Votum der Anwohner in Hollern zählt:Nein zu Fahrradstraße

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40 Anlieger, eine Straße, die auch nur für diese freigegeben ist - und trotzdem will der Gemeinderat mehrheitlich keine Vorfahrt für Radler. (Foto: Marco Einfeldt)

CSU, Freie Wähler und der parteilose Bürgermeister überstimmen den Rest des Echinger Gemeinderates

Von Klaus Bachhuber, Eching

Die Hollerner Straße wird nicht Echings erste Fahrradstraße. Mit 8:5 Stimmen haben CSU, FWG und Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) im Planungsausschuss die Widmung gegen SPD, "Bürger für Eching" und Grüne abgelehnt. Der Nachteil für die Anlieger der Güter Hollern wurde mehrheitlich höher gewichtet als der Nutzen für Radfahrer. Negative Auswirkungen auf das Bemühen um den Titel "fahrradfreundliche Gemeinde" erwartet der Bürgermeister nicht. Da werde es "noch genügend Maßnahmen im Ortskern geben können, die uns fahrradfreundlich machen", sagte er.

Grüne und der Fahrradclub ADFC hatten vor der Debatte erneut für die Radstraße geworben. "Eching braucht eine mutige Mobilitätspolitik, die nicht nur mehr Straßen und Parkplätze als Lösungswege sieht", sagte Leon Eckert (Grüne), "sondern massiv den Fuß-und Radverkehr fördert." Auf Initiative der Grünen ist das Echinger Rathaus seit Jahren daran, Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen zu werden. Mit der Ablehnung der einzigen geplanten Fahrradstraße sei dieses "Grundsatzziel der Gemeinde Eching in Gefahr", warnte Eckert im Planungsausschuss.

Auch Dirks-Birker Hasse, Ortssprecher des ADFC Neufahrn-Eching, erwartete von der Ausweisung "eine enorme Aufwertung der Verbindung Eching, Hollerner See, Unterschleißheim". Der Nutzen dieses Angebots überwiege für ihn "bei weitem die geringen Einschränkungen". Es sei an der Zeit, "den Radverkehr dem Auto gleichzustellen, um dem drohenden Echinger Verkehrsinfarkt zu begegnen". In Eching seien jahrelang die Interessen der Radler gegenüber dem Pkw-Verkehr hintangestellt worden.

Eine Fahrradstraße schreibt den generellen Vorrang des Radverkehrs fest, was konkret heißt, dass Radfahrer auch nebeneinander fahren dürfen. Der Anliegerverkehr und der landwirtschaftliche Verkehr wären wie bisher frei. Einzige Neuerung wäre ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern. Er habe das mal ausprobiert, schilderte Christoph Gürtner (FWG) im Ausschuss, und sei mit 30 zu den Gütern Hollern gefahren: "Das ist schon eine Zumutung". Sein zentrales Argument: Man radele dort nur zur Erholung "und der Naherholende kann ausweichen, der Anwohner aber nicht". In einer Befragung durch das Echinger Rathaus hatten 20 der 45 Anwohner die Ausweisung abgelehnt und zwei befürwortet, der Rest hatte sich nicht geäußert.

Nachdem man die Entscheidung zuvor an den Anliegerwillen gekoppelt hatte, brauche man doch jetzt nicht erneut diskutieren, wunderte sich Heike Kraus (CSU): "Es ist doch fragwürdig, erst zu fragen und dann zu sagen, die Abstimmung interessiert uns nicht." Simon Schindlmayr (CSU) stellte gegenüber, dass "die Problematik auf der Straße für Radler gering ist, aber der Wille der Anwohner ziemlich deutlich".

Eine Anliegerbefragung sei in der Sache untauglich, hielt Gertrud Wucherpfennig (SPD) dagegen: "Die Radfahrer sind nicht befragt worden". Sybille Schmidtchen (SPD) erinnerte daran, dass in ganz Eching Tempo 30 gelte, also von einer Benachteiligung der Güter Hollern nicht die Rede sein könne. SPD und "Bürger für Eching" sahen angesichts der Verkehrssituation auf der Straße zwar nicht, dass Radfahrer besonders geschützt werden müssten, wollten aber einen zweijährigen Probebetrieb unterstützen, den Eckert als Kompromiss vorgeschlagen hatte.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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