Neufahrn im  Jahr 2015:Pfusch am Bau

Lesezeit: 2 min

Mächtig viel ist schief gelaufen am Bau der neuen Neufahrner Grundschule am Fürholzer Weg. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Vermessungsfehler zieht sich wie ein roter Faden durch die Planungen für die Grundschule am Fürholzer Weg. Weitere Pannen am bislang größten einzelnen Bauprojekt in der Geschichte Neufahrns folgen. Mit Mehrkosten von etwa einer Million Euro ist zu rechnen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Festakt in der Grundschule am Fürholzer Weg: Das neue Schulgebäudes wurde zum Beginn des Schuljahres 2015/16 in Betrieb genommen, die Kinder müssen nicht länger in Containern errichtet werden - wäre alles von Anfang an planmäßig gelaufen, dann hätte der Jahresrückblick mit diesen Zeilen beginnen können. Tatsächlich ist das Grundstück im Ortszentrum noch immer eine Großbaustelle.

Schon der Start 2014 war nicht einfach gewesen, zum Beispiel weil der Boden schadstoffbelastet war. Anfang 2015 wurde bekannt, dass es Mängel am Sichtbeton gab und die zuständige Firma beim Zeitplan im Verzug war. Solche Probleme sollten bald zu "Peanuts" werden. Im Frühjahr 2015 stellte sich heraus, dass das für die Vermessung zuständige Fachbüro ein Jahr zuvor einen Fehler gemacht hatte, der sich durch die anschließenden Aufträge gezogen hat: Das neue Gebäude liegt fast einen halben Meter zu tief im Boden.

Das bedeutete Umplanungen, bauliche Anpassungen, Mehrkosten - und viel Ärger. Es droht ein Prozess, der sich über Jahre hinziehen könnte. "Der heiß diskutierte Vermessungsfehler und seine Folgen könnten noch einige Zeiten die Anwälte beschäftigen", bestätigte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) noch einmal kurz vor Weihnachten. Natürlich seien "ein paar Dinge sehr ärgerlich", räumt der Rathauschef ein, "da ist einiges zusammen gekommen." Doch das alles werde "dem Schulbetrieb ab dem kommenden Herbst nicht im Wege stehen". Schon im Januar wird wieder der Ausschuss zusammenkommen, der nach Bekanntwerden des Vermessungsfehlers auf Betreiben der FDP-Gemeinderäte Ingrid und Markus Funke gegründet worden war, um Hintergründe aufzuarbeiten und das Projekt zu begleiten.

Wegen des Vermessungsfehlers mussten Treppen am Turnhallen- Verbindungsgang verlängert, das Entwässerungskonzept ergänzt und die Regenpausenhalle angepasst werden. Denn das Grundwasser könnte im Extremfall höher als bis zur Unterkante der Glasfassade steigen, die aber nicht gegen drückendes Wasser ausgelegt ist. Rechtsanwalt Wolfgang Straube hat der Gemeinde geraten, sich von allen Firmen die in Folge des Fehlers entstandenen Zusatzkosten detailliert mitteilen zu lassen. Eine große Herausforderung wird es sein, die Kosten zu berechnen, die womöglich erst in vielen Jahren als "Spätfolgen" anfallen. Wo immer es geht, will die Gemeinde Schadensersatz fordern.

Nicht nur der Vermessungsfehler hat der Gemeinde zu schaffen gemacht. Hinzu kam ein Wasserschaden im Gebäude für die Ganztagesbetreuung. Die provisorische Regenentwässerung, die für die Bauzeit eingerichtet und aufgrund der Verzögerungen länger als gedacht benötigt wurde, hatte dem Unwetter Ende August nicht standgehalten. Dann war da die Geschichte mit den mehr als 20 Türen, die der Architekt falsch geplant hatte. Die Breite entsprach nicht den Anforderungen an behindertengerechtes Bauen. Und an der Fassade waren Dämmplatten nicht fachgerecht befestigt worden Bei den Kosten steuert man weiterhin auf 18 Millionen Euro zu. Noch nicht einberechnet sind die unmittelbaren Folgen des Vermessungsfehlers, die auf 145 000 Euro beziffert werden, die Auswirkungen der Bauzeitverlängerung, wobei von gut 250 000 Euro die Rede ist, und der Wasserschaden im Ganztagsgebäude.

Schon länger empfiehlt das zuständige Projektsteuerungsbüro eine Aufstockung des bisher auf 17,1 Millionen Euro limitierten Budgets. Im neuen Jahr wird sich der Schulausschuss damit beschäftigen. Am Ende werde man vielleicht eine Million Euro "drüber liegen", schätzt Bürgermeister Heilmeier. So etwas sei aber im Rahmen, die Sache sei "nicht völlig aus dem Ruder gelaufen". Heilmeiers Resümee zum Jahresende: "Das größte einzelne Bauprojekt in der Geschichte Neufahrns bewegt sich zeitlich und finanziell in einem Rahmen, den man sich andernorts für größere öffentliche Bauten wünschen würde."

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: