Naturschutz:Ein Herz für Tiere

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Auch der Lebensraum des Feldhasen soll verbessert werden. (Foto: dpa)

Beim Kulturlandschaftstag wird erläutert, wie der Lebensraum für Wild, Vögel und Insekten verbessert werden kann

Von Johann Kirchberger, Freising

Bewusstsein für Wildtiere in der Kulturlandschaft zu wecken und praktische Hilfsmaßnahmen aufzuzeigen, war die Intention des Kulturlandschaftstags der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Weihenstephan. Die etwa 90 Teilnehmer wurden von Institutsleiterin Anette Freiberger begrüßt, Ludwig Wanner vom Landwirtschaftsministerium unterstrich die Bedeutung von Wildtieren in der Kulturlandschaft. "Schützen durch nachhaltiges Nützen", laute das Credo, sagte er. Deshalb würden die wildtierfreundlichen Maßnahmen auch in den nächsten beiden Jahren mit 70 Millionen Euro aus dem Kulturlandschaftsprogramm unterstützt.

In Fachvorträgen haben Referenten erläutert, wie zum Beispiel der Lebensraum des Feldhasen verbessert werden kann und durch welche Maßnahmen in der landwirtschaftlichen Praxis sich die Artenvielfalt von Wildtieren erhöhen lässt. Dazu gehören unter anderem die Anpflanzung von Hecken und Feldgehölzen, in denen sich Goldammer und andere Singvögel ansiedeln, die Erhaltung von artenreichem Grünland als zusätzliche Nahrungsquelle für Blüten besuchende Insekten und die Instandhaltung von Streuobstflächen. Gerade diese seien Lebensraum für Fledermäuse, Grünspecht und Wendehals, hieß es, alles Arten, die alte Obstbäume mit Höhlen benötigten. Auf Wiesen wiederum seien insbesondere Rehe und Feldhasen, aber auch viele Insekten und Vögel, insgesamt über 1000 Tierarten, anzutreffen.

Die "Wildlebensraumberatung in Bayern" im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms und des europäischen Greenings zeige die Chancen für die Artenvielfalt, hieß es. Das in Deutschland einzigartige Projekt setze auf die fachpraktische Beratung von Landwirten, Jägern, Imkern und Naturschützern, das aufgrund der bisherigen Erfolge vom Landwirtschaftsministerium inzwischen um fünf Jahre verlängert wurde.

Eine Entscheidung, die Christof Janko, Projektkoordinator der Wildlebensraumberater in Weihenstephan, sehr begrüßt. Kontinuität in der Aufgabe sei wichtig, sagte er, "wir brauchen Zeit, um gemeinsam mit den Beteiligten die Kulturlandschaft vielfältiger zu gestalten". Mit über 40 verschiedenen Maßnahmen hätten die Wildlebensraumberater mittlerweile ein stattliches Angebot zur Förderung der Wildtiere zur Verfügung, sagte Janko. Vor allem größere blühende und brachliegende Flächen seien wichtige Kernlebensräume für eine Fülle von Wildtieren. Hase, Rebhuhn und zahlreiche Insekten fänden hier das ganze Jahr über sichere Nahrungs- und Deckungsräume. Schön anzuschauen seien blühende Wiesen für den Betrachter zwar vor allem im Frühjahr und Sommer, "ihre ökologische Funktion ist aber vor allem im Winter gefragt, wenn die Flächen blütenarm sind und unordentlich wirken".

Wichtige Bestandteile der Lebensraumverbesserung, so Janko, seien auch blumenreiche Feldrandstreifen und Kleinstmaßnahmen wie Lesesteinhaufen für Eidechsen. Für Wildbienen seien allein schon abgelegte Äste ein wichtiger Rückzugsort. Die ganze Vielfalt der Maßnahmen könnten Besucher in den Wildlebensraum-Modellgebieten in Bütthard (Unterfranken) und Lappersdorf (Oberpfalz) erleben. Das Geleistete für die Bevölkerung sichtbar zu machen, steigere erst das Bewusstsein für Wildtiere, Landwirtschaft und Kulturlandschaft. Ziel der Wildraumberatung, so Janko, müsse schließlich neben der Wildtierförderung die Herstellung einer Verbindung von Mensch und Natur sein.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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