Personalie:Ismet Ünal tritt zurück

Lesezeit: 2 min

Der Sprecher der Islamischen Gemeinde Freising legt nach 20 Jahren sein Amt nieder.

Ismet Ünal ist als Sprecher der Islamischen Gemeinde in Freising zurückgetreten. "Die Ämter, die ich in der Islamischen Gemeinde seit 20 Jahren inne hatte, habe ich aus privaten Gründen abgegeben", teilte er am Mittwoch in einer knappen Presseerklärung mit. Auf Nachfrage sagte er am Donnerstag: "Es gab viele Gründe dafür, einer war, dass es nach 20 Jahren ehrenamtlich in einem Verein tätig zu sein, irgendwann ja auch reicht, oder?", fragt er und lacht. Er wolle Jüngeren den Weg freimachen.

Auf die Frage, ob auch Unzufriedenheit über die Entwicklung der Gemeinde ein Grund dafür sei, meint er ausweichend: "Es gibt solche in der Gemeinde, die sich sehr gut hier in Freising integrieren und solche, die eher noch daran denken, wieder zurück in die Türkei zu gehen und eher rückschrittlich sind. Aber das man wieder zurückgeht, sagen manche seit zehn, 20 Jahren, da belügt man sich selbst. Unserer erste Heimat ist hier." Er wünsche sich als Nachfolger jemanden, der die "Offenheit der Gemeinde weiterführt" und, "dass die Gemeinde nicht nur an einer Person hängt. Die Gemeinde sollte auf jeden Fall die bestehenden Projekte und die Kontakte zur Stadt und zu den Kirchen pflegen." Wer das wird, ist noch nicht geklärt.

Seit Anfang 2016 ist Ömer Korkmaz Vorsitzender der Gemeinde. Ismet Ünal ist in Freising seit 1997 als Gesicht der Islamischen Gemeinde bekannt. Er war im Vorstand der Gemeinde, seit 2003 auch deren Vorsitzender und blieb es zehn Jahre lang. Zuletzt war er noch als Sprecher der Gemeinde tätig oder, wie man auch sagen könnte, als "Außenminister". Auch in der "Projektgruppe Migration" hat sich Ünal als Sprecher engagiert. Dieses Amt will er behalten.

Ismet Ünal
:"Hören Sie sich unsere Predigten an. Da müssen Sie sich Ihr eigenes Bild machen"

Ismet Ünal von der Islamischen Gemeinde wünscht sich einen offenen und kritischen Umgang mit den Freisingern.

Interview von Clara Lipkowski

Ismet Ünal ist ein typisches Gastarbeiterkind. Die Eltern waren aus der Türkei nach Garching ausgewandert und zogen dann nach Freising. Das war in den frühen Siebzigerjahren. Zu der Zeit entschieden viele Gastarbeiter, in die Heimat zurückzukehren, auch Ünals Eltern wollten das, also schickten sie ihren Sohn in eine türkische Klasse. "Rückblickend war das nicht so gut", sagte Ismet Ünal einmal in einem Gespräch mit der SZ, denn die Familie blieb dann doch: "Ich war in zwei verschiedenen Welten." Sein Dank gelte nun den Freisinger Bürgern, welche die islamische Gemeinde in den vergangenen Jahren immer unterstützt hätten, heißt es in der Presseerklärung.

Die Islamische Gemeinde wird seit mehr als zehn Jahren vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet, weil sie der IGMG zugerechnet wird, der "Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs". Die IGMG ist ein Dachverband für Muslime in Deutschland und wird wegen verfassungsfeindlicher Tendenzen ebenfalls nachrichtendienstlich beobachtet. bt/clli

© SZ vom 22.02.2018 / bt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Freising
:Islamische Gemeinde steht unter Beobachtung

Der Verfassungsschutz hat ein Auge auf die Islamische Gemeinde in Freising, weil sie der Gemeinschaft Milli Görüs nahe steht. Dem Dachverband für Muslime werden verfassungsfeindliche Tendenzen vorgeworfen.

Von Clara Lipkowski und Lea Wahode

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: