Verkehr:Massive Kritik am Lärmschutz

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Die Planung für den Ausbau der Autobahn A 92 zwischen Neufahrn und Feldmoching läuft auf Hochtouren. Kommunen und Bürger fordern Nachbesserungen wie Flüsterasphalt und zusätzliche Wände.

Von Alexandra Vettori, Eching

Der Ausbau der Autobahn A 92 ist beschlossene Sache, nur beim Lärmschutz muss die Autobahndirektion noch nachbessern. So lässt sich der Stand der Dinge im Planfeststellungsverfahren zusammen fassen, an dessen Ende die Baugenehmigung für den sechsspurigen Ausbau zwischen Feldmoching und dem Autobahnkreuz Neufahrn (A9) steht. Mehr als 60 000 Fahrzeuge rauschen derzeit in 24 Stunden über das elf Kilometer lange Straßenstück, bis zum Jahr 2020 sagen Prognosen 90 000 voraus. Mit den bestehenden vier Fahrstreifen sei dieses Aufkommen nicht zu bewerkstelligen, heißt es seit Jahren.

Ende vergangenen Jahres lagen die Ausbaupläne nun öffentlich aus - und zogen eine Reihe von Einsprüchen nach sich, von privaten Anwohnern ebenso wie von den Kommunen entlang der Ausbaustrecke. Vor allem der Lärmschutz, zu dem die Autobahndirektion wegen der baulichen Veränderungen verpflichtet ist, wird häufig als mangelhaft gesehen. Laut Regierung von Oberbayern, die das Genehmigungsverfahren durchführt, haben im Rahmen der Anhörung 40 Träger öffentlicher Belange eine Stellungnahme zu dem Vorhaben abgegeben. Daneben gingen rund 190 Privateinwendungen ein. Die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange hat die Regierung nach Auskunft einer Sprecherin bereits erfasst und an den Träger des Ausbaus weitergeleitet mit der Bitte um Stellungnahme. Bei den privaten Einwendungen läuft die Aufnahme noch, bevor auch sie der Direktion übergeben werden.

"Als schon jetzt auszumachender Hauptkritikpunkt an der Planung der Autobahndirektion Südbayern zum Ausbau der A 92 ist das Thema Lärmschutz zu nennen", sagt Regierungssprecherin Ines Schantz. Auch die betroffenen Kommunen Oberschleißheim, Unterschleißheim, Eching und Haimhausen hätten umfangreiche Einwände gegen das Projekt vorgebracht, die nun durch die Autobahndirektion zu würdigen seien. Nachdem sich auch örtliche Abgeordnete für mehr Lärmschutz stark machten und die Bürgermeister gemeinsam einen offenen Brief verfassten, gab Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) vor einigen Wochen schon bekannt, dass es sehr wohl Flüsterasphalt mit deutlich lärmmindernder Wirkung geben werde. Davon nämlich war, entgegen früherer mündlicher Ankündigungen vonseiten der Autobahndirektion, in den Planfeststellungsunterlagen nichts mehr zu finden.

Dass es auch zu einem Erörterungstermin kommen wird, bei dem sowohl die öffentlichen Träger und Kommunen, als auch Privatbürger ihre Kritik noch einmal mündlich vorbringen können, steht jedenfalls bereits fest. Nur wann er stattfindet, so Ines Schantz von der Regierung, dazu seien derzeit keine genaueren Aussagen möglich.

Bei der Ausfertigung ihrer Stellungnahmen haben sich die Anliegerkommunen gutachterliche Schützenhilfe geholt. Das Gutachten ergab, dass im Gemeindegebiet Eching, wo lediglich lärmmindernder Fahrbahnbelag, aber kein zusätzlicher baulicher Lärmschutz vorgesehen ist, die zu erwartenden Lärmwerte an einzelnen Stellen höher sind, als in der Ausbauplanung zugrunde gelegt. Hier erwartet die Gemeinde Nachbesserungen. Außerdem kritisierte der Gemeinderat Eching in seiner Stellungnahme, dass das Wegenetz südlich der A 92 zerstört würde. Bisher sei es möglich, vom Autobahnkreuz Neufahrn auf der Südseite der A 92 bis Unterschleißheim auf einem Feldweg entlang fahren konnte. Dies sei künftig nicht mehr der Fall, weil die beiden Brücken, der Kreisstraße nach Günzenhausen und die Fuß- und Radwegeverbindung nach Günzenhausen auf der Südseite unterbrochen würden, so dass man nach Süden über den Moosweg ausweichen müsse.

Mit einem Baubeginn noch in diesem Jahr rechnet niemand mehr ernsthaft. Freilich ist die Autobahndirektion Kummer mit der A 92-Verbreiterung gewöhnt. War es erst die Magnetschwebebahn Transrapid, deren geplante Trasse in den frühen 2000-er Jahren bei den Ausbauplänen berücksichtigt werden musste, führte dann das Aus für den Schweber zur erneuten Umplanung. Angesichts solcher Unwägbarkeiten sieht man die vereinzelten Lärmschutz-Nachbesserungen jetzt bei der Autobahndirektion gelassen.

© SZ vom 24.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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