Unterhaltsamer Abend:Von Spießrecken und Wurschtsuppn

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Der Neufahrner Geschichtsverein erinnert an fast vergessene Faschingsbräuche

An Fasching sind im Gasthof Maisberger schon viele Gäste in neue Rollen geschlüpft und auch, dass jemand spontan Musik macht, kann dort jederzeit passieren. Was sich aber dieser Tage zugetragen hat, dürfte selbst in der langen Geschichte dieser Neufahrner Traditionswirtschaft denkwürdig sein: Aus drei Zuhörern eines Vortrags wurden Alphorn-Bläser - zumindest akustisch.

Als sie ihre "Instrumente" nach dem Kurzauftritt zum Anschauen in den Raum brachten, stellte sich heraus, dass es sich um ungewöhnliche Eigenkonstruktionen handelte: Jeweils drei ineinander gesteckte Blumentöpfe unterschiedlicher Größe, mit einem langen Stück Gartenschlauch dazwischen, an dem wiederum ein Mundstück befestigt war. Die Materialen stammten aus dem Baumarkt. "Auch mit wenig Geld kann man gute Musik machen", freute sich Norbert Langwieser, den man in der Gemeinde sonst eher als Trompeter kennt.

Auf die Idee gebracht hatte den Massenhausener eine Fernsehsehndung vor mehr als 30 Jahren, in der ein Trichter zum Musikinstrument umfunktioniert worden war. Es folgten Versuche im heimishcne Keller und "mit der Schultüte des Enkelkinds", wie Langwieser augenzwinkernd erzählte. Das überzeugende Ergebnis präsentierte er nun zusammen mit Bastian Urbansky und Philipp Eschlwech spontan noch einmal bei einer Veranstaltung des Neufahrner Heimat- und Geschichtsvereins zum Thema Faschingsbräuche.

Begeistert war auch Evi Strehl, die in Sachen Musik bestimmt so schnell nichts überraschen kann: Die Oberpfälzerin singt Gstanzl und spielt Zither, Akkordeon und Drehleier. Sie ist Redakteurin und Moderatorin beim Sender BR-Heimat und übrigens auch Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande, das ihr für "zeitgemäße Heimat- und Brauchtumspflege verliehen" worden ist. Im Gasthof Maisberger hat sie jüngst von fast vergessenen Faschingsbräuchen erzählt, wie es sie früher auch in Neufahrn gab. So wurde an Fasching oft geschlachtet, und auch die Nachbarn haben dann was abbekommen. Im Viertel seiner Eltern am Rosenweg, wo sich nach dem Krieg viele ungarische Flüchtlinge ein Haus gebaut hatten, sei das durchaus so gewesen, erinnerte sich Ernest Lang. "Spießrecken" nannte man es laut Evi Strehl, wenn Bauern den "bettelnden" und verkleideten Besuchern Würste auf hingestreckte Stecken gehängt haben. Und "Wurschtsuppenfoarn" hieß es in ihrer Heimat, wenn in die mitgebrachten Kochtöpfe etwas Wurstsuppe geschüttet wurde. Langs Mutter hat an Fasching ganz spezielle Krapfen gebacken: "In ein paar kam Senf rein", erzählte er lachend. Der Krapfen, den er Evi Strehl servieren ließ, war freilich nur mit Marmelade gefüllt.

Auch wenn der Ort keine Faschingshochburg ist: Dass die Neufahrner im Fasching - und auch ganz ohne Verkleidung - gerne singen und feiern, hat sich an dem Abend wieder einmal gezeigt. Mit Evi Strehl musizierten die Mintringer Musikanten, ein Paar tanzte sogar, und Lieder wie "wer hat uns zum Saufen verführt" sangen alle begeistert mit. Inzwischen hat der Faschingsendspurt begonnen, und am kommenden Dienstag von 14 bis 18 Uhr wird auf dem Marktplatz noch einmal gefeiert. Unter anderem tanzt auch die Neufahrner Feuerwehr tanzen (16 Uhr), und die Narrhalla Heidechia tritt von 17 Uhr an mit Teeniegarde, Prinzenpaar und Garde auf.

© SZ vom 10.02.2018 / bg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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