Trotz sinkender Zahlen:Familiennachzug bereitet Sorgen

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Der Landkreis kann derzeit alle Flüchtlinge unterbringen, für anerkannte Asylbewerber aber werden Wohnungen gesucht

Von Peter Becker, Moosburg

Die Zahl der Flüchtlinge, die in den vergangenen Monaten im Landkreis Freising ankamen, ist nach Worten von Landrat Josef Hauner "marginal". Der Blick in die Zukunft erfüllt ihn dennoch mit Sorge. "Der Familiennachzug ist ein großes Problem", stellte er während der Bürgermeisterdienstbesprechung in Moosburg fest. Der müsse über einen langen Zeitraum und in "geordneten Bahnen" ablaufen. Fest steht, dass der Landkreis die derzeit in seinen Grenzen lebenden Flüchtlinge unterbringen kann. Michael Mayr, Leiter der Abteilung Kommunales und Soziales im Landratsamt, fügte aber hinzu: "Es gibt keinen Platz für Hunderte von Nachzüglern."

Der Landkreis hat genug damit zu tun, die Personen mit Bleiberecht unterzubringen. 783 sind es derzeit. Schätzungen deuten laut Mayr darauf hin, dass ihre Zahl auf etwa 1200 Menschen steigen wird. Für sie müssen Wohnungen gefunden werden. Landrat Hauner ist der Überzeugung, dass so etwas wie die Dillinger oder Passauer Wohnungsbörse im Landkreis nicht funktioniert. Dort können Immobilienbesitzer freie Wohnungen anbieten. Die Strukturen in Schwaben oder in Niederbayern seien mit der im Ballungsraum um München nicht zu vergleichen. Er sei sich sicher, dass da keiner ins Landratsamt komme, um eine Wohnung für anerkannte Flüchtlinge anzubieten, mutmaßte Hauner.

Immerhin, teilte Mayr mit, "geht im November die Anlage an der Katharina-Mair-Straße in Freising ans Netz". Im Stadtteil Lerchenfeld soll ein großer Teil der Flüchtlinge unterkommen, die derzeit im Containerdorf an der Wippenhauser Straße wohnen. Das soll im kommenden Jahr geräumt sein, um den Bau der neuen Berufsschule umsetzen zu können. Andere kommen in weiteren Einrichtungen des Landkreises unter. "Es werden keine neuen Unterkünfte geschaffen", beteuerte Mayr. Im Gegenteil: Der Landkreis will einige Häuser schließen, weil sie in zu schlechtem Zustand oder überteuert sind.

Derzeit hat der Landkreis alle Hände voll zu tun, um Personen mit Bleiberecht Wohnungen zu verschaffen. Nathalie von Pressentin, Integrationsbeauftragte des Landkreises, macht deshalb die Runde in den Gemeinden. Dort will sie den Asylhelfern Tipps geben, wie sie Wohnungen für Flüchtlinge vermitteln können. Mayr kündigte an, dass etwa 50 Personen bis zum Jahresende aus Unterkünften in eigene Wohnungen ziehen werden. Er und Landrat Hauner versicherten, dass die Menschen mit Bleiberecht aus ihren Unterkünften nicht ausziehen müssten. Sie dürfen dort bleiben, bis sie eigene Wohnungen gefunden haben.

Erste Antworten, wie es mit dem Familiennachzug weitergehen soll, erwartet sich Landrat Hauner von einem Treffen, das demnächst in Aschau stattfindet. Die eigentliche Lösung, wie mit dem Problem umgegangen wird, erwartet er sich von der neuen Bundesregierung. Er sei sich sicher, dass sich diese nach den Wahlen damit beschäftigen werde.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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