Wahl in Freising:Verkehrspolitik ohne Denkverbote

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Die Freien Wähler präsentieren auf 24 Seiten ihre Ideen für die Stadt, verpackt in eine schicke Tageszeitung. Sie wollen stärkste Fraktion im Stadtrat bleiben. Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist bezahlbarer Wohnraum

Von Kerstin Vogel

Das war ein ungewöhnliches Bild bei der Pressekonferenz der Freien Wähler zur Präsentation ihres Wahlprogramms: Da saßen die Stadträte und Listenkandidaten in großer Zahl versammelt - und lasen Zeitung. Der Grund allerdings leuchtete schnell ein: Die Freien Wähler haben ihr Programm für die Stadtratswahl in eine schicke Tageszeitung gepackt und konnten sich an dem nahezu druckfrischen Produkt gar nicht so recht stattsehen. Der Wählerverein habe eine "Frischzellenkur" hinter sich, erklärte Vorsitzender Robert Weller die ungewöhnliche Form: Man habe gut 25 junge Leute dazu gewinnen können, deshalb wolle man nun auch eine "sehr junge Wahlkampagne aus einem Guss" betreiben.

Das Ziel der Freien Wähler für die Stadtratswahl ist klar. Sie wollen die stärkste Fraktion bleiben und dabei weiterhin keine großartigen Luftschlösser bauen, sondern ihre Versprechen auch umsetzen können, wie es Weller formulierte. In der Wahlzeitung wird deshalb auf 24 Seiten unter anderem der Bürgerhaushalt aus Sicht der Freien Wähler präsentiert, die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum ist ein großes Thema, doch auch Ideen für Senioren und Menschen mit Behinderung oder der Bereich Kultur, Freizeit und Sport kommen nicht zu kurz.

Interessante Forderungen werden im Verkehrskonzept der Wählervereinigung erhoben. So soll langfristig über einen echten Ringschluss um die Stadt nachgedacht werden. Es dürfe weder für eine Verlängerung des Wettersteinrings Richtung Marzling noch für eine Fortsetzung des Südrings statt in die Erdinger Straße geradeaus zur Bundesstraße 11 ein Denkverbot geben, sagte Weller. Sollte das "in zehn oder 15 Jahren" so kommen, müsse auch der fragliche Bereich der B 11 vierspurig ausgebaut werden. Weller: "Es sind alle froh, wenn die Westtangente mal da ist, aber damit kann und darf nicht Schluss sein."

Ebenfalls langfristig angelegt ist der Vorschlag, den die Freien Wähler für das "Bahnhofsareal" zwischen Seilerbrückl und Isarbrücke ausgearbeitet haben: Hier sei dringend ein Gesamtkonzept erforderlich, heißt es in dem Artikel von Stadtrat Ernst Berg dazu - untergebracht werden könnten dort beispielsweise ein oder zwei Parkhäuser, vielleicht ein internationales Jugendbegegnungszentrum oder auch die Berufsschule. Der Bauhof müsse auf jeden Fall raus aus der Stadt, auf dem frei werdenden Gelände könnten dann stadtnahe Wohnungen gebaut werden.

Berg erläutert in einem weiteren Artikel auch die Forderung der Wählervereinigung nach einem Schulkonzept für Freising und stellt unter anderem zur Diskussion, eine zweite Grundschule in Lerchenfeld zu bauen - möglicherweise auch für die Kinder aus dem neuen Wohngebiet am Seilerbrückl. Weitere Texte sind dann dem Verhältnis zwischen der Stadt und ihren Hochschulen gewidmet, es geht um die Finanzpolitik, das Innenstadtkonzept und den Ruf nach einer besseren Vermarktung von Gewerbeflächen. Gefordert wird ein eigenes Gründerzentrum der Stadt ebenso wie die Schaffung eines neuen Verkehrsreferats im Stadtrat. Gleichzeitig dürfe die Zahl der Referate insgesamt jedoch nicht steigen, möglicherweise könne das Referat für Erholung und Bäder aufgelöst werden, so der Vorschlag.

Als eine weitere Idee schlagen die Freien Wähler vor, 2021 die "Kleine Landesgartenschau" in die Domstadt zu holen und zwar für das Areal südlich des Weihenstephaner Berges. Zusammen mit den Grünflächen am Veitshof und dem Fürstendamm könnte hier ein echter Stadtpark für Freising entstehen, sagte Weller. Natürlich nimmt auch der Abwehrkampf gegen den Bau der dritten Startbahn einigen Raum in der FW-Zeitung ein: Der Journalist Andreas Raith hat aufgeschrieben, wie Anna Brückl, Mitglied der BI Attaching und von "Plane Stupid", den Startbahnprozess erlebt hat. Brückl kandidiert auch auf der Liste der Freien Wähler für den Stadtrat.

Raith zeichnet als Chefredakteur für das Produkt verantwortlich, Idee und Konzept stammen von Michi Kasper, der den Wahlkampf der Freien Wähler in Freising managt und koordiniert. Kein Wunder also, dass auch die Kultur auf einer Doppelseite in der FW-Zeitung nicht zu kurz kommt - und natürlich wäre auch eine Wahlkampfzeitung keine Zeitung, wenn sie nicht am Ende noch ein Kuchenrezept bereit hielte.

© SZ vom 15.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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