Pläne vorgestellt:Von der Gaststube zur Hotelküche

Lesezeit: 2 min

Rund um den Alten Wirt in Hallbergmoos soll ein Hotelgebäude entstehen. Im Erdgeschoss des historischen Gebäudes soll für die Gäste gekocht werden. (Foto: Sebastian Widmann)

Die Kette Hilton Garden will um den Alten Wirt herum einen Vierseithof mit 160 Zimmern für Übernachtungsgäste bauen. Die Menüs werden im Erdgeschoss des historischen Gemäuers in Hallbergmoos gekocht

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Ein Vierseithof als Hotel, rund um den historischen Alten Wirt als Zentrum gruppiert, das ist das Ergebnis ausgiebiger Verhandlungen der Baufirma Kassecker, des Landesamtes für Denkmalschutz und des künftigen Betreibers, die Hotelkette Hilton Garden. Dass der denkmalgeschützte alte Gasthof aus dem frühen 19. Jahrhundert an der Ludwigstraße erhalten bleiben und in einen Hotelneubau integriert werden würde, war schon seit vergangenem Frühjahr bekannt. Jetzt lagen dem Hallbergmooser Gemeinderat erstmals konkretere Pläne vor.

160 Zimmer in drei scheunenartigen, zweistöckigen neuen Gebäuden mit Satteldächern, eine Tiefgarage mit gut 100 Stellplätzen, das sind die Fixpunkte, auf die sich die Beteiligten bereits geeinigt haben. Unklar ist noch, wie die Fassaden einmal aussehen sollen und mit welchem Material die Satteldächer gedeckt werden. Auch welche Farbe der dann sanierte Alte Wirt einmal bekommt, steht noch nicht fest. "Das werden nicht wir erscheiden", erklärte Ewald Weber, Geschäftsführer der Firma Kassecker.

Der Arbeitstitel des geplanten neuen Hotels lautet "ehemalige Gaststätte Otto-von-Wittelsbach", denn längst gibt es in Hallbergmoos einen neuen "Alten Wirt." Der alte "Alte Wirt" nämlich steht schon lange leer. Erbaut worden ist das Gebäude im Jahr 1830, 1899 erfolgte ein erster Umbau, an dem sich nun die geplante Restaurierung orientiert. Damals bekam der ursprünglich weiß getünchte Gasthof die Ocker-Farbe, die er heute noch aufweist. Ewald Weber machte kein Geheimnis daraus, dass ihm die ursprüngliche Farbe besser gefallen würde, auch, weil sich der historische Bau dadurch besser von den Neubauten abheben würde. Aber da, betonte er, werde vor allem der Denkmalschutz ein Wort mitreden. Weber appellierte aber an die Gemeinderäte, sich eine Meinung dazu zu bilden und diese kund zu tun. Was die Fassade der neuen Gebäudeteile anbelangt, sei alles möglich, ebenso für die Dächer. Vermutlich werde der Denkmalschutz bei der Fassade für Holz plädieren, sagte er und verwies darauf, dass genau dieses Material der künftige Betreiber nicht wolle, weil Holz sehr wartungsintensiv sei.

Was die konkrete Nutzung des Alten Wirts anbelangt, so wird er in Zukunft zur Küche mutieren. Im Erdgeschoss des Gebäudes soll die Hotelküche unterkommen, im ersten Stock ist ein Besprechungsraum geplant. Die Hotelzimmer dagegen werden in den drei neuen Bauten liegen. Die einzelnen Zimmer, führte Weber aus, seien für das Vier-Sterne-Hotel mit je 50 Quadratmetern sehr großzügig ausgelegt. Nachfragen aus dem Gemeinderat kamen aber nicht zur geplanten Gestaltung, sondern zur Tiefgarage. So wurde die Situierung der Einfahrt kritisiert, die in die Ludwigstraße münden soll. Dort aber, so die Kritik, herrsche viel Verkehr. Auch ob gut 100 Stellplätze für 160 Zimmer ausreichen, wurde bezweifelt.

Ein Anwohner fragte, ob das künftige Hotel auch eine öffentliche Wirtschaft haben werde. Dann nämlich seien die sechs bis acht geplanten oberirdischen Parkplätze am Nordrand des Grundstücks doch sehr wenig, gab er zu bedenken. So genau wusste die Frage niemand zu beantworten, auch Immobilienentwickler Weber nicht. Er vermutete aber, dass die Gäste des Hilton-Hotels eher unter sich bleiben werden. Wann mit dem Bau begonnen wird, hängt von dem Zeitpunkt der Genehmigung ab. Als Bauzeit kalkuliert man 18 Monate, plus zwei Monaten Probebetrieb.

Ein historisches Detail wusste Weber aus dem Studium alter Aufzeichnungen noch zu berichten. Irgendwann war einmal ein Schießstand im Alten Wirt. Weil der zu klein war, stellte man die Zieltafeln einfach nach draußen - und schoss durch die geöffneten Fenster.

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: