Stahlkolosse schweben ein:Millimeterarbeit

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Arbeiter haben mit einem Spezialkran das letzte Stahlbauteil der 185 Meter langen Brücke eingehoben, über der von 2018 an der Flughafenexpress die Autobahn und die Bahnlinie quert. Jetzt beginnen die Feinarbeiten

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Sie steht, die Brücke, die den Flughafenexpress-Zug "Üfex" in gut zwei Jahren über die Autobahn A 92 und die S-Bahn hinweg zum Flughafen führen wird. Am vergangenen Wochenende ist das letzte der 30 Stahlbauteile von einem Spezialkran empor gehoben worden. Nächstes Wochenende schweißen die Bauarbeiter alle Teile zusammen, dann wird die Stahlkonstruktion in ihre reguläre Höhe von etwa zehn Metern über der Autobahn abgesenkt. Der Feinausbau der 185 Meter langen Brücke kann beginnen.

"Stahlbau ist Millimeterarbeit", sagt Dieter-Klaus Schummer, Projektleiter Stahlbau der Firma Max Bögl, die im Auftrag der Bahn die Neufahrner Kurve baut. Am Freitagabend startete die Wochenendschicht, der Verkehr auf der Autobahn A 92 wurde auf zwei Spuren gezwängt, Sonntagmittag war der letzte Stahlkoloss auf das provisorische Traggerüst oben an der Brücke gesetzt. Damit endete der letzte spektakuläre Arbeitsschritt beim Bau der 91 Millionen Euro teuren Neufahrner Kurve. Nur nachts durften die Spezialtransporter fahren, welche die 30 maßgefertigten Stahlteile anlieferten, die den Kern der Eisenbahnbrücke darstellen. An der Oberseite ragen die Kopfbolzendübel empor, für die Betonschicht, die noch aufgebracht wird. Erst darauf kommen später das Schotterbett, die zwei Gleise und sämtliche Ober- und Stromleitungen, die für den Zugbetrieb nötig sind. Im Inneren der Stahlkörper sind Hohlräume, die Äußeren werden mit Beton gefüllt, im Innersten bleibt ein begehbarer Hohlraum, durch den das Abwasser von der Straße abgeleitet wird. Zwischen 40 und 120 Tonnen schwer sind die einzelnen Stahlbauteile, die zusammen die über 180 Meter lange Bahnbrücke ergeben.

Auf der Baustelle der Neufahrner Kurve herrscht nach wie vor Zufriedenheit. "Wir liegen voll im Zeitplan", betont Bahn-Projektleiter Peter Scheidt. Derzeit befinde man sich in der Mitte der Bauzeit, im Sommer 2018 soll mit den Fahrtests für die Züge begonnen werden, damit zum Fahrplanwechsel im Dezember alles reibungsfrei läuft. Weil die Baustelle immer wieder mit dem Zugbetrieb und dem auf der Autobahn kollidiert, müssen eng getaktete, mit Bahn und Autobahndirektion lange vorher abgestimmte Bautermine eingehalten werden.

Die erste Sperre für den Brückenbau fand am Osterwochenende statt, das Wochenende, an dem die Baumaschinenmesse Bauma in München stattfand, musste wegen des starken Verkehrsaufkommens ausgesetzt werden. Jetzt folgte Sperrphase zwei, am nächsten Wochenende Phase drei, für die Schweißarbeiten und das Absenken der Brücke. Parallel dazu laufen noch andere Arbeiten. Dort, wo die Züge aus Regensburg von den regulären Gleisen der Bahnlinie Freising-München abzweigen, wird ein Trog gebaut, in den später das Gleis in Fahrtrichtung Freising abgesenkt wird. Das ist nötig, damit die "Üfexe" aus Freising die Linkskurve hinauf auf die Rampe zum Damm und zur Eisenbahnbrücke schaffen.

Ein Spezialkran hat die Brückenteile über die Autobahn A 92 und die Bahnlinie nach München eingehoben. (Foto: Marco Einfeldt)

Im kommenden Jahr, erklärt Christian Sigl, Bauüberwacher der DB-Projektbau, folgt der Bau von Abzweigweichen auf die Gleise der Flughafen-S-Bahn, damit die Fernzüge nach der Brücke auf die bestehenden Gleise einschleifen können. 2018 konzentrieren sich die Bauarbeiten auf die Freisinger Strecke, wo ebenfalls Weichen eingebaut werden. Der eineinhalb Kilometer lange Damm, auf dem die "Üfexe" zur Brücke über die Autobahn fahren, ist fast fertig und an der höchsten Stelle 13 Meter hoch.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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