Neufahrn:Neue Bewertungskriterien ärgern Feuerwehrleute maßlos

Lesezeit: 2 min

Bei den Atemschutzübungen fallen viele Aktive aus angeblich körperlichen Gründen durch und werden von Ausbildern "abgekanzelt" und "gehänselt"

Von BirgiT Grundner, Neufahrn

Mehr als 10 000 Stunden haben die 85 Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Neufahrn im vergangenen Jahr geleistet - aber die Zeit in der Atemschutzübungsanlage Zolling hat bei einigen offenbar die Freude am Ehrenamt schwer getrübt. Denn neue Bewertungskriterien haben dazu geführt, dass selbst Atemschutzträger, die zuvor die medizinische Untersuchung schon bestanden hatten, aus körperlichen Gründen durchgefallen sind. Die betreffenden Leute seien im Einsatz aber durchaus fit, weiß Kommandant Reinhold Kratzl und fordert: "Man muss doch die tatsächliche Leistung sehen." Wer nicht bestanden habe, sei teilweise auch noch von den Ausbildern wegen angeblich mangelnder Kondition oder ähnlichem "abgekanzelt" und "gehänselt" worden, hieß es in der Jahreshauptversammlung. Seinem Ärger Luft gemacht hat bei dieser Gelegenheit auch Vorstandsmitglied und Gemeinderat Markus Funke. Wenn man so behandelt werde, "dann hören wir halt alle auf", warnte er. "Dann brauchen wir aber eine Berufsfeuerwehr." Zumindest könnte die Feuerwehr aber "bald keine Atemschutzträger mehr" haben, fürchtet Kommandant Kratzl.

Kreisbrandrat Heinz Fischer sagte zu, mit den Verantwortlichen in der Atemschutzübungsanlage über die Sache zu sprechen. Die Vorgaben für die Lehrgänge kämen dagegen "von oben", erklärte er. Trotzdem müsse man sich fragen, ob "alles richtig ist, was von oben kommt", meinte Funke im Gespräch mit der Freisinger SZ: "Das Kreisbrandkommando muss doch nicht alles hinnehmen." Konkret geht es Funke etwa darum, dass neuerdings nach dem Durchlaufen des Übungsszenarios geprüft wird, wie viel Luft noch in der Atemschutzluftflasche ist und das Bestehen des Lehrgangs daran scheitern kann - sogar wenn man der medizinischen Überprüfung zufolge sehr wohl für das Tragen der Atemschutzgeräte geeignet sei.

Wachsenden Anforderungen sehen sich die Feuerwehrleute auch in der Ausbildung gestellt, und es gibt Klagen über die zunehmende Bürokratie, wie in der Versammlung deutlich wurde. Immer schwieriger wird zudem die Nachwuchs-Suche, wie Jugendwart Norbert Penning berichtete. Momentan engagieren sich zwölf Jugendliche.

Unterdessen wird das Engagement der Freiwilligen immer noch wichtiger, wie der Bericht des zweiten Kommandanten Robert Friedrich zeigte: 172 Mal mussten sie zu Einsätzen ausrücken. So haben sie Feuer gelöscht, ausgelaufenes Gefahrgut beseitigt, nach Verkehrsunfällen geholfen oder auch Menschen aus der Isar gerettet.

Besonders in Erinnerung geblieben ist der Fall eines Fahrradfahrers, der sich im Fluss abkühlen wollte und in eine Wasserwalze geraten ist. Die Feuerwehr konnte ihm das Leben retten und hat dafür auch ein persönliches Dankschreiben bekommen.

Ein besonders schönes Beispiel ist diese Geschichte auch für Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier. Es sei doch der Kern der Einsätze, für andere Menschen da zu sein, betonte er und bedankte sich für das Engagement. "Wenn man nur ein Leben retten kann, ist das eine Super-Genugtuung", findet auch Kreisbrandrat Heinz Fischer.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: