Neufahrn:Die Hilfsbereitschaft ist da, die Angst aber auch

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55 von rund 400 Neufahrnern bei der Info-Veranstaltung über die Traglufthalle für Flüchtlinge sagen ihre Unterstützung zu

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Bei einer Informationsveranstaltung zur geplanten Traglufthalle in Neufahrn für Flüchtlinge haben 55 der rund 400 Zuhörer dem "Netzwerk Asyl" ihre Unterstützung angeboten und sich noch am gleichen Abend in entsprechende Listen des Landratsamts eingetragen. Es ist eine gute Nachricht für den örtlichen Helferkreis, der die hauptamtlichen Kräfte bei der Betreuung der Flüchtlinge unterstützt.

Die momentan 34 Ehrenamtlichen unter der Leitung von Pfarrer Reinhold Henninger sind derzeit mit den rund 70 Flüchtlingen, die in vier Neufahrner Häusern leben, bereits stark ausgelastet und suchen dringend Verstärkung für die neuen Herausforderungen: der Landkreis will die Traglufthalle für bis zu 300 Flüchtlinge noch vor Wintereinbruch auf dem Trainingsplatz westlich des Stadions aufstellen. Der Standort direkt neben dem Oskar-Maria-Graf-Gymnasium (OMG) und dem Kindergarten sorgt auch für Ängste, wie deutlich wurde. Mehrere Eltern machen sich Sorgen, dass zum Beispiel Mädchen von den vorwiegend jungen Männern unter den Asylbewerbern belästigt und Kleinkinder durch die Security-Präsenz oder gar Polizeieinsätze verunsichert werden könnten. In anderen Orten im Landkreis habe es mit solchen Nachbarschaften bisher keine Probleme gegeben, betonte Irmgard Eichelmann vom Landratsamt. Die meisten Flüchtlinge seien nett, höflich und freundlich, und im Übrigen seien "die Asylbewerber nicht alle potenzielle Kinderschänder." Eichelmann appellierte an alle, die Flüchtlinge "als normale Menschen" zu betrachten: "Von ihnen geht keine größere Gefährdung aus als von einer größeren Gruppe Einheimischer."

"Die Asylbewerber wollen nicht auffallen", sagte auch Beate Drobniak von der Asylsozialberatung der Diakonie Freising: "Die haben ganz andere Probleme", und sie würden sich vor allem für Deutschunterricht und Arbeitsmöglichkeiten interessieren. "Woher weiß man, dass keine IS-Kämpfer dabei sind," wollte ein Neufahrner wissen, und unter den Flüchtlingen seien auch sicher aggressive Menschen - man müsse sich nur die Fernsehbilder von Menschen, die Grenzzäune niederreißen, ansehen. Die Leute seien eben verzweifelt, hielt Eichelmann dagegen. Mit aktuell im Landkreis kursierenden Gerüchten hatte Eichelmann schon zuvor aufgeräumt: Flüchtlinge bekämen vom Landkreis weder Handys gestellt noch Gutscheine für teure Fahrräder geschenkt. Auch würde das Landratsamt nach Ladendiebstählen keineswegs den Schaden ersetze, damit keine Anzeige gegen Asylbewerber erstattet werde, und Flüchtlingskinder würden auch nicht bei der Vergabe von Kindergartenplätzen bevorzugt. Mehr Plätze werden in Neufahrn aber vorbeugend und ohne genaue Zahlen zu kennen auch nicht geschaffen, erklärte Bürgermeister Franz Heilmeier auf Nachfrage.

Wer den Flüchtlingen mit Sachspenden helfen möchte, sollte diese nicht einfach spontan abliefern, sondern zunächst konkretere Angaben abwarten, was tatsächlich gebraucht wird, bat Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl. Handtücher und Bettwäsche würden erfahrungsgemäß benötigt, und Fahrräder seien in der Regel ebenfalls Mangelware. OMG-Direktor Franz Vogl sagte auch die Unterstützung der Schule zu. So könnten Schüler bei der Erstellung einer Homepage zur Koordination der Unterstützung helfen, und das OMG könnte ein "Event" zur Spendenakquise organisieren oder Räume für Deutschkurse zur Verfügung stellen. Gerade beim Sprachunterricht werde künftig auch noch mehr ehrenamtliche Hilfe benötigt, betonte Integrationsreferentin Ulrike Gietl, eine pädagogische Ausbildung sei nicht unbedingt nötig.

Bürgermeister Franz Heilmeier rief die Zuhörer abschließend auf, Neufahrn als einen Ort zu zeigen, der Menschen in Not willkommen heiße.

Spendenkonto der evangelischen Kirche Neufahrn: IBAN: DE20 7009 3400 0006 4281 69 (VR-Bank Ismaning Hallbergmoos Neufahrn); Spendenkonten der Diakonie Freising (Kennwort "Alphabetisierung": IBAN DE67 7003 1000 0001 2241 12 (Bankhaus Ludwig Sperrer) und IBAN DE58 7005 1003 0025 5703 42 (Sparkasse Freising)

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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