Nach dem Abitur ins Ausland:Besonders die Oma hat gefehlt

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Neben der Arbeit nutzte Anna Weber auch die Gelegenheit, sich Ecuador und die Nachbarländer anzusehen. (Foto: privat)

Die 19-jährige Anna Weber aus Mintraching war ein Jahr lang in Ecuador und hat mit Ordensschwestern gearbeitet

Von Birgit grundner, Neufahrn

Es mag wie ein Klischee klingen, aber auf den Schweinsbraten mit Semmelknödeln, zubereitet von der Oma, hat sich Anna Weber besonders gefreut. Nach der langen Zeit mit Reis - manchmal dreimal am Tag und oft mit Hühnchen. Ein Jahr lang hat Anna Weber (19) an einem entwicklungspolitischen Freiwilligen-Projekt in Ecuador teilgenommen. Jetzt ist sie wieder daheim und genießt die Ferien, bevor sie im Oktober an die Uni geht. Physik und Meteorologie will die Mintrachingerin studieren, die das Abitur am Oskar-Maria-Graf-Gymnasium im vergangenen Jahr mit der Traumnote 1,0 gemacht hatte.

Einige Monate später flog sie in das gut 10 000 Kilometer entfernte Quito, lebte dort zunächst drei Wochen bei einer Gastfamilie und machte einen Spanischkurs gemacht. Dann ging sie in das kleine Dorf Oyacoto. Dort lebte und arbeitete sie in dem Projekt Fundación Cristo Misionero Orante mit, das von Ordensschwestern geführt wird. Ein Internat gehört dazu und eine Schule, in der Anna Weber vor allem Englisch-Unterricht, aber auch Klavierstunden gab. Außerdem half sie im Kindergarten, beim Pausenverkauf und gegen Ende auch in der Küche. "32 Orangen mit der Hand auspressen - kein Problem", lacht sie.

Gerade der Englischunterricht war anfangs eine Herausforderung: Anna Weber sprach nach dem Einführungskurs nur wenig Spanisch, ihre Schüler wiederum konnten kein Deutsch, ebenso wenig die Schwestern und Mitbewohner. Aber dank "Learning by Doing" war das bald kein Problem mehr, jetzt spricht die Mintrachingerin fließend Spanisch. Nur mit der Grammatik ist sie noch nicht zufrieden. Nach Möglichkeit will sie deshalb an der Uni einen Sprachkurs belegen. Dreimal pro Woche hat Anna Weber, die seit Jahren Ministrantin in ihrer Heimatpfarrei St. Franziskus ist, an Gottesdiensten teilgenommen. "Die Musik ist dort viel schwungvoller", erzählt sie, "und alle können sämtliche Lieder auswendig." Ihre Zeit in Ecuador hat die junge Frau auch genutzt, um sich das Land anzusehen. Mit anderen Freiwilligen hat sie am Wochenende Städte-Ausflüge gemacht, ist aber auch nach Bolivien und Peru gereist und hat ihre Gastfamilie besucht, von der sie noch immer schwärmt.

Die Arbeit im Projekt und die 50-jährige Partnerschaft zwischen den Diözesen München-Freising und Quito haben ihr viele Türen geöffnet, ist Anna Weber überzeugt. Womöglich habe sie auch wegen der vielen Kontakte in Ecuador kaum Heimweh gehabt. Nur die Familie, ganz besonders die Oma, die Freunde und das Klettern in Freising seien ihr abgegangen. "Und ich hab leider kein Klavier gehabt", fügt sie hinzu. Außerdem wäre "Schwarzbrot mal schön gewesen", sagt Anna Weber und schmunzelt. Schade findet sie auch, dass sie bei der Abiturfeier ihrer jüngeren Schwestern nicht dabei war.

Der Abschied nach einem Jahr in Ecuador war dann "schon traurig". Die Schwestern, von deren Freundlichkeit Anna Weber noch immer schwärmt, hatten extra noch einmal ihre ecuadorianischen Lieblingsgerichte - zum Beispiel eine Art Kartoffelpuffer - zubereitet. Und alle sind zum Flughafen mitgekommen. Daheim erwartete Anna Weber dann eine Überraschungsparty mit Verwandten und Freunden. Alle wollten mehr über ihre Zeit in Ecuador hören, und Anna Weber plant inzwischen, auch in der Pfarrei noch einen Vortrag zu halten.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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