In Moosburg fehlen die Narren:Die Faschingshochburg bröckelt

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Sowohl die Freiwillige Feuerwehr als auch der TSV wollen in Moosburg keinen Maskenball mehr veranstalten. Weil immer weniger Besucher kommen, werden die Veranstaltungen zum Draufzahlgeschäft

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Der Fasching wirft bereits jetzt im Sommer seine Schatten voraus - und die Vorzeichen sind nicht gut. Denn in der bisherigen Faschingshochburg Moosburg bröckelt es ganz gewaltig. Sowohl die Freiwillige Feuerwehr als auch der TSV Moosburg wollen in der neuen Saison auf ihre Maskenbälle verzichten, die bisher als zwei der Markenzeichen des Faschings in der Dreirosenstadt galten. Ihre Entscheidung begründen beide Vereine im Wesentlichen damit, dass sie wegen schwindender Besucherzahlen ein Draufzahlgeschäft befürchten.

Denn der ganze Aufwand, die monatelangen Proben, Kostüme, Saalmieten und Musikergagen dürfen zumindest nicht zu roten Zahlen bei den Vereinsschatzmeistern führen. Man habe sich bei der Feuerwehr in den vergangenen Jahren mit einer schwarzen Null über die Ziellinie gerettet, sagt Vorsitzender Christian Brüllbeck. Doch den Verantwortlichen sei klar geworden, dass beim nächsten Mal allein die Fixkosten um 1500 Euro steigen würden. Band, Gema-Gebühren, Veranstaltungstechnik, Narrhalla-Auftritt, Verköstigung summierten sich zu stolzen Zahlen. Allein die Gema kassiere einen Betrag, der halb so hoch wie die gesamte Musiker-Gage sei. Im vergangenen Jahr habe die Wehr das Glück gehabt, die Band zu einem Sonderpreis zu bekommen, aber das mit der Gema sei "irgendwie Irrsinn", sagt Brüllbeck. Irgendwann rentiert sich's nicht mehr, das sei als Fazit bei der Besprechung im Verwaltungsrat herausgekommen - mit dem einstimmigen Beschluss, den Faschingsball aufzugeben.

Stetig sinkende Besucherzahlen, jede Menge Vorbereitungen, die viel Zeit und Manpower verschlingen - die Feuerwehr sei in erster Linie eben Feuerwehr, mit dem Auftrag Retten, Löschen, Bergen, und nicht die "Feierwehr". 122 Mal sei sie allein in diesem Jahr bereits ausgerückt. Und was den Besucherrückgang betreffe, da könne er auch nur mutmaßen, sagt Brüllbeck: Es sei wohl zu viel los, das ganze Jahr, mit Sommerfesten, Partys und Events. Und es gebe eben auch immer weniger Leute, die sich gern verkleiden wollen. Die Zeiten eines ausverkauften Feuerwehrballs seien passé.

Ähnliche Worte hört man vom TSV-Vorsitzenden Michael Amberger und seinem Stellvertreter Thomas Beisl. Die nackten Zahlen zeigten, dass der Verein Geld mitbringen müsse, um den Ball durchziehen zu können - bei durchschnittlich 250 Besuchern.

Zum Verschenken hat der TSV sein Geld derzeit weniger denn je, denn er muss den Neubau eines Sportgebäudes finanziell stemmen. Bei den Verantwortlichen herrscht Bedauern über die Entwicklung, gleichzeitig aber auch die Einsicht: So schön die alten Zeiten auch gewesen sein mögen - sie sind vorbei.

Und die Narrhalla, als Rückgrat des Moosburger Faschings? Präsident Manfred Rus bedauert die Entscheidung von Feuerwehr und TSV und hofft, dass die einstige Hochburg am Ende nicht noch geschleift wird. Weil es ohne einen großen Maskenball in der Stadthalle einfach nicht geht, überlegt man bei der Narrhalla intensiv, selbst als Veranstalter aufzutreten. Wohl wissend, dass auch sie keine verschwundenen Besucher herbei zaubern kann.

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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