Verschärfte Normen für Dämme:Sicherheit geht vor

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Um neuen Vorschriften im Hochwasserschutz zu genügen, müssen Bäume auf den Dämmen des Sempt-Flutkanals weichen

Von Alexandra vettori, Moosburg

Was schon in den beiden zurück liegenden Wintern beim Mittleren Isar Kanal begonnen wurde, geht jetzt am Sempt-Flutkanal südöstlich von Moosburg weiter: Die alten Bäume werden gefällt. Grund dafür ist die aktuell verschärfte Norm zur Stand- und Anlagensicherheit bei Hochwasserdämmen. Danach dürfen keine Bäume mehr auf den Uferbefestigungen wachsen, weil ihre bei Windwurf aus der Erde gerissenen Wurzeln Schäden anrichten können. Außerdem müssen im unteren Dammdrittel alle Büsche weichen, weil sie die regelmäßigen Sichtkontrollen auf Durchsickerungen und schadhafte Stellen behindern.

Deshalb setzt die Uniper GmbH, in die der Energiekonzern Eon seit September sein operatives Geschäft der Kraftwerke ausgegliedert hat, auch in diesem Winter die "Grün-Umbaumaßnahmen" fort. Immerhin, betont Uniper in einer Presseerklärung, seien die Abholzaktionen gleichzeitig gut für die Entwicklung ökologisch wertvoller Biotope am Flutkanal. Es sind vor allem alte Weiden und Pappeln, die in den nächsten Wochen am Sempt-Flutkanal weichen müssen. Wo möglich, verspricht Uniper, würden Wildobstbäume, Wärme liebende Sträucher und Wildrosen als Nahrungsquellen für Insekten und Vögel erhalten. Auch einzelne Baumstämme bleiben stehen, sie sollen Lebensräume für Alt- und Totholzbewohner bieten. Der Verlust der alten Bäume wiegt allerdings aus ökologischer Sicht nicht allzu schwer. Auf den freien Flächen sollen sich langfristig blütenreiche Wiesen und Magerrasenflächen entwickeln. Damit das möglich ist, will man auf die bislang praktizierte Mulchmahd verzichten, die Dammböschungen stattdessen nur noch ein- bis zweimal pro Jahr mähen und das Mähgut anschließend beseitigen. Das ist zwar aufwendiger, verspricht aber dafür mehr Artenvielfalt. Im Januar und Februar geht es mit den Baumfällungen dann wieder am Mittleren Isar Kanal weiter, voraussichtlich schwerpunktmäßig bei Aufkirchen und Pfrombach.

Einst hat der westlich von Berglern vom Mittleren Isar Kanal abzweigende Sempt-Flutkanal den Isarkanal bei Moosburg wieder mit dem Fluss verbunden. Heute dient er hauptsächlich der Ableitung von Hochwasser aus dem Gebiet des Erdinger Mooses zwischen Erding, Eitting und Berglern. Als Betreiber des Mittleren Isar Kanals mit seinen fünf Wasserkraftwerken ist Uniper, ehemals Eon, gegenüber dem Land Bayern verpflichtet, sämtliche Anlagen in einem guten baulichen Zustand zu erhalten. Dazu gehört eben auch die Einhaltung der gesetzlich vorgegebenen Normen an den Dämmen.

Der 51 Kilometer lange Mittlere Isar Kanal wurde in den Jahren 1919 bis 1929 gebaut und speist heute mit seinem Wasser fünf Kraftwerke mit einer Ausbauleistung von 84 Megawatt für die Produktion von durchschnittlich 418,8 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das entspricht rechnerisch dem Verbrauch von 135 000 Privathaushalten.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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