Trainer  aus Leidenschaft:Mission fast erfüllt

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Seit acht Jahren gibt Michael Urban (stehend, links) bei den Wolnzacher Basketballern bereits vor, wo es lang geht - bisher immer nach oben. (Foto: privat)

Basketball hat für Michael Urban seit der Kindheit starke Anziehungskraft. Nun steht der 36-Jährige aus Haslach mit dem TSV Wolnzach kurz vor dem Aufstieg in die 2. Regionalliga

Von Simon Bauer, Au

Die Basketballer des TSV Wolnzach schwimmen auf einer Erfolgswelle, sie stehen kurz vor dem Aufstieg in die 2. Regionalliga. Wenn das Team an diesem Samstag gegen Nördlingen gewinnt, ist der Titelgewinn in der Bayernliga Mitte und der Sprung in die nächst höheren Spielklasse perfekt, wo der TSV Jahn Freising ein potenzieller Gegner wäre. Maßgeblich an der erfolgreichen Saison des TSV Wolnzach beteiligt ist der Trainer: Michael Urban, 36, aus dem Auer Ortsteil Haslach.

Nicht nur für den Verein, auch für den 11 000-Einwohner Markt Wolnzach wäre es "etwas noch nie da Gewesenes für eine Ballsportart", sagt Urban. "Für unsere Abteilung ein Meilenstein, für meine Mannschaft und mich die Erfüllung einer Vision, an der wir seit acht Jahren arbeiten."

Der Sport hat schon seit frühen Kindertagen das Leben des leidenschaftlichen Trainers bestimmt, als Basketballstars wie Michael Jordan und Penny Hardaway auf den Fernsehbildschirmen zu sehen waren. Schnell sei ein Plastikkübel ans Scheunentor genagelt worden, wo er seine ersten Wurfübungen mit einem Fußball absolviert habe, erinnert sich Urban. "Die komplexen Spielzüge, das Flair, die eleganten Bewegungen, die athletischen Leistungen, die Ballbeherrschung und der Wettkampfgeist hatten eine magische Anziehungskraft auf mich", erzählt er. Der Sport wurde für ihn ein Gefährte beim Erwachsenwerden gewesen und führte ihn rund um die Welt. Die ersten Erfahrungen mit organisiertem Basketball und Spielbetrieb machte er mit der Gymnasialmannschaft in Mainburg - "als Spielertrainer, ohne vom Traineramt viel Ahnung zu haben". Es sei oft eine Herausforderung gewesen, überhaupt eine Mannschaft zusammenzubringen und Fahrer zu finden. Nach Wolnzach kam der gebürtige Fürstenfeldbrucker, als nach dem Abitur das Mainburger Team auseinandergebrochen sei und er vom damaligen Abteilungsleiter des TSV kontaktiert und zum Training eingeladen wurde. Er sei bei einem Spieltag mit seiner früheren Mainburger Mannschaft gegen die Wolnzacher aufgefallen. Seit Dezember 1999 ist er Mitglied beim TSV.

Im Alter von 23 Jahren machte Michael Urban dann schließlich nach dem Wechsel nach Wolnzach seine erste Trainerausbildung. "Dadurch habe ich mich selbst weiterentwickelt und später mit 28 sogar noch den Sprung in die Regionalliga geschafft." Nach der Saison 2008/2009 übernahm Urban die Position des Head-Coachs mit A-Lizenz bei den Männern des TSV. Mittlerweile hat er sieben Spielzeiten und drei Aufstiege hinter sich. Zusätzlich trainierte er über lange die U-18-Mannschaft und die erste Frauenmannschaft, die er von der Kreisklasse in die Bayernliga führte. Doch "die Grenzen zwischen Trainer und Spieler verschwimmen immer wieder", sagte er, weswegen der Erfolgstrainer nebenbei selbst als Aufbauspieler in der Regionalliga aktiv war und mittlerweile bei Wolnzach III spielt.

Als Trainer will Michael Urban stets Intuition und Emotionalität mit Vernunft kombinieren, um ein Vorbild zu sein. Ausreichendes Fachwissen sowie ein hohes Maß an Vermittlungskompetenz und guter sozialer Kommunikation, die eine familiäre Arbeitsatmosphäre ergebe, seien die Markenzeichen eines guten Trainers, meint er: "Ich glaube, ich kann Leute gut dazu bringen, mit Intensität und füreinander zu spielen." Neben seiner Trainertätigkeit ist Urban als freier Journalist, Ausbilder für Basketballtrainer und in verschiedenen anderen Ämtern für den TSV Wolnzach aktiv.

Von seinen Spielern verlangt Urban vor allem eines: menschliche Qualität. Gemeint ist der gegenseitige Ansporn zu neuen Leistungen, verbunden mit Respekt und Wertschätzung und einem Sinn für Humor. Hinzu kämen sportliche Aspekte wie Koordination, Ballgefühl und kognitive Fähigkeiten sowie die damit verknüpfte motivationale Lernfähigkeit. "Kommunikation auf dem Feld und abseits davon ist eine alles durchdringende Fähigkeit, die für Transparenz, Kooperation und Effizienz sorgt", sagt Urban. Außerdem sollten die Spieler immer "alles geben".

Urban selbst hat zahllose Stunden in motivierende, frustrierende und anstrengende Trainingseinheiten oder den Umgang mit schmerzhaften Verletzungen investiert. Er sei vielen harten Gegnern begegnet, habe ein paar sehr gute Freunde durch das Spiel und die Trainerausbildungen noch eine ganz andere Dimension des Sports kennengelernt. Er beschreibt es so: "Basketball ist für mich eine Leidenschaft, eine Herausforderung, ein Weggefährte, eine Inspiration, Selbst-Entwicklung, ein Leidensweg, etwas, das ich mit Freunden teilen kann - eine Heimat."

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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