahnhofstraße genehmigt. Dort war ein Wohn- und Geschäftshaus durch einen Wohnblock unter Ausreizung des dort möglichen Bauvolumens ersetzt worden. Zur Straße hin sollte eine Hecke das Grundstück abgrenzen. Ein neuer Mieter wollte aber vor seiner Erdgeschosswohnung stattdessen eine 1,95 Meter hohe und 14 Meter lange Mauer ziehen. Für Thaler, SPD, Grüne und "Bürger für Eching" ein Grauen; CSU und FWG signalisierten dagegen Verständnis. Lediglich eine marginale Reduzierung der Höhe auf 1,85 Meter wurde gefordert und der Wunsch, das Bauwerk "gestalterisch zu überarbeiten" und zu begrünen.

Zuletzt hatte es um eine über 30 Meter lange Mauer an der Hauptstraße Diskussionen gegeben, ebenso um Gabionenwände im Wohngebiet westlich der Frühlingsstraße. Eine Satzung, die für die ganze Gemeinde Maximalmaße und Ausgestaltung festschreibt, wäre ein gutes Instrument, warb der Bürgermeister. Für die SPD begrüßte Anette Martin den Versuch, "damit wir nicht mehr in Schwierigkeiten kommen wie zuletzt". Bei allen berechtigten Einzelinteressen auf Abschottung müsse der Gemeinderat doch das Gesamtbild sehen: "Wir sollten es uns nicht antun, dass uns noch mehr Mauern blühen". Georg Bartl (CSU) hielt von einer Regelung hingegen nichts. Ein auch nur annähernd akzeptables Werk zu definieren, werde kompliziert, warnte er. Zudem würde der Gemeinderat damit "etwas aufbauen, an das wir uns nicht halten können". Mit 9:3 Stimmen entschied der Ausschuss gegen zwei Gemeinderäte der CSU und einen der FWG, einen Satzungsentwurf zur Diskussion zu stellen.

© SZ vom 18.11.2017 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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