Premiere von Opodeldok:Der nackte Wahnsinn

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Drunter und drüber geht es in dem Stück "Der nackte Wahnsinn", welches die Theatergruppe Opodeldok im Freisinger Pallottihaus aufführt. (Foto: Marco Einfeldt)

Das neue Bühnenstück der Freisinger Theatergruppe strotzt vor Gags und Slapstick.

Von Johann Kirchberger, Freising

Das einzige, was wirklich schlecht war an diesem Premierenabend im Keller des Pallotti-Hauses, war der Besuch. Nur etwa 20 der aufgebauten 80 Stühle waren besetzt, dabei hätte das Theaterensemble Opodeldok ein ausverkauftes Haus verdient gehabt. Denn nicht nur die Komödie "Der nackte Wahnsinn" des britischen Schriftstellers Michael Frayns ist genial, auch die dargebotene schauspielerische Leistung der Freisinger Truppe unter der Regie von Barbara Hofmann ist großartig. Bei dieser Aufführung kann sich der Zuseher glänzend amüsieren, oft schmunzeln und manchmal sogar lauthals lachen. Umso länger das Stück dauert, umso besser wird es.

Gezeigt wird ein Theater im Theater. Im ersten Akt geht es um eine eigentlich gründlich misslungene Generalprobe, die allerdings, wie sich später zeigt, so schlecht gar nicht war. Recht chaotisch geht es teilweise zu, Sardinen werden von einer Haushälterin (Sabine Bühner) hin und her getragen, der Inspizient und Bühnenmeister (Udo Tschipke) muss sich mit Türen herumschlagen, die nicht richtig auf und zu gehen, und da sind dann noch zwei Paare.

Ob es im wirklichen Theaterleben auch so zugeht?

Das eine interessiert sich angeblich für das Haus (Jonathan Avondo und Katherina Bracke) und sucht offensichtlich nur einen Platz für ein amouröses Abenteuer, das andere (Philipp Schreyer und Svenja Vogel) spielt die wahren Hausbesitzer, die auf der Flucht vor dem Finanzamt sind. Ein Regisseur (Hans Fischer) hat alle Mühe, den Schauspielern das Stück und ihre Rollen zu erklären, seine Assistentin (Leoni Mäurer) hilft ihm dabei mehr schlecht als recht. Doch die Rollen sitzen noch nicht, der Text auch nicht, obwohl schon am nächsten Tag Premiere ist, und der Einbrecher (Martin Kunze) hört so schlecht, dass er seinen Einsatz vermasselt. Aber irgendwie, so glaubt man, könnte es vielleicht doch klappen.

Der zweite Akt spielt hinter den Kulissen. Die Schauspielriege ergeht sich in Eifersüchteleien, einer geht auf den anderen los, man erlebt nun die im ersten Akt gesehenen Szenen aus dem Backstage. Was sich da alles abspielt, ist sagenhaft, allein der Kauf von Blumen durch den Inspizienten wird zu einem Running-Gag. Ja und eine Axt ist auch noch im Spiel, die sich hin und wieder gefährlich auf einen Kopf senkt. Eine Flasche Whisky ist heiß begehrt und macht die Runde. Ob es im wirklichen Theaterleben auch so zugeht?

Das Stück ist gut, aber ebenso sind es die Darsteller

Im dritten Akt, der jetzt wieder auf der Bühne selbst spielt, steigert sich der Wahnsinn noch. Die Schauspieler haben ihren Text vergessen, verpassen ihre Einsätze, kreuzen zur falschen Zeit am falschen Ort auf. Einige sind seelisch und/oder körperlich so mitgenommen, dass sie nicht mehr auftreten können und der Inspizient muss immer wieder in andere Rollen schlüpfen und aushelfen. Weil dann auch noch der Regisseur eingreift, der es auf alle Frauen abgesehen hat, nicht nur auf die leicht bekleidete blonde Brooke, und die Frauen wiederum auf ihn, stehen plötzlich drei Einbrecher auf der Bühne, die Sardinen landen auf dem Boden, das Telefon im Garten. Die Schauspieler improvisieren, alles geht drunter und drüber und wird zu einem heillosen Durcheinander.

Es ist ein Heidenspaß, der hier von der Opodeldok-Truppe aufgeführt wird, voller Gags und Slapsticks. Das Stück ist gut, das muss man herausstellen, aber ebenso die Darsteller, denen die Freude am Theaterspiel anzumerken ist. Sie haben sich ihren Beifall mehr als verdient.

Die Gruppe Opodeldok wurde 2003 gegründet und sieht sich als geeignete "soziale Bühne", auf der Menschen unterschiedlichen Alters Kontakte knüpfen und sich nach ihren individuellen Fähigkeiten, sei es handwerklich, technisch, künstlerisch oder schauspielerisch, einbringen können. "Wir machen griffiges, greifbares, echtes Theater", sagt Regisseurin Barbara Hofmann, "und haben den Anspruch, ein hohes Niveau zu erreichen". Das hat auch der Jugendkreistag so gesehen, auf dessen Vorschlag hin Opodeldok 2014 mit dem Jugendkulturpreis des Landkreises ausgezeichnet wurde.

Wer die Premiere vom nackten Wahnsinn verpasst hat, dem kann geholfen werden. Weitere Aufführungen sind am Freitag und Samstag, 3. und 4. Februar, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am Sonntag, 5. Februar, um 16 Uhr.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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