Sanierung:Barockes Schmuckstück

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Martin Stegschuster hat mit viel Liebe zum Detail den alten Pfarrhof in Obermarchenbach restauriert. Die Fassade hat den damals üblichen hellroten Anstrich erhalten, die Böden bestehen überwiegend aus historischen Dielen

Von Katharina Aurich, Haag

Er würde es wieder tun, sagt Martin Stegschuster, der vier Jahre lang zusammen mit dem Amt für Denkmalpflege den alten Pfarrhof in Obermarchenbach, einem Ortsteil der Gemeinde Haag, sanierte. Beim "Tag des offenen Denkmals" öffnete das Schmuckstück kürzlich seine Türen für Besucher. Etwa 80 Gäste waren von den Details, den Materialien und dem gesamten, ungefähr 240 Quadratmeter großen Haus begeistert.

Das Pflaster auf dem Gehweg zum Haus stammt vom Münchner Marienplatz

Bereits die Platten auf dem Weg zum Haus dokumentieren Stegschusters Vorliebe für den Erhalt alter Bausubstanz. "Auf diesen Steinen lief bereits die ganze Welt", sagt er schmunzelnd. Denn die Platten stammen vom Münchner Marienplatz. Zufällig sah er in einer Anzeige, dass sie ausgetauscht würden und zu haben seien, da konnte er nicht widerstehen. Im Jahr 2002 erwarb Stegschuster, der ein Ingenieurbüro sowie das gleichnamige Gasthaus und Hotel in Obermarchenbach betreibt, das marode Gebäude, dessen Erdgeschoss durchfeuchtet war und das unter Denkmalschutz steht.

Aus der Zeit des Barock stammt dieser Pfarrhof im Haager Ortsteil Obermarchenbach. Martin Stegschuster hat ihn gemeinsam mit dem Amt für Denkmalschutz saniert. (Foto: Marco Einfeldt)

Daher sei von Anfang an klar gewesen, dass das Gebäude nur gemeinsam mit dem Denkmalschutz und dessen Auflagen saniert werden konnte, erinnert sich Stegschuster. Die staatliche Behörde habe knapp zehn Prozent der Sanierungskosten zugeschossen, aber natürlich umfangreiche Auflagen gemacht. Als erstes wurden das Dach erneuert und Restaurator Antonio Russo-Scharrer mit ins Boot geholt, der die sogenannte "Befundung" vornahm. Dies bedeutet, herauszufinden, wie das Haus im Original einmal aussah.

Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts wurde es als Pfarrhof errichtet. Russo-Scharrer untersuchte sämtliche Wände, Holzteile, Balken, Türen und Fenster. Er fand heraus, dass die Wände ursprünglich mit einem Kalk-Sandgemisch verputzt waren, die Deckenbalken sichtbar, in Hellgrau gestrichen. Die Fassade, die gedämmt wurde, erhielt wie damals einen hellroten Anstrich.

Diese Farbe sei typisch für die Barockzeit, erläutert der Restaurator. Die Böden bestehen überwiegend aus den historischen Dielen. Wo sie kaputt waren, liegen nun Eichendielen. Auch die Zimmertüren, ihre Beschläge und Farben sind wieder original hergerichtet. Jede Tür hat einen anderen Beschlag, erläutert der Eigentümer.

Die Bäder in dem renovierten Pfarrhof sind natürlich neu und auf dem modernsten Stand. (Foto: Marco Einfeldt)

Natürlich sind die Bäder neu und modern, allerdings gibt es immer noch eine Toilette auf dem Treppenabsatz auf dem Weg in das Obergeschoss. Stegschuster hat bereits einige Häuser gebaut, aber bei einer solchen originalgetreuen Sanierung sei alles anders. Der Schaum für die Türfutter, die Türgriffe, die Fenster, nichts komme von der Stange, sagt er begeistert.

Nicht nur Innen hat sich das Gebäude gewandelt, auch die Außenanlagen wurden neu angelegt und zwar so, dass das Wasser aus dem Berg hinter dem Haus nicht mehr auf die Mauern drückt, sondern abgeleitet wird, sagt der stolze Besitzer. Als Nutzung für seinen Pfarrhof, der aus zwei offenen Etagen mit je einer Küche, einem Bad, vier Zimmern und breiten, repräsentativen Fluren besteht, kann er sich eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten vorstellen.

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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