Steuerungsgruppe  koordiniert die Aktivitäten:Moosburg wird faire Kommune

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Der Stadtrat beschließt mit großer Mehrheit, sich um den Titel zu bewerben. Voraussetzung ist auch, dass sich Handel, Gastronomie und Schulen beteiligen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Fairer Handel und der verantwortungsbewusste Umgang mit Produkten und Lebensmitteln rücken immer mehr ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung. Deshalb will nun auch Moosburg dem Beispiel einiger Städte und Gemeinden in der Umgebung folgen und eine "Faire Kommune" werden. Der Stadtrat stimmte in seiner jüngsten Sitzung mit breiter Mehrheit dafür, sich um den Titel "Fairtrade Town" zu bewerben und für die Kampagne einen Arbeitskreis unter Vorsitz des Dritten Bürgermeisters Michael Stanglmaier (Grüne) zu bilden. Gegen einen entsprechenden Beschlussvorschlag stimmte lediglich Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW).

Er sehe die Sache "grundsätzlich sehr positiv und unterstützenswert", meinte Dollinger zwar. Allerdings stimme er dagegen, "weil ich nicht schon wieder ein Gremium bilden will, in dem Mitarbeiter der Stadt gebunden sind - und ich will in der Verwaltung niemandem vorschreiben, welche Art von Kaffee er zu trinken hat". Das sei "keine Gängelung, sondern eine Sensibilisierung", erklärte Jörg Kästl (ÖDP). Man zwinge als Fairtrade Town gewiss niemanden dazu, einen bestimmten Kaffee zu trinken, beschwichtigte auch Stanglmaier seinen Bürgermeisterkollegen, der bei seiner Kritik wohl eines der fünf Kriterien im Blick hatte, die man erfüllen muss, um als faire Kommune vom Kölner Verein TransFair zertifiziert zu werden. Genanntes Kriterium sieht vor, dass der Stadtrat mit einem Beschluss den fairen Handel unterstützt und beispielsweise in allen Sitzungen fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt ausgeschenkt wird. Weiteres Kriterium ist die Bildung einer Steuerungsgruppe mit mindestens drei Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die die Aktivitäten am Ort koordiniert und der auch ein Mitglied der Verwaltung angehören kann. Zudem muss es bei einer Stadt der Größe Moosburgs auch mindestens vier Einzelhandelsgeschäfte sowie zwei Gastronomiebetriebe im Ort geben, die jeweils mindestens zwei faire Produkte anbieten. Außerdem müssen je eine Schule beziehungsweise ein Kindergarten sowie ein Verein und eine Kirche in der Stadt faire Produkte verwenden und Bildungsaktivitäten zum Thema Fairtrade organisieren. Am Moosburger Gymnasium gibt es laut Beschlussvorlage bereits einen Arbeitskreis "Fairer Handel". Als fünftes Kriterium muss die Kommune pro Jahr mindestens vier Beiträge in den lokalen Medien nachweisen, in denen die Fairtrade-Aktivitäten der Stadt thematisiert werden.

Michael Stanglmaier, der den Antrag zusammen mit Jugendreferent Johannes Becher (Grüne), Migrationsreferent Hans Reif (FW), Stadtmarketingreferent Alfred Wagner (UMB), Schul- und Kita-Referent Gerd Beubl (SPD), Finanzreferent Jörg Kästl (ÖDP) und Stadtrat Johann Zitzlsberger (Linke) eingebracht hatte, verwies auf die vielen Kommunen im Umkreis, die bereits als Fairtrade Towns zertifiziert seien. Etwa Landshut, Freising, Erding, Mainburg, Kelheim oder Abensberg. Auch in Moosburg, so hieß es im Antrag, "bieten bereits jetzt einige Geschäfte und Gastronomiebetriebe Produkte aus fairem Handel an und engagieren sich zahlreiche Menschen für einen fairen Handel, zum Beispiel im Eine-Welt-Verein".

Unterstützt wird die Fairtrade-Kampagne in Moosburg auch von der Marketing-Genossenschaft (MeG), die den Antrag laut einer Stellungnahme "in vollem Umfang" unterstützt. "Allein schon aus umwelt- und sozialethischen Gesichtspunkten ist die Auszeichnung erstrebenswert", schrieb Genossenschaftsvorsitzender und Geschäftsführer Christoph Hübner: "Außerdem wird eine positive Außenwirkung generiert, wobei der zu leistende Aufwand gering erscheint." Einige MeG-Mitgliedsbetriebe hätten bereits ihre Unterstützung signalisiert.

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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