Naturschutz:Ein Job für den Wasserbüffel

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Das fleischfarbene Knabenkraut gehört zur Familie der Orchideen und blüht auch im Giesenbacher Hangquellmoor, das im Rahmen des neuen Quellprojekts optimiert werden soll. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Hangquellmoor bei Giesenbach ist ein ökologischer Schatz, hier findet man viele seltene Vögel und Pflanzen. Der Landschaftspflegeverband arbeitet daran, das Schilf zurückzudrängen und die Fläche zu revitalisieren

Von Alexandra Vettori, Landkrei

Es ist eines dieser kleinen Fleckchen, an denen der Laie einfach vorbei fährt. Der Wissende bleibt stehen, geht ein paar Schritte und sieht jetzt im März eine Insel aus braunem Schilf und Gras, umgeben von nackten, kahlen Feldern. Was all das Schilf und der Matsch bedeuten, weiß der Wissende: Hier bei Giesenbach, das zur Gemeinde Kranzberg gehört, erstreckt sich ein Hangquellmoor, mit dreieinhalb Hektar sogar das größte im Landreis. Und auch, wenn das Gestrüpp derzeit nicht besonders beeindruckend wirkt, stellt es doch einen ganz besonderen ökologischen Schatz dar: Hier im dichten Schilf schläft des Nachts die Kornweihe, ein prächtiger Raubvogel, hier tummeln sich seltene Vögel wie der Sumpfrohrsänger, hier blühen Orchideen, Schwertlilien, Sumpfstengelwurz und Fieberklee.

Kein Wunder, dass das Hangquellmoor von Giesenbach ganz oben auf der Liste der zu revitalisierenden Quellen steht, auch wenn es ihm besser geht, als vielen anderen Quellen im Landkreis. Dass es sich erhalten hat, liegt daran, dass der feuchte Boden trotz allem technischen Fortschritt immer noch nicht als Acker taugt, in den 1950er Jahren nutzte man das Areal als Streuwiese, das Mähgut diente als Einstreu in den Tierställen. Jetzt muss man beim Landschaftspflegeverband (LPV) einen Weg finden, wie das Schilf zurück gedrängt werden kann, damit die seltenen Orchideen und Pflanzen genügend Licht bekommen. Wasserbüffel wären ideal, überlegte Geschäftsführer Matthias Maino bei einer Exkursion am Donnerstag, allerdings dürften sie nur kurz hier grasen, damit die schweren Tieren die empfindlichen Blümchen nicht zertrampeln.

Beim händischen Herausreißen des Schilfs haben die Helfer um Projektleiter Tobias Oehmen vom LPV immer wieder auch Altsünden gefunden, Drainagen, mit denen Landwirte versucht haben, das Gebiet trocken zu legen. Inzwischen gehört der Grund der Gemeinde Kranzberg, mit der Pflege ist der LPV betraut. Nur ein Stück weiter ist eine frisch angepflanzte Streuobstwiese auf einem Hügel zu sehen, auch sie hat der LPV angelegt, im Auftrag der Autobahndirektion, die eine Ausgleichsmaßnahme für die Erweiterung der Ratstätte Fürholzen brauchte. Zwischen den Apfel-, Birn-, und Walnussbäumen, allesamt alte Sorten, hat Oehmen eine Salbei-Glatthafer-Wiese angesät, die Beweidung sollen später einmal Pferde übernehmen, "aber nur Stoß-Beweidung, sonst wird zu viel zertrampelt", erklärt er.

Die Flächen für solche Maßnahmen zu bekommen, ist eine Sache. Ausgerechnet im Ampertal, wo die fruchtbaren Böden zu einer intensiven Landwirtschaft mit entsprechenden ökologischen Schäden geführt haben, ist das Flächenpotenzial groß. Auf rund 426 Hektar Grund ist eine Studie des LPV gekommen, die in Händen der Gemeinden liegen. Das war mit ein Grund, warum die Heinz-Sielmann-Stiftung in den Quellschutz im Ampertal mit eingestiegen ist.

Eine zweite Sache bei der Anlage von Biotopen und Renaturierungen sei die Folgepflege, betonte Matthias Maino. Der LPV Freising ist mittlerweile für 75 bis 80 Flächen zuständig und langsam an der Kapazitätsgrenze. Ideen hat Maino viele, etwa für Streuobstwiesen. Da könnte man Bio-Saft pressen, der Absatz wäre sicher riesig. Oder das Heu aus den Wiesen wäre bei Pferdebesitzern gefragt, aber alles müsse organisiert werden. Auch eine tierische LPV-Mäh-Brigade schwebt ihm vor, eine Herde Schafe und Pferde, die Kurzzeiteinsätze auf wertvollen Wiesen übernehmen. "Was der Landkreis bräuchte", sagt Maino, "wären ein Gebietsbetreuer und ein Landschaftspflegehof".

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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